Der erste Spieltag der Viertelfinale auf dem Weg zum Super Bowl ist gespielt. Der deutsche NFL-Profi Sebastian Vollmer gewinnt mit den New England Patriots gegen die Baltimore Ravens. Vorjahressieger Seattle Seahawks fegte die Carolina Panthers vom Platz.
Hamburg/Foxborough/Seattle. Wieder einmal bewies der American Football, dass es bis zur letzten Sekunde unklar sein kann, wer gewinnt. Im allerletzten Wurf hätten die Baltimore Ravens noch den Sprung ins Halbfinale der NFL (National Football League) auf dem Weg zum Super Bowl machen können. Doch der Wurf von Quarterback Joe Flacco, beim Stand von 35:31 für die New England Patriots, kam nicht an. Der Wurf in die Endzone wurde von einem Defense-Spieler gerade noch entschärft. Damit ziehen die Patriots um Quarterback Tom Brady und dem deutschen NFL-Profi Sebastian Vollmer ins Halbfinale um den AFC-Titel und das Ticket für den Super Bowl ein. Dort könnte es am kommenden Sonntag zu einem Aufeinandertreffen mit dem zweiten Deutschen Björn Werner und den Indianapolis Colts kommen, sollte das Spiel am späten Abend gegen die Denver Broncos gewonnen werden. Das zweite Playoff-Spiel entschied der Vorjahressieger, die Seattle Seahawks, deutlich gegen die Carolina Panthers mit 31:17.
Für die Baltimore Ravens hatte eigentlich alles nach Plan begonnen. Bereits mit 14:0 lagen die Spieler von Trainer John Harbaugh vorn. Doch vor 70.000 Zuschauern drehten die Patriots zwei Mal die Partie. Das erste Viertel ging mit 14:7 für die Ravens zu Ende. Dann folgte noch der 14:14-Ausgleich ehe Joe Flacco mit dem Ravens wieder aufdrehte und erneut einen 14-Punkte Vorsprung im dritten Quarter erspielte.
Doch dann begann der Abend von Quarterback Tom Brady. Die Patriots linkten die Gäste mit einem Pass auf Wide Reciever Julian Edelman, der einen 51-Yard Touchdown-Pass auf Danny Amendola warf. 28:28. Anschließend warf Ravens QB sogar noch eine Interception, die anschließend Brady auf Brandon LaFell zum 35:31 verwandelte. Es war sein dritter Touchdown-Pass der Partie und der 46. seiner Playoff-Karriere. Somit verdrängte Brady in der NFL-Bestenliste den legendären Joe Montana von der Spitze. „Auf ihn ist immer Verlass. Er trainiert hart, spielt hart und ist einer der besten Spieler, die jemals hier gespielt haben“, meinte Vollmer, während er in der Umkleide seinen dunklen Kapuzen-Pulli anzog. Auch Tight End Rob Gronkowski konnte abermals überzeugen und verhalf sein Team mit mehreren guten Catches zum Sieg. Alleine 108 Yards und ein Touchdown gehen auf das Konto des 25-Jährigen.
Coach Belichick lobt sein Team
„Unsere Spieler haben sich echt reingehängt, sie sind mental und körperlich stark. Viele verschiedene Akteure waren in den entscheidenden Situationen zur Stelle“, betonte Trainer Bill Belichick. „Es war ein anstrengendes Spiel. Die Ravens sind ein gutes Team, das muss man einfach so sagen. Zum Glück hat es für uns am Ende noch gereicht“, sagte der spürbar erleichterte Vollmer der dpa.
Ravens-Quarterback Joe Flacco verteilte ebenfalls Komplimente. Zu Recht, denn sein Team war bis in die Schlussphase gleichwertig, letztlich aber „nur nicht in der Lage, zu gewinnen.“ Und deshalb schmerze die Niederlage, so Flacco. Zwei der letzten drei K.o.-Runden-Begegnungen hatten seine Ravens bei den Patriots gewonnen.
Aufgrund einer Verletzung verpasste Vollmer 2012 das Halbfinale, steht aber immerhin in seiner sechsten NFL-Saison zum dritten Mal nacheinander in der Vorschlussrunde. Dort erwarten die Patriots am kommenden Wochenende entweder die Denver Broncos oder die Indianapolis Colts mit dem Berliner Björn Werner.
Im zweiten Spiel am Sonnabend (Ortszeit) siegten die Seattle Seahawks über die Carolina Panthers. In Seattle kamen die Gäste bei Regenwetter unter die Räder. Vor allem die Defense des Vorjahressiegers konnte überzeugen. Drei Turnovers gingen auf das Konto der Abwehrreihen. Darunter auch ein 90 Yard-Touchdown-Lauf von Kam Chancellor nach einer Interception. Aber auch die Offense um Quarterback Russell Wilson konnte erneut beweisen, dass das Team aus dem Nordwesten der USA den Einzug ins Halbfinale verdient hat. Wilson warf drei Touchdown-Pässe. Seattle ist das erste Team seit 2005, das nach dem Super-Bowl-Sieg anschließend auch ein Playoff-Spiel gewinnen konnte. Nun kommen am kommenden Sonntag entweder die Green Bay Packers mit Quarterback Aaron Rodgers oder die Dallas Cowboys um QB Tony Romo. Das Spiel startet am Sonntag um 19 Uhr MEZ. Anschließend spielen die Indianapolis Colts gegen die Denver Broncos.
Nach dem Spiel stellte sich Sebastian Vollmer einigen Fragen:
Wie haben Sie die hart umkämpfte Partie gesehen?
Vollmer: Es war ein anstrengendes Spiel. Wir können unseren Sieg heute Abend genießen und dann mal gucken, wer unser Halbfinal-Gegner wird. Und dann geht's nächsten Sonntag mit einem Heimspiel weiter.
New England lag zweimal mit zwei Touchdowns hinten. Warum hat sich Ihr Team gegen Baltimore so schwergetan?
Vollmer: Die Ravens sind ein gutes Team, dass muss man einfach so sagen. Zum Glück hat es für uns am Ende noch gereicht. Baltimore hatte in den Playoffs diese Saison schon gewonnen, wir hingegen noch nicht (New England hatte in der ersten Runde ein Freilos/Anm. d. Red.). Die Ravens spielen gegen uns immer sehr gut, das haben die Spiele in der Vergangenheit gezeigt. Außerdem sind das jetzt halt die Playoffs, da wehrt sich jedes Team bis zum Schluss und niemand kniet freiwillig nieder.
Ganz spektakulär war der vierte Patriots-Touchdown, bei dem in Julian Edelman völlig überraschend ein Wide Receiver einen Pass über 51 Yards auf Mitspieler Danny Amandola warf. Was haben Sie gedacht, als Quarterback Tom Brady diesen Spielzug angesagt hat?
Vollmer: Man trainiert bestimmte Dinge, jeder hat seine Aufgabe. Es stehen elf Spieler auf dem Platz und wenn man seine Aufgabe nicht macht, dann funktioniert solch ein Spielzug wahrscheinlich nicht. Ich hatte meine eigenen Dinge zu tun, deshalb habe ich nicht so viel daran gedacht, was jetzt gleich passieren wird.
Hatte das Team diesen Spielzug im Training geprobt?
Vollmer: Das bleibt geheim.
Die Außentemperaturen betrugen in der zweiten Halbzeit minus zehn Grad. Sie haben trotzdem kurzärmelig gespielt. Wie haben Sie die Kälte wahrgenommen?
Vollmer: Ach, das ist nun einmal so in unserem Sport. Wenn es kalt ist, dann ist es kalt. Wir alle spüren das ein bisschen, aber wenn man auf dem Platz ist, merkt man die Kälte vor lauter Adrenalin und Konzentration gar nicht, sondern erst, wenn man am Spielfeldrand steht und sich langsam wieder aufwärmt.
Ihr Quarterback Tom Brady hat drei Touchdown-Pässe geworfen und ist nun mit 46 Playoff-Touchdowns NFL-Rekorhalter. Was sagen Sie zu seiner Leistung?
Vollmer: Tom ist gefühlt seit 100 Jahren dabei. Auf ihn ist immer Verlass. Er trainiert hart, spielt hart und ist einer der besten Spieler, die jemals hier gespielt haben. Von daher sind solche Leistungen von ihm quasi schon ein bisschen zu erwarten.