Mannheim. Das Frauenteam steht zum neunten Mal in Folge im DM-Finale. Dort wartet am Sonntag der Mannheimer HC. Die HTHC-Herren verloren knapp.
Wer 28 Sekunden vor Spielende das 2:2 kassiert, den neunten Einzug ins Finale um die deutsche Feldhockeymeisterschaft in Serie vor Augen und eine 70-minütige Hitzeschlacht in den Beinen, der geht in der Regel mit einem psychologischen Nachteil in das Penaltyschießen. Dass die Damen des Uhlenhorster HC den Shoot-out des Halbfinales gegen Rot-Weiß Köln dennoch völlig entspannt angehen konnten, hatte indes einen Grund. Besser noch einen Namen: Yvonne Frank.
Die ehemalige deutsche Nationaltorhüterin ist eine Bank im Duell Eins-gegen-Eins, und das stellte die 37-Jährige auch am Sonnabend bei der Endrunde in Mannheim wieder unter Beweis. Dreimal – gegen die Torschützinnen Pia Grambusch und Julia Busch sowie Paula Velmans – parierte Frank, dazu zielte Christina Schröder daneben. Und so genügten dem Titelverteidiger die cool abgeschlossenen Treffer von Marie Mävers und Jana Teschke, um die unfassbare Serie mit einem 4:2-Sieg nach Penaltyschießen auf nun neun Finalteilnahmen in Folge auszubauen.
"Wir haben in der zweiten Halbzeit weltklasse gespiel"
„Ich hätte auf diese Bühne gern verzichtet, denn im Spiel hatte ich so wenig zu tun, dass ich meine Form gar nicht einschätzen konnte“, sagte Yvonne Frank. „Zum Glück ist es ja wieder gut gegangen. Ich bin aber vor allem unheimlich stolz auf das Team, wie es diese Hürde genommen und den späten Ausgleich weggesteckt hat.“ Nationalstürmerin Mävers sagte: „Wir wissen, dass wir dank Yvi einen psychologischen Vorteil im Penaltyschießen haben. Dennoch war es absolut unnötig, dass wir es so spannend gemacht haben, denn wir haben in der zweiten Halbzeit weltklasse gespielt und es versäumt, das Spiel frühzeitig zu entscheiden.“
Das stimmte. Den Toren von Charlotte Stapenhorst (42.) und Marlene Müller (48.) hätte die Auswahl von Claas Henkel bei konsequenterer Verwertung der Konterchancen locker einen dritten und sogar vierten Treffer folgen lassen können. Stattdessen sorgten zwei erschütternde Fehler im Spielaufbau für den Ausgleich – der allerdings den aufgrund der ersten Hälfte verdienten Lohn für die tapfer kämpfenden Kölnerinnen darstellte. „Wir haben eine beschissene erste Halbzeit gespielt, waren nicht präsent, verunsichert und weit entfernt von unserem normalen Niveau“, gab Henkel unumwunden zu. „Dafür haben wir nach der Pause unsere beste Saisonleistung gezeigt und uns dadurch das Finale verdient.“
Alster wird Videobeweis verwehrt
Dort ist für den amtierenden Feld- und Hallenchampion an diesem Sonntag (11.30 Uhr) Endrundengastgeber Mannheimer HC der Gegner, der ein Hamburger Endspiel durch einen 3:2-Halbfinalerfolg über den Club an der Alster verhinderte. Dabei waren die Hamburgerinnen über weite Strecken die bessere Mannschaft gewesen und hatten gegen den Hauptrundensieger einen 0:2-Rückstand durch Tore von Marie Jeltsch (19.) und Emily Kerner (29.) aufgeholt. Das 2:3 sieben Minuten vor Schluss war angesichts von Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke der Genickbruch. Mit dem Abpfiff wurde Alster zudem ein Videobeweis – der erstmals bei einer nationalen Endrunde möglich war – verwehrt, weil Schiedsrichter Gregor Küpper das Zeichen zur Anforderung übersehen haben wollte.
„Das gibt dem Ganzen zwar einen schalen Beigeschmack, letztlich haben wir es uns aber selbst zuzuschreiben, denn wir haben die Tore zu einfach hergeschenkt“, sagte Alster-Cheftrainer Jens George, der seine junge Mannschaft allerdings trotzdem lobte. „Wir haben ein Riesenspiel gemacht, waren über weite Strecken das bessere Team. Uns fehlt es an Erfahrung, aber aus so einem Spiel werden wir viel lernen.“
HTHC-Herren verlieren knapp
Erstaunliche Comeback-Qualitäten bewiesen am Abend die Herren des Harvestehuder THC, die gegen Titelverteidiger und Hauptrundensieger Rot-Weiß Köln nach 18 Minuten mit 0:3 zurücklagen, am Ende jedoch nur knapp mit 3:4 den Kürzeren zogen. Die Partie verlief kurios. Der HTHC, der kurz vor der Halbzeit durch Nick Spooner das 1:3 erzielt hatte, war in den ersten 35 Minuten chancenlos gegen Kölner, für die das Semifinale wie eine verschärfte Trainingseinheit für das Endspiel am Sonntag (14 Uhr) gegen Gastgeber Mannheimer HC (siegte im Halbfinale 4:3 nach Penaltyschießen gegen Uhlenhorst Mülheim) wirkte.
Weil die Westdeutschen jedoch nach der Pause weitere hochkarätige Chancen vergaben, kamen die Hamburger, die sich über einen 1:5-Rückstand nicht hätten beklagen dürfen, durch Anton Pöhling (46.) zum Anschlusstor – und plötzlich kippte das Spiel. Jan-Philipp Heuer (51.) schaffte den Ausgleich, anschließend entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, den die Kölner vier Minuten vor Spielende durch eine von Tom Grambusch verwandelte Strafecke für sich entschieden.
Während HTHC-Kapitän Tobias Hauke nach der Partie die Schiedsrichterleistung kritisierte und fehlendes Glück für seine Farben reklamierte, fand Cheftrainer Christoph Bechmann die gewohnt deutlichen Worte in Richtung seines Teams. „Dieses Spiel war ein Spiegelbild der Saison. Wir haben immer vier, fünf Ausfälle und sind vom Niveau her deshalb einfach nicht in der Lage, einen solchen Gegner in einem Halbfinale zu schlagen“, sagte er.