Die New England Patriots mit Quarterback Tom Brady haben den Super Bowl gegen die Seattle Seahawks mit 28:24 denkbar knapp gewonnen. Katy Perry mit viel „Feuerwerk“ zur Halbzeit.
Hamburg. Sebastian Vollmer ist der erste Deutsche, der den Super Bowl gewonnen hat. Mit den New England Patriots gewann der gebürtige Düsseldorfer in der Nacht zu Montag die begehrte Vince Lombardi Trophäe der NFL (National Football League) gegen den Sieger des letzten Jahres, den Seattle Seahawks. Spielentscheidende Szene im University of Phoenix Stadion war eine Interception durch Seahawks-Quarterback Russell Wilson 20 Sekunden vor dem Schluss. Das Spiel endete 28:24. Mit seinem vierten Titel trägt sich Quarterback Tom Brady in die NFL-Geschichtsbücher ein. Katy Perry verzauberte das Stadion mit ihrer Halbzeit-Show in eine Beach-Party.
Das Spiel zwischen Tom Brady, Quarterback der New England Patriots, 37, und dem Vorjahressieger Russell Wilson, 26, aus Seattle versprach schon vor Anpfiff spannend zu werden. Das Spiel fing daher auch wenig überraschend sehr ausgeglichen an. Seattle überließ den Patriots zu Beginn den Ball. Punkte gab es aber erst im zweiten Quarter. Bis dahin dominierten vor allem die Abwehrreihen beider Mannschaften. So auch zu Beginn des zweiten Viertels als Tom Brady die erste von zwei Interceptions warf. Jeremy Lane fing den Ball kurz vor der Endzone der Seahawks, verletzte sich anschließend so schlimm, dass er ausgewechselt werden musste. Ein herber Verlust für die Defense der Seahawks.
Quarterback Russell Wilson konnte aus dem Ballbesitz keinen Vorteil ziehen, gab den Ball schnell wieder ab. Brady auf der anderen Seite machte es besser. Sein Pass auf Brandon LaFell landete in der Endzone. Die ersten Punkte des Abends. Zur Halbzeit stand es dann 14:14.
Interception von Brady wurde teuer
Die Seahawks starteten die zweite Halbzeit an der 20 Yard-Linie. Und wieder stach Matthews deutlich heraus. Denn erneut fing der Wide Receiver einen langen Pass von Wilson. Knapp 20 Yards weiter trug Lynch den Ball dann an die zehn Yard Linie. Doch dort wurde das Team von Trainer Pete Carroll, der von 1997 bis 1999 Trainer der Patriots war, gestoppt. Die Hawks punkteten noch mit einem 27-Yard-Field-Goal zum 17:14. Die erste Führung für das Team aus Seattle.
Im dritten Versuch, nach einem First Down, warf Brady dann die zweite Interception. Linebacker Bobby Wagner fing den Ball. Die Seahawks übernahmen das Spiel in der Mitte des Feldes. Nach einem Run von Wilson und einer Strafe für den ehemaligen Seattle-Spieler Brandon Browner lief Lynch von der 18 Yard Linie bis an die Fünf-Yard-Linie. Die Interception von Brady wurde teuer, denn Baldwin fing den Pass von Wilson in der Endzone. Der anschließende Extra-Punkt war erneut erfolgreich. 24:14 bei noch fünf Minuten im dritten Viertel zu spielen.
Doch dann kam das Viertel von Tom Brady und seiner Mannschaft. Der bis vor dem Spiel dreifache Titelträger Brady warf einen Pass auf Wide Reciever Danny Amendola, der in der Endzone den Ball fangen konnte. Der anschließende Extrapunkt war ebenfalls gut. Somit kamen die Patriots acht Minuten vor dem Ende wieder auf drei Punkte heran. Das Momentum lag wieder auf Seiten der Patriots. Die Defense stoppte Wilson nach drei Versuchen. Brady schlug daraus Kapital und bewegte seine Männer quer über den Platz bis in die Endzone. Die Patriots gingen mit vier Punkten in Führung. Die Seahawks waren wieder am Zug und waren nun ins Hintertreffen geraten.
Mit dem ersten Wurf erreichte Wilson Lynch, der den Ball in die Hälfte der Patriots brachte. Kearse schaffte es, den Ball artistisch erst in der Luft zu halten und anschließend am Boden liegend fünf Yards vor der Endzone zu fangen. Lynch lief anschließend bis ein Yard vor die Endzone. Das Spiel schien wieder zu kippen und die Seahawks waren dem zweiten Titel nach 2014 sehr nahe. Doch es kam anders.
20 Sekunden vor Schluss und mit noch einem Timeout ausgestattet warf Russell Wilson eine Interception. Der Patriots Safety Malcom Butler fing den Ball vor der Endzone und entschied so das Spiel. Das Spiel wurde noch mal turbulent, weil die beiden Teams handgreiflich wurden. Seahawks Trainer Pete Carroll muss sich nun die Frage gefallen lassen, warum er nicht den erfolgreichen Running Back Marshawn Lynch spielen ließ.
Vollmer erster deutscher Sieger
Umso größer war dagegen die Freude bei dem 30 Jahre alten deutschen Sebastian Vollmer. Dem TV-Sender Sat.1 sagte der strahlende Sieger nach dem Spiel etwas nach Worten suchend: „Ich habe keine Worte. Das ist der Wahnsinn.“ Der 145-Kilo-Koloss und Right Tackle, eine Art Beschützer des Quarterbacks, ist der erste Deutsche, dem es gelungen ist, den Titel zu gewinnen. Für Vollmer war es bereits der zweite Versuch nach 2012 in seiner bisher sechs Jahre andauernden Karriere in der NFL. Damals verlor er mit seinem Team gegen die New York Giants. Zuvor hatte es nur Uwe von Schamann als Deutscher in den Super Bowl geschafft. Er unterlag aber zweimal mit den Miami Dolphins (1983, 1985).
Der ehemalige Schwimmer aus dem Rheinland spielte mit 14 Jahren für die Düsseldorf Panther, dann auch für die deutsche Jugendnationalmannschaft. Bei einer Reise in die USA wurde Vollmer dann entdeckt, bekam ein Stipendium für die University of Houston. Mit 25 Jahren wurde Vollmer 2009 bei den Drafts von den Patriots als Nachwuchsspieler verpflichtet. Es folgte ein harter Kampf bis zum Stammspieler.
Neben Vollmer schrieb sich aber vor allem Quarterback Tom Brady in die Geschichtsbücher ein. Für ihn ist es der vierte Titel nach 2002, 2004 und 2005. Das haben vor ihm nur Terry Bradshaw und Bradys Jugend-Idol Joe Montana geschafft. Zudem gewann Brady den Titel des Super Bowl MVP (Most Valuable Player, kostbarster Spieler).
Vier Mal gewinnen konnte damit auch Trainer Bill Belichick, der ebenfalls wie Brady seit 2000 bei den Patriots unter Vertrag steht.
Katy Perry zündet ein „Firework“
Bereits im Vorfeld hatte US-Superstar Katy Perry die Erwartungen an die Halbzeit-Show in die Höhe schnellen lassen. Sie werde verschiedene Kostüme tragen: „Ich kann verraten, dass mein erstes Outfit flammend heiß sein wird.“ Nach monatelangen Vorbereitungen überließ Perry nichts dem Zufall. „Es gibt nicht einen Diamanten an meinem Schuh, den ich nicht persönlich überprüft habe. Ich bin voll vorbereitet für diese Show.“
Sie sei wohl der erste Künstler, der einen Löwen und Haie mitbringen werde, so der Pop-Star vor der Show. In der zwölfeinhalb Minuten langen Halbzeit erfüllte sie die Erwartungen aber nur bedingt. Im Vergleich zu früheren Halbzeit-Shows war die Performance von Perry eher durchschnittlich.
Auf einem übergroßen Tiger ritt Perry ins Stadion passend zum Titel „Eye of the Tiger“ ein. Anschließend gab es ein Schachspiel zu „Dark Horse“. Dann kam die Rock-Ikone Lenny Kravitz auf die improvisierte Bühne und performte mit Perry „I kissed a Girl“. Die angekündigten Haie kamen zum Song „Teenage Dream“ auf die Bühne – zwei Tänzer in Hai-Anzügen. Die Kulisse verwandelte sich unterdessen zu einem Strand mit tanzenden Palmen und Surfboards.
Im Vorfeld war ein großer Überraschungsgast angekündigt worden. Anders als zunächst vermutet wurde es die Rapperin Missy Elliot. Zusammen wurde erst „Get Ur Freak on“ und anschließend „Music makes you lose control“ gesungen. Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet. Denn im Vorfeld waren Namen wie Madonna und Cher genannt worden. Die Show endete mit einem „Firework“ und einer über dem Feld schwebenden Perry. Gesanglich war es unterhaltend, Perry hatte zudem mindestens vier verschiedene Kostüme an, aber eine spektakuläre Halbzeitshow sieht anders aus.
R&B-Musiker John Legend (36) trug bereits vor dem Anpfiff „America the Beautiful“ vor. Anschließend sang Musical-Star Idina Menzel (43), bekannt vor allem durch ihren Song „Let it go“ aus dem Disney-Hit „Die Eiskönigin“, die US-Nationalhymne. Ihre Darbietung wurde immer wieder mit Beifall und Jubel begleitet. Doch wirklich großer Jubel brach erst aus, als die für Amerika typische Flugeinlage der Air Force über dem Stadion erschien.
Interessanter Nebenaspekt: Die Zuschauer im Stadion buhten laut auf, als der Coach der Patriots auf der Leinwand gezeigt wurde. Vermutlich wegen des „Deflate Gate“. Es wird vermutet, dass im Spiel gegen die Indianapolis Colts im Halbfinale die Bälle nicht voll aufgepumpt wurden. Der Trainer der Patriots, Bill Belichick, hatte eine interessante Erklärung dafür gefunden. Offenbar sei die Physik schuld. Der Luftdruck sei einfach gefallen. Die Untersuchungen zu den Vorwürfen dauern derzeit noch an.
Den Patriots wird nach dem Spiel aber sicherlich noch lange nicht die Puste ausgehen und eine ausschweifende Party ist quasi garantiert. Für die Seahawks heißt es dagegen: Vielleicht im nächsten Jahr. Eventuell dann mit dem bestbezahlten Quarterback der NFL-Geschichte, Russell Wilson, der im Frühjahr einen neuen Vertrag bekommen soll. Bisheriger Spitzenverdiener ist Aaron Rodgers von den Green Bay Packers, der am Sonnabend zum MVP gewählt worden ist.