New York. Kurios: Gegner auf dem Platz tragen dasselbe Modell. Dahinter steckt eine neue Kampagne. Gegen eine kommen aber alle nicht an.
Beim Fußball ist es einfach und einträglich. Da gibt es ein Heim-Trikot und ein Auswärts-Trikot und manchmal noch ein besonderes. Die Fans kaufen gerne beides. Der HSV zum Beispiel hat ein weißes Hemdchen für die Spiele im Volksparkstadion und ein blaues für die in gegnerischen Arenen. Das muss angezogen werden, wenn die Gastgeber auch ein weißes haben. Man will die beiden Mannschaft ja im Stadion und am Fernseher unterscheiden können. Und dann hat der HSV noch ein rosafarbenes Trikot – pretty in Pink gewissermaßen, für die besonderen Anlässe.
Beim Tennis, wo ja abgesehen von Wimbledon praktisch alle Regeln gefallen sind (früher: nur in Weiß!), ist bei den US Open in New York ein beängstigender Trend zu verfolgen. Gegnerische Spieler tragen ein und dasselbe – oder hier muss man sagen: das gleiche Hemd. Denn der Hersteller hat schon noch für jeden eins übrig.
Der Hamburger Mischa Zverev und sein Opponent Thai-Son Kwiatkowski aus den USA trugen dasselbe Modell eines deutschen Ausrüsters. Frisch auf dem New Yorker Markt, kostet online 69,95 Euro. Adidas hatte gerade vor den US Open eine große Präsentation mit den von der Dreistreifenfirma gesponserten Stars, darunter die Zverev-Brüder Alexander und Mischa, Angelique Kerber und Superstar Pharrell Williams. Über dessen Tenniskünste war bislang wenig bekannt. Er ist auch mit "Happy" und anderen Songs eher im künstlerischen Fach zuhause.
Pharrell Williams macht jetzt in Tennismode
Doch Williams hat für Adidas eine neue Linie entwickelt, die die Tennisprofis jetzt zu Markte tragen sollen. Es ist Teil einer Kampagne ("Quiet please!"), die dazu aufruft, durch die Stimme und Liebe die Welt zu verändern – was man halt so sagt, wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringt und Millionen für Marketing rauswirft.
Mit einem gewaltigen Brimborium in New York hat Adidas die Kampagne gestartet. In der Pressemitteilung war allerdings von Mischa Zverev nicht die Rede. Durfte er in seinem Erstrundenmatch nur das Hemd seines jüngeren Bruder auftragen?
Alexander Zverev wie Björn Borg inszeniert
Nicht ganz, denn für Alexander Zverev hatte sich der Ausrüster ein Hemdchen ausgedacht, das zu dessen Mähne besser passt: eins mit Streifen. Und das soll an Björn Borg erinnern, die Tennis-Legende, die meist im Streifenhemdchen und eiskalt die Gegner aus dem Spiel nahm. Blöd nur, dass Borg bei Fila einkaufte.
Maria Scharapowa sticht alle aus
Aber so hat jeder Ausrüster von Tennisstars dieser Tage seine Aufgabe. Nike etwa, eigentlich Platzhirsch in Flushing Meadows, stattet Maria Scharapowa aus. Die Russin war wegen Dopings gesperrt und kämpfte sich jetzt auf die Weltbühne zurück, in einem aufregenden Arbeitsanzug: „Hinter diesem Kleid und den Swarovski-Steinen hat dieses Mädchen viel Biss - und sie wird diesen Ort nicht verlassen“, sagte Scharapowa (30) nach ihrem Erstrundensieg.
Gute Geschichte: Böse Russin kehrt nach New York zurück im Kleid mit viel Bling-Bling. In Abwesenheit von Serena Williams kann Scharapowa den Glamourfaktor hochhalten. Die Deutsche Presse-Agentur schrieb: "Kaum einer lockt das Publikum und Werbepartner an wie Scharapowa." Wie singt Pharrell Williams doch in seinem Mega-Hit? "Clap along if you feel like a room without a roof... Because I'm happy." Scharapowa hat auf dem Center Court ohne Dach gut lachen.