Der FC St. Pauli ist nach dem 1:3 gegen Kaiserslautern Tabellenletzter, der HSV steht nur dank Dortmund auf Platz 17. Beide Trainer müssen sich Fragen nach der Sicherheit ihrer Jobs stellen.
Hier geht‘s zur mobilen Version von Matz ab
Hamburg. Das Abstiegsgespenst scheint sich dieses Jahr voll und ganz auf Hamburg zu konzentrieren. Bereits am Sonnabend verlor der HSV gegen den FC Augsburg mit 1:3. Ebenfalls 1:3 verlor auch der FC St. Pauli. Beide Mannschaften stehen am Ende der Tabelle. Besserung ist nur bedingt in Sicht. Zwar steht der HSV noch auf Tabellenplatz 17, weil Dortmund gegen Frankfurt verlor, der FC St. Pauli dagegen ist mit der schlechtesten Abwehr der 2. Liga auf den letzten Tabellenplatz gerutscht. 32 Gegentore sind Ligaspitze im negativen Sinne.
Beim HSV sind es nicht die 17 Gegentreffer, die Schuld am vorletzten Tabellenplatz sind. Denn zwölf Mannschaften haben mehr Gegentreffer. Vielmehr sind es die mageren sieben geschossenen Tore nach 13 Spieltagen. Die Hamburger sind die einzige Mannschaft mit einstellig geschossenen Toren.
Über 90 Minuten konnten die verjüngten HSVer nicht gegenhalten – der FC Augsburg ist gefestigter und selbstbewusster. „Wir sind wieder ein Stück weitergekommen, auch wenn die Ergebnisse nicht passen“, sagte der Trainer am Sonnabend im ZDF-„Sportstudio“.
Trotz allen Lobes für den 44-jährigen: Die Maßnahmen des Motivators haben noch keinen nachhaltigen Erfolg. Inmitten prominenter Konkurrenz wie Dortmund oder Stuttgart steckt der HSV unten im Tabellenkeller fest. „Keine Zweifel, keine Bedenken“, lautete am Sonntag die Antwort von Sportchef Peter Knäbel auf die Frage, ob Ex-Regionalliga-Coach Zinnbauer der Richtige sei, den HSV aus dem Keller zu führen.
Fast schon gebetsmühlenartig verwiesen die Augsburger nach dem Erfolg durch Treffer von Halil Altintop (50. Minute), Raul Bobadilla (62.) und Paul Verhaegh (70./Foulelfmeter), fünf Heimsiegen in Serie (Clubrekord) und zwölf Punkten aus den vergangenen fünf Spielen auf ihr Ziel Klassenverbleib. Für den HSV könnte genau dies wie in der Vorsaison bei der Last-Minute-Rettung in der Relegation zu einer höchst kniffligen Aufgabe werden.
„Ich kann mich selber nicht mehr hören, immer die gleiche Scheiße zu erzählen“, haderte Rafael van der Vaart, Torschütze zum 1:0, mit den wechselhaften Vorstellungen. Nur in einem sind die Hanseaten recht konstant: Sie stehen im Tabellenkeller.
„Das ist schon enorm bitter, wenn man so ein Spiel sieht. Jetzt gilt es wieder aufzustehen und im Heimspiel gegen Mainz wieder zu punkten“, mühte sich Heiko Westermann, nach vorne zu schauen. Der Innenverteidiger humpelte an Gehhilfen aus dem Stadion, er fehlt nach einer Innenbandverletzung im Knie bis zur Rückrunde. Er hinterlässt eine große Lücke. Nach seinem Patzer im Pokalspiel gegen die Bayern leistete sich Westermann keine Fehler mehr und wurde zum Stabilisator der Mannschaft.
Josef Zinnbauer reagiert mit Bedauern auf die Nachricht. „Wir hatten zuletzt eine stabile Abwehr und Heiko war der Garant dafür“, sagte der Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV am Sonntag dem Radiosender NDR 90,3. Nach dem Ausfall Westermanns müssten die Spieler, „die dahinter stehen das Ruder übernehmen“.
Auf die Frage, wie sicher er auf seinem Trainerstuhl sitzen würde, antwortete der 44-Jährige salomonisch: „Es ist in Hamburg nicht einfach, diese Frage zu beantworten.“ Wichtig seien aber Ergebnisse, die auch im Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den FSV Mainz 05 erreicht werden sollen. Zinnbauer kündigte an, weiter auf Spieler aus der U23 zu setzen, wenn diese sich aufdrängen würden.
Aber auch Valon Behrami, der im defensiven Mittelfeld der unangefochtene Chef ist, lastet nun noch mehr Verantwortung. Der Schweizer war nach der Niederlage bei den Schwaben richtig sauer: „Es fehlen Mentalität, Persönlichkeit und Charakter. Wenn wir glauben, mit zwölf Punkten schon etwas erreicht zu haben, sind wir schief gewickelt. Wir haben nichts erreicht.“ Zinnbauer will trotz der Rückschläge an seinem Jugend-Projekt festhalten.
„Augsburg hat im Moment Aufwind, wir haben keinen“, sagte der Trainer knapp und deutlich. Ein weiterer möglicher Grund: Von einer Konstanz wie beim FCA unter Manager Stefan Reuter und Markus Weinzierl konnte Hamburg mit reihenweise Sportdirektoren und Trainern in den vergangenen Jahren nur träumen.
FC St. Pauli schraubt Saisonziel drastisch nach unten
Bereits vor der Partie schraubte Trainer Thomas Meggle das Saisonziel bereits herunter. Der ambitionierte Kiezclub wird nicht wie erhofft um den Aufstieg in die 1. Liga mitspielen sondern gegen den Abstieg. Ziel ist der 15. Tabellenplatz.
„Das Schlimmste wäre nun, in Hysterie zu verfallen“, hatte der neue St. Pauli-Präsident Oke Göttlich schon vor dem Lautern-Heimspiel verkündet. Erneut gab der Nachfolger von Stefan Orth seinem Trainer Thomas Meggle und dem wegen seiner Transferpolitik in die Kritik geratenen Sportchef Rachid Azzouzi eine Jobgarantie. „Wir halten zusammen und werden da gemeinsam rauskommen“, glaubt der am 16. November gewählte Clubchef Göttlich. Allerdings weisen die Hanseaten nun schon drei Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz auf.
Vor 23.584 Besuchern im nicht ganz ausverkauften Millerntor-Stadion trafen Amin Younes (22. Minute), Jean Zimmer (30.) und Sebastian Jacob (87.) für die Pfälzer, die sehr effektiv agierten und praktisch aus drei Chancen drei Tore machten. Marcel Halstenbergs Tor (58.), bei dem FCK-Torwart Tobias Sippel nicht gut aussah, war zu wenig für St. Pauli, das sich bei den vorentscheidenden ersten beiden Gegentoren haarsträubende Fehler erlaubte, die bitter bestraft wurden.
Nach nur einem Zähler aus den vergangenen sechs Punktspielen wird es Zeit, dass Meggle & Co. die Wende gelingt. Die nächste Gelegenheit bietet sich dem FC St. Pauli am Freitag im Gastspiel beim VfL Bochum. Zwar spricht der jüngste Negativlauf eher gegen die Hamburger, doch Meggle will sich nicht unterkriegen lassen. „Wir haben uns heute zurückgebissen gegen eine Mannschaft mit sehr hoher Qualität. Wenn wir weiter so auftreten, wird es aufwärts gehen. Die Tabelle sollte nur eine Momentaufnahme sein“, sagte der Vrabec-Nachfolger.