Der 24-jährige Stürmer aus Leverkusen, der auch für Marokko spielen könnte, wurde zum ersten Mal für die DFB-Elf nominiert. Vor seiner Premiere gibt sich der Deutsch-Marokkaner selbstbewusst.

Leverkusen. Seine Stimme klingt verschnupft, er hustet vor sich hin: Doch diese Erkältungssymptome können bei Karim Bellarabi nicht die Vorfreude auf die deutsche Nationalmannschaft trüben, für die ihn Bundestrainer Joachim Löw in der vergangenen Woche erstmals berufen hatte. „Kein Problem, alles halb so wild. Ich freue ich mich auf die neue Aufgabe“, versichert der Senkrechtstarter von Bayer Leverkusen, dass er topfit zum Treffpunkt des Weltmeisters am Dienstag in Frankfurt/Main anreist.

Für Bellarabi erfüllt sich ein Traum, der durch einen Einsatz in den beiden anstehenden EM-Qualifikationsspielen der DFB-Auswahl am Sonnabend in Polen und am Dienstag danach gegen Irland seinen Höhepunkt finden könnte. Dass dies passiert, ist wahrscheinlich. Schließlich will Löw den 24 Jahre alten Flügelflitzer fest an die DFB-Auswahl binden, nachdem auch Marokko und Ghana ihr Interesse an Bellarabi, der bereits für die deutsche U20 und U21 gespielt hat, bekundet haben.

Dass er sich letztendlich für Deutschland entschieden habe, sei „eine Herzenssache“, sagt der Bayer-Profi: „Meine Mutter ist Deutsche, und ich bin in Deutschland geboren. Ich habe viel mit der Familie gesprochen und mich dann für die deutsche Nationalmannschaft entschieden. Ich hoffe, dass es der richtige Weg für mich ist.“

Den Konkurrenzkampf scheue er nicht, sonst hätte er sich ja für die einfachere Variante Marokko entscheiden können, was sein marokkanischer Vater gerne gesehen hätte. „Ich nehme die Herausforderung an und werde mein Bestes geben“, sagt Bellarabi angesichts der prominenten Kollegen wie Marco Reus, Mesut Özil, André Schürrle, Thomas Müller oder Lukas Podolski, die alle einen Platz im offensiven Mittelfeld beanspruchen.

„Offensive Spielweise passt gut zu mir“


Bellarabi ist aber selbstbewusst wie nie. Denn nachdem er in der vergangenen Saison noch in die Regionalliga-Mannschaft von Bayer abgeschoben und dann an den späteren Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig verliehen wurde, hatte ihm kaum einer eine solch rasante Entwicklung zugetraut. Vor dieser Saison hatte man unter dem Werkskreuz schon überlegt, den Offensivspieler erneut auszuleihen oder gar ganz abzugeben, wie Bayer-Sportchef Rudi Völler berichtete.

Im Trainingslager konnte Bellarabi aber den neuen Bayer-Coach Roger Schmidt von seinen Fähigkeiten überzeugen. „Den Spieler brauche ich für mein System“, sagte Schmidt und vertraute fortan dem gebürtigen Berliner, der zum Saisonstart beim 2:0 in Dortmund nach neun Sekunden mit dem bislang schnellsten Bundesligator erstmals aufhorchen ließ. „Ich fühle mich sehr wohl im System von Roger Schmidt. Diese offensive Spielweise passt sehr gut zu mir“, sagt Bellarabi, der in Bremens sozialem Brennpunkt Huchting aufgewachsen ist und früh gelernt hat sich durchzubeißen.

„Seine Entwicklung ist bemerkenswert, er ist wahnsinnig schnell, er hat einen starken Antritt. Und er hat sein Defensivverhalten verbessert,“ äußerte Löw zu Wochenbeginn bei DFB.de über Bellarabi und fügte an: „Mir gefällt, wie gut er auch gegen den Ball arbeitet. Ich bin sicher, dass er für uns eine Option werden kann. Ich freue mich nun darauf, ihn bei der Mannschaft begrüßen zu können und ihn dann auch persönlich kennenzulernen.“

Dass es Bellarabi bis in die Nationalmannschaft geschafft hat, ist für Bellarabis Teamkollegen Hakan Calhanoglu kein Wunder. „Karim hat sich unglaublich entwickelt, er ist ein außergewöhnlicher Spieler, in meinen Augen gehört er in die Stammelf der Nationalmannschaft“, sagt der türkische Nationalspieler respektvoll über seinen Kumpel.