München. Was für ein Spiel! Obwohl nur ein Test, gibt es den ersten Sieg über Italien seit 1995. Kroos, Götze, Hector und Özil treffen.
Deutschland gegen Italien – das ist seit der ersten Partie 1923 (1:3 in Mailand) ein Klassiker der Fußball-Geschichte. Doch meist mit dem schlechteren Ende für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, vor allem wenn man die vergangenen sieglosen 20 Jahre betrachtet. Besonders ärgerlich war das Ausscheiden bei der WM 2006 in Dortmund.
Fazit: Die Italiener waren ersatzgeschwächt, aber so harmlos hat man sie lange nicht gesehen. Zuletzt haben sie ein starkes 1:1 gegen Spanien gezeigt. Die deutsche Mannschaft zeigte sich positiv völlig verändert, auch personell, Eine Dreierkette mit zwei Sechsern, Özil und Kroos, hat funktioniert, die Tore fielen wie reife Früchte. Die Laufbereitschaft war groß, der Sieg verdient, auch dank der besseren technischen Spielgestaltung. Die Tempowechsel klappten. Und ein Toni Kroos in dieser Form ist der neue Chef.
93. Minute: Schluss in München. Historischer Sieg für Löws Mannschaft. Zum ersten Mal seit 1995 hat ein deutsches Team gegen Italien gewonnen.
90. Minute: Kroos geht, Kramer kommt.
87. Minute: Nein, so wollen die Italiener nicht gehen, sie attackieren bissig, doch die deutsche Mannschaft ist recht passsicher. Nur Kroos läuft etwas zu viel mit Ball, anstatt abzuspielen. Aber gut, er ist der Chef heute, wer sonst?
85. Minute: Ginter kommt für Hector. Volland kommt für Draxler. Was macht der Hamburger Tah auf der Bank? Sucht sein Sitzkissen. Schade.
83. Minute: Tor! Nur noch 4:1. El Shaarawy trifft zum Anschluss. Der Ball war noch abgefälscht, ter Stegen machtlos.
80. Minute: Die Italiener kommen jetzt, doch zunächst ist das erfolglos. Immerhin stürmen sie jetzt mal los. Auch weil die Mannschaft von Joachim Löw nur noch die Ordnung hält und steht. Die ersten Gesänge kommen: "Oh, wie ist das schön!" Wie heißt das auf Italienisch? Brauchen wir heute Abend nicht.
75. Minute: 4:0! Toooooaaaaooor! Özil versenkt den Foulelfmeter links oben vom Schützen aus gesehen gegen Buffon.
74. Minute: Rudy nach tollem Anspiel von Kroos im Strafraum gefoult. Elfmeter für Deutschland.
71. Minute: Endlich hält ter Stegen mal einen: Den Freistoß von Parolo entschärft er locker.
69. Minute: Thomas Müller geht, Can kommt. Ein guter Tag für Müller, Hummels ist jetzt Kapitän.
68. Minute: Das ist die fast Retourkutsche für die deutsche Arroganz: Zaza zieht aus gut 16 Metern nach feiner Vorarbeit von Motta ab. Der war nicht schlecht! Knapp drüber.
66. Minute: Jetzt wird's überheblich. Über den Gegner wollen Müller, Özil und Co. die Bälle jetzt lupfen, daddeln sich etwas locker die Bälle zu. Aber es steht auch 3:0. Das kann ein historischer Sieg werden. Seit gut 40 Jahren hat eine deutsche Mannschaft nicht mehr so hoch gegen Italien geführt.
60. Minute: Raus mit Applaus: Mario Götze geht, Marco Reus kommt, sein Kumpel und demnächst wieder Mannschaftskollege bei Borussia Dortmund? Götze kann von der Fitness her noch keine 90 Minuten gehen, Reus soll für ihn wirbeln. Die Münchener bejubeln den Torschützen Götze beim Abgang.
58. Minute: Toooooor. 3:0! Perfekter Konter, Draxler bedient Hector, der schiebt wunderbar ein, erstes Tor für die Nationalmannschaft, Glückwunsch an den Kölner.
57. Minute: Gelb für Hummels, klare Sache. Das Foul war zu auffällig.
48. Minute: Der "Deutsche" ("Il Tedesco") hat die erste echte Chance für Italien. Montolivo, mit Mama aus Schleswig-Holstein, scheitert aber an sich selbst mit einem schwachen Schuss – vorbei.
46. Minute: Der Ball rollt und flutscht wieder. Doch jetzt kommen die Italiener. So geht's ja auch nicht, denkt sich der Weltmeister von 2006.
Halbzeitfazit: 2:0 ist das zweitgefährlichste Zwischenergebnis für die deutsche Mannschaft, wie wir seit dem 2:3 gegen England am Sonnabend wissen. Nur ein 4:0 ist noch gefährlicher. Das können Schweden noch in ein 4:4 drehen. Aber diese deutsche Mannschaft zeigt sich gegen Italien bissig und fähig, hinter die Abwehr der Gäste zu spielen, die wie ein Schatten ihrer selbst wirken: ordnungslos, harmlos, defensivschwach! Was ist mit dem alten Catenaccio? Wo ist der Abwehrriegel? Trotz der Umstellungen und einiger anfänglicher Abstimmungsprobleme wirkt Löws Mannschaft gefestigt, engagiert, laufwillig. Ter Stegen tänzelte einmal zu viel, ohne Folgen. Hinten zeigte sich Hummels stark, vorne Müller laufbereit und abgezockt, Kroos dirigierte gut, Özil könnte mehr zeigen.
45. Minute: Toooooor! Götze per Kopf zum 2:0 nach Müller-Vorlage, butterweich durch zwei Italiener. Welch ein Zeichen an Pep Guardiola! Und mit dem Kopf hat er seit der F-Jugend nicht mehr getroffen. Naja, sollte man meinen.
Mario Götzes 2:0 bei Twitter
42. Minute: Die La-Ola-Welle schwappt mal wieder durch die Arroganz, äh: Allianz Arena. Die Fans sind da. So muss es sein.
37. Minute: Wenn man einmal überheblich ist... Ter Stegen vertändelt im Strafraum fast den Ball gegen Zaza, klärt dann doch.
32. Minute: Huch! Die Italiener nähern sich dem deutschen Strafraum. Sogar Ecke! Die werden doch wohl nicht noch mit Wattebäuschchen werfen? Harmlos, diese Mannschaft. Aber so hatte es gegen die Engländer auch angefangen...
28. Minute: Es geht forsch weiter. Die DFB-Elf greift an. Müller schießt aus der Distanz, Buffon wehrt zur Ecke ab. Früher hätte er den mit der Mütze aus dem Himmel gefischt.
24. Minute: Tooooor! Kroos müsste aus dem Hintergrund schießen... und trifft zum 1:0 mit einem eleganten Schlenzer aus der Distanz. 18 Meter? Sollen doch die Korinthenkacker nachmessen. Die Vorarbeit kam von Müller. Buffon? Nun ja, in dem Alter, ist er keine Katze mehr.
20. Minute: Erstes Zwischenfazit: Die deutsche Mannschaft ist engagierter, spielt cleverer flach in die Spitze, es gibt aber Missverständnisse, auch und gerade zwischen den Neuen und den Etablierten wie Müller oder Özil. Italien wartet ab, steht tief und versucht es mit langen Bällen. Insgesamt ist mehr Engagement bei Löws Team zu sehen, die Räume eng zu machen und bei Angriff das Spiel auseinanderzuziehen.
18. Minute: Motta musste behandelt werden, Deutschland einige Minuten mit elf gegen zehn.
15. Minute: Foul an Rudy. Gelbe Karte für Giaccherini. Der Freistoß verpufft.
14. Minute: Genialer langer, flacher Pass von Hummels in den Strafraum, doch Buffon ist draußen und fischt den Ball ab.
11. Minute: Hummels muss nach katastrophalem Kroos-Fehlpass in höchster Not im Strafraum retten. Souverän, wie der Dortmunder dazwischengeht.
8. Minute: Nach einer schnellen Kombination aus der Abwehr in den Sturm scheitert Özil nach Rudy-Zuspiel an der italienischen Abwehr. Die Ecke bringt nichts ein.
5. Minute: Der Ball zirkuliert ordentlich bei den Deutschen. Müller bringt die Kugel von rechts nicht passgenau in die Mitte. Das wäre eine Chance gewesen.
3. Minute: Rüdiger foult Insigne in Strafraumnähe. Der Freistoß bringt nix für die Italiener.
1. Minute: Der Ball rollt. Auf geht's, die Schmach gegen die Engländer vergessen machen.
Vor dem Anpfiff gibt es eine Schweigeminute für den verstorbenen Johan Cruyff. Die Mannschaften stehen sich gegenüber, die Arme um die Schultern geschlungen.
Deutschland: 22 ter Stegen/FC Barcelona (23 Jahre/5 Länderspiele) - 16 Rüdiger/AS Rom (23/9), 2 Mustafi/FC Valencia (23/10), 5 Hummels/Borussia Dortmund (27/46), 3 Hector/1. FC Köln (25/12) - 4 Rudy/1899 Hoffenheim (26/10), 18 Kroos/Real Madrid (26/64) - 13 Müller/Bayern München (26/70), 8 Özil/FC Arsenal (27/72), 21 Draxler/VfL Wolfsburg (22/17) - 19 Götze/Bayern München (23/50).
Italien: 1 Buffon/Juventus Turin (38 Jahre/155 Länderspiele) - 4 Darmian/Manchester United (26/21), 19 Bonucci/Juventus Turin (28/55), 15 Acerbi/Sassuolo Calcio (28/2) - 24 Florenzi/AS Rom (25/15) - 18 Montolivo/AC Mailand (31/62), 8 Motta/Paris St. Germain (33/27), 23 Giaccherini/FC Bologna (30/23) - 29 Bernadeschic/AC Florenz (22/2), 7 Zaza/Juventus Turin (24/9), 11 Insigne/SSC Neapel (24/8).
Schiedsrichter: Oliver Drachta (Österreich)
Zuschauer: 62.600
Mesut Özil bei Twitter
In 32 Spielen gegen Italien gab es 15 Niederlagen und nur sieben Siege. Der letzte Sieg war im Juni 1995: 2:0 in Zürich. Bei einem Turnier gab es noch gar keinen deutschen Sieg. Bei der letzten EM schied das Team von Bundestrainer Löw 2012 im Halbfinale nach einem 1:2 in Warschau aus.
An diesem Dienstagabend soll in der Münchener Allianz Arena alles anders werden. Doch nach dem Spiel gegen England – ebenfalls Klassiker – sind die Erwartungen gedämpft. Das 2:3 hat die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw geerdet.
Hinzukommt die Sicherheitsdebatte. Rund 800 Polizisten sollen in München für Sicherheit sorgen. Das seien doppelt so viele wie bei Partien mit vergleichbarem Gewaltpotenzial unter den Fans, sagte ein Sprecher der Münchner Polizei. Bedingt durch die Terroranschläge in Brüssel vor einer Woche sowie in Paris im Herbst sei das Personal aufgestockt worden. Der Sprecher betonte aber: „Es gibt überhaupt keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten. Von Anschlägen will ich gar nicht sprechen.“ Es herrsche aber eine abstrakte Gefahr.
Der Münchner Polizeisprecher kündigte akribische Kontrollen vor dem Einlass ab 18.45 Uhr an. „Die Leute sollten eine gehörige Portion Gelassenheit mitbringen.“ Je größer die Taschen, desto länger dauerten die Kontrollen. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter rief die Polizei dazu auf, erst gar keine Taschen mitzunehmen und die Ausweise bereit zu halten. Der Einlass sei trotz der Maßnahmen nicht vorverlegt worden, sagte der Sprecher. Nach seinen Angaben waren bis zum Mittag gut 60.000 Karten verkauft und 11.000 noch zu haben.
Thomas Müller erstmals Kapitän
Weltmeister Thomas Müller wird die deutsche Mannschaft erstmals als Kapitän anführen. Er ersetzt den verletzt fehlenden Amtsinhaber Bastian Schweinsteiger. Bayern-Profi Müller bestreitet gegen die Italiener sein 70. Länderspiel. Marc-André ter Stegen ersetzt Stammkeeper Manuel Neuer (Magenverstimmung). Für den 23 Jahre alten Schlussmann vom Champions-League-Sieger FC Barcelona ist es sein fünftes Länderspieleinsatz. Zur Auswahl für das Tor hatten auch die beiden Länderspiel-Neulinge Bernd Leno (Bayer Leverkusen) und Kevin Trapp (Paris St. Germain) gestanden.
Das Freundschaftsspiel gegen den Angstgegner Italien ist das letzte vor der Nominierung des vorläufigen EM-Kaders durch Bundestrainer Joachim Löw am 17. Mai.