Beim 4:3 gegen den Club an der Alster traf Daniel von Drachenfels gegen sein Ex-Team. „Mir tat es fast weh, dass ich getroffen habe“, sagte der 28 Jahre alte Hockeystürmer vom Harvestehuder THC.
Hamburg. Schon beim Zurücklaufen in die eigene Hälfte schlich sich neben der Freude über sein zweites Saisontor ein weiteres Gefühl ein. Daniel von Drachenfels spürte Mitleid. „Mir tat es fast weh, dass ich getroffen habe“, sagte der 28 Jahre alte Hockeystürmer vom Harvestehuder THC, der seine neuen Farben im Bundesliga-Stadtderby gegen den Club an der Alster am Sonnabend mit einem Abstauber nach der sechsten Strafecke mit 3:2 in Führung gebracht und damit den Weg zum 4:3-Heimsieg geebnet hatte.
Aufgeregter als erwartet sei er gewesen vor dem ersten Duell mit Alster, für das er vor seinem Wechsel im Sommer sechs Jahre gespielt hatte, gab der Torjäger zu. Über What’sApp hatte ihn sein früherer Sturmkollege Anton Boeckel gebeten, nicht zu jubeln, sollte ihm ein Tor gelingen. „Aber das hätte niemand extra betonen müssen“, sagte er, „das weiß ich, dass sich das nicht gehört.“ Den Flachs von HTHC-Kapitän Tobias Hauke, er habe nach dem Tor das Vereinswappen auf dem Trikot geküsst, kommentierte von Drachenfels mit einem gequälten Lachen.
Dass er nicht der einzige Spieler im schwarz-gelben Dress war, der die drei Punkte nicht ausgelassen feierte, liegt an der Erwartungshaltung, die nach den in der Vorsaison gewonnenen Titeln (Feldmeister, Europacup in Halle und Feld) am Voßberg herrscht. Nach durchwachsenem Saisonstart kletterte die Auswahl von Cheftrainer Christoph Bechmann dank des von Michael Körper mit zwei Eckentoren, von Drachenfels und Anton Pöhling herausgeschossenen Derbysiegs zwar auf Tabellenrang fünf. Dennoch war ein Erfolg gegen den Tabellenletzten Alster vorab zur Pflicht erklärt worden.
Zur Kür in Form eines überzeugend herausgespielten, deutlichen Triumphes reichte es allerdings nicht, was zum einen daran lag, dass die Chancenverwertung erneut eines Spitzenteams nicht würdig war. „Langsam müssen wir uns hinterfragen, ob wir alle genug dafür tun, die Tore erzwingen zu wollen“, schimpfte Körper. Bechmann gab sich zwar versöhnlicher als nach der 3:4-Pleite vor 14 Tagen gegen den am Wochenende spielfreien Tabellenführer Uhlenhorster HC, dennoch gab auch er zu, dass „wir unsere Effektivität verbessern müssen. Spielerisch bin ich aber vollkommen zufrieden.“
Zum anderen spielte der weiterhin sieglose Club an der Alster vor allem in der ersten Halbzeit nicht wie ein Tabellenletzter, sondern zeigte sich im Vergleich zu den Vorwochen homogener, eingespielter und im schnellen Umschaltspiel dank Neuzugang Christopher Rühr, der doppelt traf, stets gefährlich. „Wir finden von Spiel zu Spiel besser zueinander. Auch wenn mehr möglich gewesen wäre, bin ich nicht unzufrieden mit unserem Auftritt“, sagte Chefcoach Jo Mahn, dessen Innenverteidigung während des Spiels stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sebastian Biederlack erlitt in der achten Minute bei einem unabsichtlichen Stockschlag eine stark blutende Platzwunde auf der Stirn, Constantin Illies musste sich in der Halbzeitpause wegen eines Infekts mehrmals übergeben.
Daniel von Drachenfels versuchte nach der Partie, auch für den geliebten Rivalen das Positive zu sehen. „Ich bin mir sicher, dass Alster bald den ersten Sieg schafft. Die gehören da unten nicht hin“, sagte er. Damit hat er recht.
Die HTHC-Damen holten beim 1:1 gegen Alster (0:1 Kira Horn, 1:1 Annelotte Ziehm) den ersten Punkt der Saison. Die UHC-Damen verloren bei Tabellenführer Düsseldorfer HC mit 1:3 (UHC-Tor Céline Wilde).