Hamburg. Trotz des Eigeninteresses fühlt der Wimbledonsieger von 1991 mit Zverev, den er seit vielen Jahren kennt und fördert.
Ein kleines Stück Erleichterung hat er schon verspürt, als Alexander Zverev am Sonntagnachmittag in Hannover das entscheidende Einzel im Daviscup-Erstrundenspiel gegen den Tschechen Lukas Rosol verlor. „Ich bin froh, dass wir nun nicht in die Situation kommen, mit dem Weltverband und der ATP darüber verhandeln zu müssen, wer am Rothenbaum antreten darf“, sagt Michael Stich. Der Chef des Hamburger Traditionsturniers hätte im Fall einer Viertelfinalqualifikation der deutschen Tennis-Nationalmannschaft wohl auf sein Zugpferd verzichten müssen, da in diesem Jahr die Runde der besten acht im Daviscup zeitgleich mit dem Rothenbaum (9. bis 17. Juli) angesetzt ist.
Trotz des verständlichen Eigeninteresses fühlt der Wimbledonsieger von 1991 mit Zverev, den er seit vielen Jahren kennt und fördert. „Ich hätte ihm und dem Team natürlich den Sieg gegönnt“, sagt er. Die Niederlage gegen Rosol sei indes nicht gänzlich überraschend gekommen, nachdem der 18-Jährige zwei Tage zuvor gegen Tschechiens Topmann Tomas Berdych, die Nummer sieben der Welt, nur knapp in fünf Sätzen verloren hatte. „Einem jungen Spieler wie ihm kann so etwas passieren, auch wenn ich es schade fand, dass er sich am Sonntag relativ schnell aufgegeben hat“, sagt der 47-Jährige.
Dass der als größtes deutsches Talent geltende Hamburger trotz der Lobeshymnen nach dem Berdych-Match das Wochenende als tiefe Enttäuschung wertete („Ich habe zweimal verloren und kann nicht sehen, was daran positiv sein soll“), hält Stich für die einzig richtige Reaktion. „Ich verstehe ihn total. Wenn man anfängt, Niederlagen schönzureden, ist das der erste Schritt zur Selbstzufriedenheit“, sagt Stich, der in seiner aktiven Karriere ebenfalls nichts mehr hasste, als zu verlieren. Nachhaltigen Schaden werde die bittere Daviscup-Debüterfahrung allerdings nicht hinterlassen. „Sascha hat Lehrgeld gezahlt. Er wird noch viele solcher Matches erleben. Er war körperlich und mental müde, aber das muss er abhaken und daraus lernen“, sagt Stich. „Und es ist gut, dass er nicht noch höhergejubelt wird, denn das muss man auch erst einmal verkraften.“