Hamburg. Die deutschen Handballerinnen werben in Wilhelmsburg mit einer 32:18-Gala gegen Spanien für die WM 2017.
An die Handballweltmeisterschaft 1997 in Deutschland hat Grit Jurack noch ganz besondere Erinnerungen. Sie war gerade 20 damals und neu in der Nationalmannschaft. „Es war sensationell, wie uns die Leute zugejubelt haben. Die Hallen waren voll, Damenhandball wird ja sonst eher stiefmütterlich behandelt.“ Am Ende durfte sich Jurack auch noch eine Bronzemedaille umhängen lassen.
So darf es im Dezember nächsten Jahres gern wieder werden, wenn nach 20 Jahren wieder eine Frauen-WM im (nach Vereinsmitgliedern) größten Handballland der Welt stattfindet. „Es wird ein Riesenfest“, verspricht Jurack (38). Die Rekordnationalspielerin kam als offizielle Botschafterin des Turniers am Freitag in die Wilhelmsburger Inselparkhalle, wo am Abend die Nationalmannschaft gegen Spanien spielte.
Das Spiel war gewissermaßen der erste WM-Test
Bundestrainer Michael Biegler diente die Partie vornehmlich dazu zu überprüfen, wie die Form seiner Mannschaft im Hinblick auf die EM im Dezember in Schweden ist. Offenbar gut. Die 32:18 (17:10)-Gala gegen den EM-Zweiten riss die 2147 Zuschauer mit, die besonders die Buxtehuderinnen Emily Bölk (vier Tore), Lone Fischer (zwei) und Maike Schirmer feierten. „Eine super, super Stimmung“, schwärmte die 18-jährige Bölk, „geil, dass der Buxte-Fanclub auch da war.“ Auch Biegler war „begeistert, wie die Mannschaft aufgenommen wurde. Und die Ladys haben sich für eine überragende Trainingswoche belohnt.“
Für den Deutschen Handball-Bund (DHB) war das Spiel gewissermaßen schon der erste Test für die WM 2017. Hamburg wird dann mit der Barclaycard-Arena Schauplatz der Finalrunde sein. Und nach Möglichkeit spielt der Gastgeber dann nach zehn Jahren (2007 gab es WM-Bronze) endlich wieder um die Medaillen mit. „Wir wollen dieses Final Four in Hamburg erreichen“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann.
Die Hansestadt soll auch bei der Bewerbung des Turniers mit dem gewöhnungsbedürftigen Slogan „Simply wunderbar!“ die Kulisse abgeben. Am 27. Juni wird hoch oben im 24. Stock des Hotels Scandic Emporio am Dammtorwall die Vorrunde ausgelost. Bereits am 19. März richtet der DHB in der Stadt den zweiten Tag des Handballs aus.
Dessen Premiere am 6. September 2014 in der Frankfurter Commerzbank-Arena gipfelte im Bundesligaspiel der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg vor der Weltrekordkulisse von 44.189 Zuschauern. Bei der Wiederauflage stehen die Nationalteams im Mittelpunkt. In der Barclaycard-Arena bestreiten sowohl die Frauen als auch die Männer ein Länderspiel gegen Schweden.
600.000 Euro kostet die WM die Stadt
„Die WM hilft uns dabei, die Stadt sportlich neu aufzustellen“, sagte Staatsrat Christoph Holstein, „Handball ist in Hamburg weiterhin eine große Nummer.“ 600.000 Euro lässt sich die Stadt die Finalrunde kosten. Auch deshalb konnten die Preise moderat gehalten werden. Karten für die Medaillenspiele sind (vom 27. Oktober an) bereits für 25,50 Euro erhältlich.
Dass unklar ist, ob die WM (wie auch die der Männer im Januar) überhaupt im deutschen Fernsehen übertragen wird, könnte dem Kartenverkauf sogar helfen. Stefanie Melbeck (39), die Buxtehuder Rekordspielerin, schwärmt noch immer von der Atmosphäre bei den deutschen WM-Vorrundenspielen 1997 in Sindelfingen, die sie auf der Tribüne erlebte: „Wenn ich daran denke, bekomme ich Gänsehaut.“ Zehn Jahre später gewann sie zusammen mit Jurack selbst Bronze.