Düsseldorf. Entthronter Box-Weltmeister hat die Niederlage gegen Tyson Fury noch nicht verwunden. Rästelraten um müden Klitschko-Auftritt.
Auch am Tag zwei nach seiner krachenden Niederlage gegen den Briten Tyson Fury befindet sich Profiboxer Wladimir Klitschko in einem Stimmungstief. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich tatsächlich verloren habe. Mann, ich leide“, teilte er am Montag via Twitter auf Englisch mit.
Durch die einstimmige Punktniederlage hat der 39 Jahre alte Ukrainer Sonnabendnacht in Düsseldorf seine Titel der Verbände WBA, IBF und WBO verloren. „Wladimir hat nichts gezeigt. Das hat mich geschockt“, sagte Klitschkos Bruder Vitali der „Bild“-Zeitung, "das war nicht mein Bruder Wladimir da im Ring. Ich habe ihn nicht erkannt."
RTL hofft auf lukrativen Rückkampf
Klitschko, der elfeinhalb Jahre nicht verloren hatte, will im nächsten Jahr gegen Fury einen Rückkampf bestreiten und sich die Titel zurückholen. Das Duell wird vermutlich in Großbritannien stattfinden.
Das dürfte auch RTL freuen, denn Klitschko ist derzeit der einzige, der RTL Top-Quoten mit Boxen garantiert. Für den Kampf in der Esprit-Arena blieben in der Nacht zu Sonntag sogar durchschnittlich 8,91 Millionen Menschen (40,1 Prozent. Marktanteil) länger wach.
Der Cruisergewichtler Marco Huck, dessen Kämpfe zukünftig vom Privatsender gezeigt werden, ist nicht annähernd so populär. Seinen bisher letzten Kampf verlor Huck im August gegen den Polen Krzysztof Glowacki. Geplant ist nach RTL-Angaben ein Kampf Ende Februar.
Wladimir Klitschko verliert gegen Tyson Fury
Rätsel um den müden Klitschko-Auftritt
Derweil wird weiter gerätselt, woran der schwache Auftritt Klitschkos gegen Fury gelegen haben könnte. War es doch der Sehnenriss in der Wade, wegen dem das ursprünglich für 24. Oktober geplante Duell verschoben werden musste, der ihn im Training behinderte und an seiner Topform nagte? Waren es die Psychospielchen des Gegners, der wenige Stunden vor dem Kampf mit Absage gedroht hatte, weil ihm der Ringboden zu weich erschien?
Oder muss der Vater ein Jahr nach der Geburt seiner Tochter Kayla gar der ein oder anderen schlaflosen Nacht Tribut zollen? Schon bei der freiwilligen Titelverteidigung gegen Bryant Jennings im April hatte Klitschko nicht überzeugen können.
Warum Klitschko seine Stärken nicht abrufen konnte, ist also unklar. Es schien, als hätte der äußerst selbstbewusste Fury mehr mentale Stärke in den Ring mitgebracht als der in der Vergangenheit psychisch immer dominierende Klitschko. Der Ukrainer hatte zudem enorme Schwierigkeiten mit einem acht Zentimeter größeren Rivalen, der ihn auf Distanz hielt.
Einmal mehr hat sich gezeigt: Klitschko beherrscht den Infight nicht. „Vor fünf Jahren hätte Wladimir mit Fury den Ringboden aufgewischt. Das war einer WM unwürdig. Von zwei schlechten Boxern hat der nicht ganz so Schlechte gewonnen“, meinte Nartz.
Axel Schulz rät zu Rückkampf
Einige Beobachter raten Klitschko zum Karriereende. Doch die Mehrheit meint, so sollte er nicht abtreten. Zunächst sei Rehabilitierung nötig. „So kann er nicht aufhören. Er sollte noch den Rückkampf machen und dann seine Karriere beenden“, betonte der ehemalige Schwergewichts-Profi Axel Schulz.
Kommentar: Klitschko kann so nicht aufhören
Klitschko selbst jedenfalls gab zu, dass er Zeit brauchen wird, um sich zu sammeln. „Es fühlt sich sehr komisch an, nach so langer Zeit wieder der Verlierer zu sein. Ich werde nun erst einmal den ersten Geburtstag meiner Tochter und danach Weihnachten feiern, danach mache ich mir Gedanken über die Zukunft“, sagte er.