"Durchgedreht": Ein Hamburger ist englischer Fußballmeister

Hamburg. Sein Name ist Schlupp, Jeffrey Schlupp. Er wuchs an der Elbe auf und ist mit Leicester City Sensations-Meister in der Premier League.

Ein bisschen sind wir auch englischer Meister: Leicester Citys Linksaußen Jeffrey Schlupp, 23, ist gebürtiger Hamburger. Seine ersten zehn Jahre verbrachte der Deutsch-Ghanaer in der Hansestadt, ehe seine Eltern mit ihm nach England zogen. Mit elf wurde er in die Academy von Leicester City aufgenommen. Und am Montagabend errang der heutige Stammspieler im Haus von Stürmer James Vardy mit seinem Team vorm Fernseher den märchenhaften Premier-League-Titel. Die Handyfilmchen nach dem Abpfiff der Partie des Verfolgers Tottenham Hotspur beim FC Chelsea (2:2) zeigen Schlupp mittendrin im Freudentaumel. Er twitterte: „Let’s go fucking mental.“ Was so viel heißt wie: Lasst uns total durchdrehen.

Auf seinem Account schreibt „Jeff“ nur auf Englisch. Er postete dort aber mal seinen deutschen Pass und berichtete von einem Trip nach Hamburg, um Familienmitglieder zu sehen. „Er ist wie ich im Norden Hamburgs groß geworden, in Fuhlsbüttel und Hummelsbüttel. Unsere Eltern kennen sich, weil sie zur selben Kirche gegangen sind“, erzählt Otto Addo, 40. Der Ex-Bundesliga-Profi ist selbst Deutsch-Ghanaer und war bei der WM 2014 für Ghanas Nationalelf als Scout tätig.

Leicesters Jubelszenen für die Ewigkeit

Kein Halten mehr: Leicester-Fans feiern in einem heimischen Pub den sensationellen Meistertitel ihres Teams © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

Rund um den Haymarket Memorial Clock Tower versammelten sich Tausende zur spontanen Jubelfeier © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

In der 330.000-Einwohner-Stadt war fast jeder auf den Beinen © dpa | Facundo Arrizabalaga

Die "Foxes" holten den Titel, ohne selbst gespielt zu haben © dpa | Facundo Arrizabalaga

Das war den Supportern egal, sie feierten ihr Märchen ausgelassen © REUTERS | EDDIE KEOGH

Diese Herren hatten fürs Durchmachen vorgesorgt © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

Laola für den Meister © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

Ein Autokorso rund ums King Power Stadion durfte natürlich nicht fehlen © REUTERS | EDDIE KEOGH

Auch dort hatten sich zig Fans versammelt © Imago/Kyodo News

Victory! © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

Die Bobbys ließen die Partymeute gewähren © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

Leicesters Edelfan Gary Lineker muss nun für die BBC in Unterhosen moderieren © Imago/BPI

So könnte es aussehen: Ein Leicester-Fan hält eine Fotomontage von Gary Lineker in Unterhosen hoch © Imago/BPI

Der Dank der Fans ging auch an Shootingstar Jamie Vardy © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

In der Villa des Torjägers verfolgte das Team um Christian Fuchs (l.) und Robert Huth das entscheidende Spiel zwischen Chelsea und Verfolger Tottenham © Reuters

Fans versuchten, einen Blick in Vardys Haus zu erhaschen © Reuters

Am Morgen danach versuchte der neue Star sein Haus in Melton Mowbray unbeobachtet zu verlassen - vergeblich © Reuters

In einem Café in Leicester wurde derweil ein "Vardyccino" gereicht © dpa

Leicesters Helden bei der ersten Trainingseinheit als englischer Meister © Reuters

So lässt es sich trainieren: Die frisch gebackenen Meister Ryad Mahrez (v.l.), Christian Fuchs und Danny Simpson © Reuters

Scherzkeks Robert Huth (r.) hielt Leonardo Ulloa und seine Mannschaftskollegen bei Laune © Reuters

Auch der thailändische Club-Eigner Vichai Raksriaksorn (l.) ließ sich zum Meistertraining blicken © Reuters

Ex-Bundesligaprofi Shinji Okazaki (r., Mainz und Stuttgart) bekam beim Gang zum ersten Training als Meister das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht © Reuters

Wes Morgan (r.) traf ebenfalls bestens gelaunt auf dem Trainingsgelände ein © Reuters

Aus der Traum dagegen für Tottenham: Die Spurs um Erik Lamela verspielten ihre Mini-Chance auf den Titel durch ein 2:2 bei Chelsea © dpa | Will Oliver

Eden Hazard zelebrierte seinen späten Ausgleich, der Leicester gleichzeitig zum Meister machte © dpa | Will Oliver

Auch unter Chelseas Fans fanden sich etliche Gratulanten - vor allem an Meistertrainer Claudio Ranieri, der zuvor als Trainer in London gescheitert war © imago/BPI | imago sportfotodienst

Leicesters Fans hatten bange Stunden zu überstehen, denn Tottenham führte in Chelsea zur Halbzeit noch mit 2:0 © REUTERS | Eddie Keogh

Doch am Ende brach in den Pubs der Jubel los © REUTERS | Eddie Keogh

So wie hier in der Yates's Bar © Getty Images | Ross Kinnaird

...oder in der Market Tavern © dpa | Facundo Arrizabalaga

Nackter Jubel in Leicesters Innenstadt © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

Der unglaubliche Triumph des Fußballteams war natürlich auch am Tag danach Stadtgespräch © Imago/Zuma Press

Weitere Bilder von Leicesters Meisterfeier © imago/ZUMA Press | imago sportfotodienst

1/41

„Er ist sehr diszipliniert und hat einen super Charakter"

Addo, derzeit Co-Trainer beim dänischen Erstligisten FC Nordsjælland, hat keinen Kontakt zu Schlupp, aber in Ghanas Fußballverband einiges über ihn gehört: „Er ist sehr diszipliniert und hat einen super Charakter, der zu dieser tollen Mentalität bei Leicester City passt.“ Der flexibel einsetzbare Schlupp, der zu den schnellsten Spielern der Premier League gehört, wurde im März 2011 für einen Lehrgang der deutschen U-19-Auswahl eingeladen, kam dort aber nicht zum Einsatz und entschied sich dann für die „Black Stars“, für die er seither zwölf Länderspiele bestritten hat.

Gefühlt ist Schlupp inzwischen auch Engländer. Auf der Insel ist er glücklich mit seiner Freundin und Söhnchen Arlo, 2. In der Meistersaison stand der Profi für die „Foxes“ die ersten zwölf Spiele in der Startelf, ehe er sich eine Muskelverletzung zuzog. Nach knapp drei Monaten Pause kehrte Schlupp Ende Februar zurück, wurde seitdem immer eingewechselt, bis er zuletzt gegen Swansea (4:0) und Manchester United (1:1) wieder in die Anfangself rückte.

Beim englischen Rekordmeister absolvierte er 2013 ein sechswöchiges Probetraining, noch unter Trainer-Ikone Alex Ferguson. „Sir Alex war sehr nett zu mir und sagte, ich sei dort, weil ich ein guter Spieler bin, ich solle das einfach genießen. Und wer weiß, was dann passiert“, erinnerte sich Schlupp. Am Saisonende ging Ferguson leider in Ruhestand. „Es wurde nichts daraus, aber das hat mich zu dem Spieler geformt, der ich heute bin.“ Er nahm das ManUnited-Gen mit. Und jetzt ist er selbst Meister.