Barcelona. Leverkusen verliert in Barcelona innerhalb von 92 Sekunden. So ist das 1:2 bitterer als die 1:7-Schmach von vor dreieinhalb Jahren.
Manchmal ist ein 1:2 bitterer als ein 1:7. Statt 90 Minuten wie vor dreieinhalb Jahren wurde Bayer Leverkusen vom FC Barcelona diesmal nur 92 Sekunden lang vorgeführt, dennoch fühlte Weltmeister Christoph Kramer nach dem 1:2 (1:0) in der Champions League gegen den Titelverteidiger die größtmögliche Leere.
„80 Minuten waren wir richtig froh, dann kamen zehn Scheiß-Minuten - und am Ende bleibt nur Scheiße übrig“, sagte der 24-Jährige nach der verschenkten Chance auf den Coup im Camp Nou : „Es klingt blöd, aber wir hätten hier nicht nur gewinnen können. Wir hätten gewinnen müssen.“
In der Tat: So weit Bayer im März 2012 von einer Sensation entfernt war, so greifbar war sie diesmal. Und gerade deshalb war Torhüter Bernd Leno - einer von vier Verbliebenen von der 1:7-Schmach - enttäuschter als damals. „Diese Niederlage tut noch mehr weh“, betonte der 23-Jährige: „Damals haben wir hoch verloren, aber es war früh klar. Diesmal haben wir knapp verloren und es wurde spät entschieden. Deshalb ist die Enttäuschung noch größer.“
Einziger Vorwurf: „Das wir dieses zweite Tor nicht machen“
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Nach dem Führungstor von Kyriakos Papadopoulos (22.) hatte Bayer Barca im Griff. Und hätte mit ziemlicher Sicherheit gewonnen, wenn ausgerechnet Javier Chicharito Hernández - der größte internationale Star der jungen Truppe - den Ball in der 50. Minute freistehend ins Tor statt in den katalanischen Nachthimmel gedroschen hätte.
„Dann wäre das Spiel aus gewesen“, sagte nicht nur Kramer: „Wir haben schon den Unmut der Fans gemerkt, wir hätten noch mehr Luft gewonnen - und hätten das Spiel wahrscheinlich gewonnen.“ Auch für Leno war „das der einzige Vorwurf, den man uns machen kann: Das wir dieses zweite Tor nicht machen“.
Es wäre ein Befreiungsschlag für Bayer gewesen, dem seit Jahren der Ruf nacheilt, immer im entscheidenden Moment der großen Spiele zu scheitern - doch stattdessen passierte auch am Dienstag genau das. Erst traf Joker Sergi Roberto (80.) - auch dank der Mithilfe von Torwart Bernd Leno, der einen Ball unglücklich abprallen ließ. Und 92 Sekunden später, „noch bevor wir uns sammeln konnten“ (Trainer Roger Schmidt), legte Luis Suárez das 2:1 nach.
„Wir hätten verdient gehabt, was mitzunehmen“
Er sei „natürlich traurig“, äußerte Schmidt, und versuchte anschließend den Fokus auf die wirklich beeindruckenden 80 Minuten seines Teams zu legen: „Entscheidend ist für mich, wie wir gespielt haben. Wir hätten verdient gehabt, was mitzunehmen. Und das bei der mit Bayern vielleicht besten Mannschaft der Welt - auch ohne Messi.“
Doch Fakt ist: Eine solche Chance auf einen Coup im Camp Nou wird für Bayer wohl so schnell nicht wiederkommen. Bis kurz vor Schluss spielte den Rheinländern alles in die Karten. Das taktische Konzept ging voll auf, Barca wirkte verunsichert, der verletzte Lionel Messi - 2012 noch fünffacher Torschütze gegen Bayer - fehlte an allen Ecken und Enden, der deutsche Torhüter Marc-André ter Stegen patzte erneut entscheidend, und die Zuschauer pfiffen bereits.
„Im Tennis hätte Bayer die ersten beiden Sätze gewonnen und im dritten 5:0 geführt“, schrieb die spanische Zeitung AS. Es steht für ein eigentlich unverlierbares Spiel...
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