Hamburg. Der Weltmeister benimmt sich wieder daneben. Wladimir Klitschko sollte dicke Gegner ernst nehmen, wie ein prominenter Fall zeigt.
Kann man dick sein und trotzdem Boxweltmeister? Tyson Fury, der Vor- und Nachnamen alle Ehre macht (wie Mike Tyson und die Furie), beweist das gerade auf unangenehme Art und Weise. Der Brite hat in seiner showmäßigen Art den intelligenten Modellathleten Wladimir Klitschko vor ihrem zweiten gemeinsamen Kampf am 9. Juli im Fußballstadion von Manchester (RTL live) wieder einmal vorgeführt. Klitschko sagte einen Tag nach der provokanten Präsentation von Manchester in Köln: „In Manchester hat er sein Hemd ausgezogen, ich hoffe nicht, dass er hier die Hosen runterlässt.“
Beim ersten Promotion-Termin für den Rückkampf hatte der unter anderem wegen seiner Haltung zur Homosexualität umstrittene Champion sein T-Shirt gelüftet und seinen üppigen Bauch gezeigt. Diesmal verzichtete er auf solche Mätzchen.
Wladimir Klitschko: "Bin nach jeder Niederlage besser geworden"
Das Bild, das sich den zahlreichen Schaulustigen aus der Mitarbeiterschaft des TV-Partners Klitschkos bot, war streng genommen nicht neu. Aber an Unterhaltung fehlte es nicht. Während Klitschko am Podest in einem eigens aufgestellten Ring unter anderem ausführte, dass er die Zeit als „Herausforderer“ nach elf Jahren Regentschaft genieße und einen „Fehler“ korrigieren werde, stellte sich Tyson Fury schlafend. „ Nach jeder Niederlage bin ich besser geworden“, sagte der 40 Jahre alte Klitschko, der am 28. November 2015 in Düsseldorf seine vierte Niederlage im 68. Kampf hinnehmen musste.
Tyson Fury: "Habe keine Lust mehr auf Boxen"
Fury ließen diese Ankündigungen wie immer kalt. Der 27-Jährige wiederholte, dass er im Grunde keine Lust mehr auf Boxen habe. „Ich kann noch 20 Kämpfe machen. Aber keiner wird für mich besser sein als der am 28. November 2015. Damit habe ich mir meinen Traum erfüllt. Jetzt träume ich davon, in den Himmel zu kommen“, sagte der 2,06-Meter-Hüne in seinem schlabbrigen Trainingsanzug. Eigenen Angaben zufolge habe er 25 Kilogramm zu viel auf den Rippen, diese werde er aber problemlos in den zwölf Wochen bis zum Kampf abkochen – und das reiche.
Klitschko gegen Fury, Teil eins:
Wladimir Klitschko verliert gegen Tyson Fury
„Er will diesen Sieg mehr als jeden anderen zuvor. Ich bin der Weltmeister, Wladimir muss kommen. Und deswegen werde ich ihn auch ausknocken“, sagte Fury. Dies hatte Fury auch vor dem ersten Fight prognostiziert - und abgesehen vom vorzeitigen Ende auch Taten folgen lassen. Diesmal werde das nicht funktionieren, sagte Klitschko. „Ich hatte einen Misserfolg, wurde aber nicht besiegt. Der Kampf wird diesmal ein anderes Ergebnis haben.“
George Foreman war dick und alt und wurde Weltmeister
Am Ende der Veranstaltung redete Fury vor Fotografen und TV-Kameras unablässig auf Klitschko ein. Auf Bitten der Zuschauer nahm sich der Weltmeister aller Klassen nochmals das Mikro: „Ich habe ihm gesagt, dass ich beeindruckt bin, dass er elf Jahre auf dem Thron war. Mich ödet es schon nach fünf Monaten an. Ich wünsche ihm, dass er die Titel wiederbekommt –und ich meine Schokolade.“
Fury sagte außerdem, man dürfe ihn ruhig Clown nennen, eine Zirkusnummer oder was auch immer. „Aber ihr dürft mich nicht Wladimir Klitschko nennen. Das nicht!" Kann man also dick und Weltmeister sein? Man kann sogar alt, dick und Weltmeister sein. Das hat zuletzt George Foreman bewiesen, der mit 46 Jahren 1994 noch einmal Schwergewichts-Champion wurde. Er verteidigte seinen Titel gegen Axel Schulz 1995 in Las Vegas.