Paris . Als Spieler blieb Becker der Triumph auf den Sandplätzen versagt. Als Trainer des Serben Novak Djokovic hat er den Titel fest im Visier.
Boris Becker beweist in seinem zweiten Tennis-Leben täglich aufs Neue, wie sehr er sich dem Erfolg unterordnen kann. Der deutsche Superstar, der als Spieler Millionen fesselte, übernimmt in Paris sogar die Platzpflege. Hauptsache, sein Schützling Novak Djokovic fühlt sich wohl und geht top-präpariert in seine Matches bei den French Open.
Also schlurft Becker, mittlerweile 47 Jahre alt, über den Court, zieht wie ein Klubspieler hinter sich das Netz über den roten Sand, damit der für die nächsten Ballwechsel wieder optimal auf dem Untergrund verteilt ist. Becker weiß: Es sind die Details, die bei einem Grand Slam den Unterschied zwischen einem guten Turnier und dem Titelgewinn ausmachen.
„Ich bin hier auch im Tunnel“, sagte Becker vor dem Halbfinale zwischen dem bis dahin alles überragenden Djokovic und dem Briten Andy Murray. Seine Frau habe ihn ein paarmal besucht, und das habe auch gut getan, sagte Becker. Aber sonst? „Wir haben Verantwortung, wir haben Druck und wir haben ein klares Ziel. Danach muss man sich richten, danach muss man leben, sonst ist man nicht bei der Sache.“
Der klare Auftrag lautet: Novak Djokovic zum ersten Titel beim Höhepunkt der Sandplatzsaison führen, damit der Serbe endlich - wie seine Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal - den Karriere-Grand-Slam perfekt macht. Alle vier Majors zu gewinnen, das blieb Becker selbst versagt.
Sein fehlender Paris-Titel spielt in diesen Tagen auf der Anlage am Bois de Boulogne für den dreimaligen Wimbledonsieger jedoch keine Rolle. Erneut stellt Becker unter Beweis, dass sich seine Gedanken nur um das Wohlergehen seines Arbeitgebers drehen. Für Djokovic spielt er vor den Medien den Stellenwert der Aufgabe in Roland Garros herunter, für den Druckabbau sei schließlich das Trainerteam verantwortlich.
„Grundsätzlich entscheiden sich die Grand Slams von ihrer Bedeutung nicht großartig voneinander“, sagte Becker: „Melbourne war enorm wichtig für Novak, Wimbledon war enorm wichtig. Auch Paris ist wichtig, aber ich möchte da keinen Unterschied machen.“ Das Ziel sei immer gewesen, große Titel zu gewinnen: „Möglichst viele. Wir sind auf einem guten Weg.“
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Führt dieser Weg irgendwann sogar zum Grand Slam, der scheinbar unüberwindbaren Aufgabe, bei den Höhepunkten in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York in einem Jahr zu triumphieren? „Keine Sekunde am Tag denken wir darüber nach. Das ist noch viel zu weit weg“, sagte Becker.
Dennoch ist sich der langjährige Leimener und heutige Londoner bewusst, dass er den einzigen Spieler trainiert, der in absehbarer Zeit dieses Kunststück vollbringen kann. „Novak ist besser geworden als vor zwölf Monaten. Er nutzt seine starken Grundschläge besser aus und spielt seine Position offensiver. Bei kurzen Bällen geht er drauf und wartet nicht ab, und sein Aufschlag ist eine echte Waffe geworden.“
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Elemente, die Becker beeinflusst hat. Das ist offensichtlich. Doch Becker weiß, dass er nur ein Rad in der Maschine Djokovic ist. „Novak ist verheiratet und Vater geworden. Er hat sein Privatleben so geordnet, dass alle, die da involviert sind, ihm den Rücken freihalten. Das erleichtert meine Arbeit.“
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