Düsseldorf/Hamburg. Erste Niederlage seit über elf Jahren. Wladimir Klitschko überraschend passiv und zu Recht als Weltmeister entthront.
Der beste Schwergewichtsboxer der Welt ist entthront. Wladimir Klitschko, 39, hat den WM-Kampf gegen den britischen Herausforderer Tyson Fury in Düsseldorf überraschend über zwölf Runden nach Punkten (112:115, 112:115, 111:116) verloren. In einer katastrophalen Vorstellung im "Kampf der Giganten" musste sich Klitschko das erste Mal seit gut elf Jahren geschlagen geben. Für ihn war es die vierte Niederlage im 68. Profikampf. Damit ist Klitschko die Titel der drei großen Welt-Boxverbände IBF, WBO und WBA los.
„Tyson war so schnell. Ich habe nicht geglaubt, dass er das schafft. Ich konnte den richtigen Schlüssel einfach nicht finden“, sagte Klitschko enttäuscht und bestätigte ein Rematch. Ihm habe die Schnelligkeit gefehlt. "Es ist noch zu früh, irgendwas zu sagen, man muss sich die Zeit nehmen", so Klitschko zu einem möglichen Rücktritt nach 19 Jahren als Profi.
Fury musste über weite Strecken des Kampfes nur wenig machen, um zu punkten. Klitschko wirkte auffällig passiv und begnügte sich mit gelegentlichen Attacken. Erst gegen Ende des Kampfes legte Klitschko los. Er war auch behindert durch einen Cut unter dem linken Auge, den er sich früh zugezogen hatte.
Vitali Klitschko sagte, Fury habe mit Recht gewonnen, aber Wladimir werde noch stärker wiederkommen. Sein Bruder habe zu passiv geboxt. Vitali sagte, er habe versucht, auf seinen Bruder während des Kampfes einzuwirken.
Klitschko scheitert bei 19. Titelverteidigung
Klitschko, der vor dem Kampf auf eine über elfjährige Ära zurückblickte, in der er nicht bezwungen wurde, verlor seine 19. Titelverteidigung. Der unorthodox in beiden Auslagen boxende Fury blieb auch in seinem 25. Kampf ungeschlagen, Klitschko verließ den Ring nach seinem 68. Profikampf zum vierten Mal als Geschlagener.
„Da ist ein Traum wahr geworden. Sechs Monate habe ich mich darauf vorbereitet. Ich kann es kaum glauben“, sagte Fury. Der neue Weltmeister sang nach der Siegerehrung einen Aerosmith-Song für seine Frau (Don't want to miss a thing"). Entgegen seiner Eskapaden im Vorfeld präsentierte er sich als fairer Sieger.
In dem von großen verbalen Scharmützeln im Vorfeld begleiteten Duell der beiden Hünen versuchte der in der Reichweite überlegene Herausforderer den wesentlich erfahreneren Titelverteidiger vom ersten Gong an zu provozieren. Klitschko behielt jedoch die Ruhe und versuchte, das richtige Rezept zu finden, um Fury zu beeindrucken.
Kaum klare Treffer im Kampf
Das gelang dem ab der fünften Runde von dem Cut unter dem linken Auge gezeichneten Ukrainer allerdings nicht. In den ersten Runden konnte sich kein Boxer nachhaltig in Szene setzen. Klare Treffer gab es so gut wie keine. Der unorthodox boxende Fury ließ sich den Stil seines Gegners nicht aufzwingen und punktete dank seiner Aktivität auf den Punktzetteln der Wertungsrichter.
Klitschko blieb zu passiv. Erst in der Schlussrunde landete er einige klare Treffer, mit denen er Fury einigermaßen beeindrucken konnte. Die aber kamen zu spät.