Hamburg. Entthronter Weltmeister hat vor Rückkampf gegen Fury exklusive Erklärung für die Pleite. Weltmeister Fury provozierte erneut.
Kurz vor der offiziellem Pressekonferenz zum Rückkampf gegen Tyson Fury hat der entthronte Box-Weltmeisters Wladimir Klitschko mit einem Geständnis überrascht. "Ich bin froh, meine Schwergewichts-Titel gegen Tyson Fury verloren zu haben", sagte der Ukrainer am Mittwoch dem Sender BBC Radio 5. "Verlieren fühlt sich gut an. Ich bin froh, dass meine Hände an diesem Abend nicht besser waren."
Der promovierte Doktor der Sportwissenschaft und Philosophie erklärte, dass "Scheitern keine Option" sei, es aber der einzige Weg sei, besser zu werden. "Und ich muss besser werden. Ich muss mich antreiben, um besser zu werden. Und ich bin es jetzt, ich fühle es", sagte der 40-Jährige, der am 9. Juli in der Manchester Arena zum Rückkampf gegen den Briten antritt. Für das zweite Duell hat Klitschko daher auch ein klares Ziel: "Ich werde ihn besiegen."
Auf der anschließenden Pressekonferenz meldete sich dann auch Fury zu Wort. "Ich bin fett wie ein Schwein und habe überhaupt keine Lust aufs Boxen. Aber trotzdem wird das reichen, um Dich zu schlagen", sagte der Engländer zu seinem Gegner aus der Ukraine. Nach einem pompösen Einmarsch mit Cheerleadern, die ihn zum Podium begleiteten, fühlte sich Fury in seiner Rolle als Provokateur wieder sichtlich wohl. "Ich werde Dich K.o. schlagen, Du bist nur ein Stück Scheiße", tönte der Champion, der in seinem Übermut Klitschko auch gleich ein paar Tipps gab: "Du musst auf den Körper schlagen, dann Aufwärtshaken und Kombinationen."
Wegner: Auch Vitali würde Fury schlagen
Dieser Ansicht ist auch Ulli Wegner. Für den Kult-Trainer wird Klitschko den Rückkampf klar gewinnen. "Er hat den ersten Kampf gegen einen Clown verloren", sagte der 74-Jährige der "Sport Bild" und beantwortete die Frage nach dem nächsten Sieger so: "Ganz klar Wladimir Klitschko. Tyson Fury ist nun wirklich kein Überflieger."
Wladimir Klitschko habe nach seinen schweren Niederlagen 2003 und 2004 "immer sehr defensiv und vorsichtig geboxt", sagte Wegner. Das habe gegen Fury nicht mehr gereicht. Wegner glaubt gar, dass Wladimirs Bruder Vitali Tyson Fury besiegen würde. Vitali solle "eine Auszeit als Bürgermeister von Kiew nehmen und trainieren, dann würde er Fury ohne Probleme umhauen".
Klitschko gegen Fury, Teil eins:
Wladimir Klitschko verliert gegen Tyson Fury
Klitschko sieht Gründe in der Gewohnheit
Von seinem Erfolgsweg war Wladimir Klitschko nach elfeinhalb Jahren ohne Niederlage am 28. November in Düsseldorf abgekommen. Die Gründe dafür liegen für den Olympiasieger von Atlanta 1996 auf der Hand: "Ich war körperlich in einer meiner besten Verfassungen, aber mental war ich nicht da, ich war im Ring nicht präsent."
Klitschko führt dies auf den Faktor Gewohnheit zurück. "Mit der Zeit verteidigst du deinen Titel nur noch, aber du willst den Mann dir gegenüber im Ring nicht mehr wirklich bezwingen. Das wird am 9. Juli anders sein", sagte Klitschko, der diesbezüglich eine Gleichung aufstellte: "Wenn du eine Person zerstören willst, gib ihm fünf erfolgreiche Jahre."
Nach einer Weile ändere sich die innere Haltung, man gewöhne sich an Fehler, "und ich habe gegen Fury einen Fehler gemacht. Und das will ich in der Revanche geraderücken, das habe ich fest im Blick."
"Dann tanzen die Ratten auf dem Tisch"
Bis zum Rücktritt seines Bruder Witali im Jahr 2013 hatten die beiden Klitschkos alle WM-Gürtel im Familienbesitz. Jetzt sind sie zerstreut auf drei Personen: Fury (WBA und WBO), Deontay Wilder (USA/WBC) und Anthony Joshua (Großbritannien/IBF).
"Früher war es einfach: ein Champion, ein Familienname. Aber wenn der Chef nicht in der Küche ist, gehen die Gürtel verloren. Wenn der Chef geht, tanzen die Ratten auf dem Tisch. Ich aber will zeigen, wer der Chef in der Küche ist", sagte Klitschko.