Hamburg. Wettanbieter sorgt mit Angeboten der Oberligaspiele über tipico.com für Verwirrung. Amateurtrainer reagieren mit Unverständnis.

Wettanbieter Tipico hat sich zur Wiedereinführung der Wetten auf die Oberligen und Junioren-Bundesligen am vergangenen Wochenende geäußert (Abendblatt berichtete). Warum die Spiele der Oberligen am Wochenende über die internationale Seite angezeigt wurden, sei unklar. „Es ist möglich, dass es technische Schwierigkeiten gegeben hat. Das wird spätestens zum nächsten Spieltag geklärt sein“, sagte Tipicos PR-Chef Dominic Sauer. Tipico hatte in einer Pressemitteilung am 24. Februar erklärt, die Spiele der Oberligen und Junioren-Bundesligen aus seinem Portfolio zu streichen. Doch nun ließen sich die Partien, inklusive der Oberliga Hamburg, über die internationale Version der Webseite (tipico.com) tippen.

Wer nun denkt, das Thema sei erledigt, irrt sich. Denn offenbar plant Tipico, die Spiele wieder auf tipico.com anzubieten. Auch eine einfach herunterzuladene App, die viele Wetter nutzen, führt auf diese Seite. „Grundsätzlich halten wir unser Versprechen und bieten die Spiele der Oberligen in unseren Shops und auf der nationalen Webseite nicht an. Wer das internationale Angebot nutzt, bestätigt grundsätzlich, dass er sich außerhalb Deutschlands befindet. Auch anonymes Wetten ist online bei Tipico nicht möglich“, sagte Sauer.

Warum die Partien für zwei Spieltage weder über die App noch über tipico.com angeboten wurden – und somit gar nicht im Angebot waren – konnte Sauer nicht erklären. Ob das System, mit dem die Spiele der Oberligen und Junioren-Bundesligen nun getippt werden können, potenzielle Betrüger abhält, ist fraglich. Wer die Seite tipico.com anwählt, muss bestätigen, sich außerhalb Deutschlands zu befinden. Ferner muss er für eine Wette mit Namen und Kontoverbindung bei Tipico angemeldet sein und seine Identität durch eigene Daten bestätigen.

Eine Prüfung, ob sich der Spieler bei Abgabe seines Tipps wirklich nicht in Deutschland befindet, wird nicht vorgenommen. Ebenso wenig ein Abgleich mit aktuell aktiven Spielern und Verantwortlichen in den Oberligen. Ein Hamburger Oberligamanager berichtete, ein Bekannter von ihm habe am Wochenende auf Oberligaspiele gesetzt.

Amateurszene von Tipico enttäuscht

„Tipico hat uns mitgeteilt, die Spiele herrauszunehmen. Wir sind überrascht und enttäuscht, dass sie wieder drin sind“, sagte Carsten Byernetzki, Pressesprecher des Hamburger Fußball-Verbandes. Er wolle erneute Gespräche mit Tipico führen. Die sportlich Verantwortlichen reagierten empört. Trainer Florian Gossow, der den Wettskandal durch die Belastung dreier Schnelsener Spieler ins Rollen brachte, die in der vergangenen Saison die Begegnung Bramfeld gegen Schnelsen (4:3) in der Oberliga Hamburg verschoben haben sollen, war „entsetzt. Als Tipico die Spiele herausnahm, fuhr der Zug in die richtige Richtung. Aber Geld regiert die Welt“, so Gossow.

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder Spieler angesprochen werden“, sagte Rugenbergens Trainer Ralf Palapies. Sein Kollege Christian Woike beklagt, Wetten liefen „der Intention des Amateursports zuwider“, und Michael Fischer, Trainer des VfL Pinneberg findet: „Erst raus, dann wieder rein. So macht sich Tipico das Leben schwer.“ Tipicos PR-Chef Sauer verwies auf die Freiwilligkeit der Aufgabe des deutschen Marktes und forderte eine Beschäftigung mit der Verantwortung auch anderer Anbieter. Die Ergebnisse der technischen Prüfung will Tipico im Laufe der Woche mitteilen.