Leicester/Hamburg. Jeffrey Schlupp ist Stammkraft beim Sensationstabellenführer auf der Insel. Einem Ex-HSV-Profi dürfte der Lauf der “Foxes“ missfallen.
Darmstadt 98 an der Spitze der Fußball-Bundesliga? Nahezu undenkbar. Während es im deutschen Oberhaus schon überraschend genug ist, dass der Aufsteiger nach 13 Spieltagen noch immer ausreichend Distanz zu den Abstiegsrängen hält, gibt es in der englischen Premier League zum gleichen Zeitpunkt eine wahre Sensation um einen vergleichsweisen Low-Budget-Club zu bestaunen: Leicester City, in der vergangenen Saison nur knapp dem Abstieg entkommen, dreht den etablierten Großvereinen wie Chelsea, Arsenal oder den Manchester-Clubs City und United aktuell an der Tabellenspitze eine lange Nase. Durch das 3:0 bei Newcastle United und die gleichzeitigen Niederlagen von Manchester City (1:4 gegen Klopp-Club Liverpool) und Arsenal (1:2 bei Bromwich) steht das Team von Trainer Claudio Ranieri erstmals ganz oben. Und das nicht etwa im August, wie Gary Lineker anmerkte, sondern Mitte November.
Linekers Spitze gegen Newcastle-Legende Alan Shearer:
Lineker ist neben Torwart-Legende Peter Shilton einer von wenigen Spielern, für die der Club aus der Mitte Englands bislang bekannt war. Aktuell heißen die prägenden Figuren der "Foxes" Ex-DFB-Nationalspieler Robert Huth, Kasper Schmeichel (Sohn des früheren Weltklasse-Keepers Peter Schmeichel) und allen voran James Vardy. Der Stürmer, der vor drei Jahren wegen einer Bewährungsauflage noch mit Fußfessel in der fünften Liga kickte, ist inzwischen zum Nationalspieler aufgestiegen und hat jetzt einem ganz Großen einen Rekord abgenommen: Erstmals seit Ruud van Nistelrooy ist es mit Vardy einem Spieler der Premier League gelungen, in zehn aufeinanderfolgenden Spielen mindestens einen Treffer zu erzielen. Dem späteren HSV-Profi van Nistelrooy war dieses Kunststück 2003 für Manchester United gelungen - allerdings saisonübergreifend.
Gebürtiger Hamburger mischt kräftig mit
Aber es gibt auch stillere Helden, die zu Leicesters märchenhaftem Wandel vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Anwärter beitrugen. Einer von ihnen ist Jeffrey Schlupp, Deutsch-Ghanaer und in Hamburg geboren. Als Zehnjähriger verließ der Mittelfeldspieler mit seinen Eltern die Hansestadt in Richtung Insel. Dort spielte sich der inzwischen 22-Jährige längst auch in die DFB-Notizbücher. Doch eine Einladung des U19-Coaches Ralf Minge schlug Schlupp aus und debütierte stattdessen für Ghana. Seiner Geburtsstadt bleibt er dagegen verbunden, Familienangehörigen in Hamburg stattet Schlupp immer mal wieder einen Besuch ab.
In der vergangenen Saison trug der Offensivmann in einem starken Schlussspurt zum nicht mehr für möglichen gehaltenen Klassenerhalt Leicesters bei. Auch in dieser Spielzeit ist Schlupp Stammkraft - wenn er auch ausgerechnet beim Sturm an die Tabellenspitze erstmals nicht zum Einsatz kam.
Doch dass Ranieri im nächsten Spitzenspiel gegen Manchester United am Sonnabend wieder auf seinen Mittelfeldspieler zählen wird, scheint ebenso wenig ausgeschlossen wie die Fortsetzung der Erfolgsserie. "Ich hatte einen lächerlichen Traum. Ich habe geträumt, City sei Tabellenführer", twitterte der in Leicester geborene Lineker. Möglich, dass den früheren Weltklassestürmer am Wochenende erneut jemand zwicken muss.