„Ich habe nullkommanull zu verbergen“, sagt Beckenbauer zu den gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfen im Zuge der Vergaben der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar. Er sei den Empfehlungen des DFB gefolgt.
Berlin. Franz Beckenbauer wehrt sich gegen die gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe im Zuge der Vergaben der Fußball-WM 2018 an Russland und 2022 an Katar. „Ich habe nullkommanull zu verbergen und bin natürlich der Meinung, dass es im Falle von Korruptions-Nachweisen für die Verantwortlichen Konsequenzen geben muss“, sagte der 68-Jährige der Bild-Zeitung.
Beckenbauer hielt weiter an seinem Wahlgeheimnis fest. Er betonte aber zugleich, dass er in beiden Fällen den Empfehlungen des „internationalen Kreises“ des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gefolgt sei. Dieser hatte sich im Falle der WM 2018 für Russland und im Bezug auf 2022 für Australien ausgesprochen.
Beckenbauers Name war am vergangenen Sonntag erstmals in dem umfangreichen Material der britischen Zeitung Sunday Times aufgetaucht, das vermeintlich zur Aufdeckung von Schmiergeldzahlungen vor der Wahl Katars im Dezember 2010 beitragen könnte. Demnach sei Beckenbauer, damals Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee von der Schlüsselfigur der Vorwürfe, Mohamed Bin Hammam, nach Katar eingeladen worden.
Dazu sagte Beckenbauer der Bild, dass er kurz nach der Wahl bereits erklärt habe, dass ihn die Wahl von Katar überrascht habe. „Ich habe mich als Erster positioniert, dass dort eine WM im Sommer unmöglich ist und man nur im Winter spielen könnte. Das habe ich im Übrigen auch dem damaligen Emir von Katar persönlich gesagt - lange vor der Abstimmung“, sagte Beckenbauer.
Zu einem Treffen im Oktober 2009 beim Emir von Katar, an dem auch der katarische Unternehmer Bin Hammam teilgenommen hatte, sagte Beckenbauer: „Auch bin Hammam war dabei. Der Emir reagierte nicht sehr erfreut über meine Einwände.“ Bin Hammam soll mit Schmiergeldzahlungen maßgeblichen Einfluss auf die Wahl des WM-Gastgebers 2022 genommen haben.
Vorwürfe, wonach Beckenbauer bei der Vergabe des Turniers 2018 für Russland gestimmt habe, um später einen Gazprom-Vertrag zu erhalten, wies der „Kaiser“ ebenfalls zurück: „Ich selber habe überhaupt keinen Vertrag mit Gazprom, sondern mein Management mit der 'Russian Gas Society'. Das hatte mit der WM-Vergabe absolut nichts zu tun, ich kannte die Leute damals noch gar nicht“, erklärte der Weltmeister von 1974 und 1990.
Beckenbauer setzte sich auch gegen Behauptungen zur Wehr, er habe die Beantwortung der Fragen von Fifa-Ermittler Michael Garcia bewusst verweigert. „Das ist ein bisserl andersherum“, sagte der Ehrenpräsident von Bayern München. Er sei bereit gewesen, alle relevanten Fragen zu beantworten, hatte aber Probleme mit dem Juristen-Englisch. Beckenbauer bat die Fifa um eine deutsche Übersetzung, die diese aber ablehnte. „Daraufhin war meine Reaktion: Dann eben nicht“, sagte der Ehrenkapitän der deutschen Nationalelf.
Verwundert reagierte der 103-malige Nationalspieler auf die Ankündigung von Fifa-Exekutiv-Mitglied Theo Zwanziger, Sanktionen gegen ihn ins Spiel bringen zu wollen. „Ich habe bei der Fifa nur noch einen Berater-Status, bin also kein Kommissionsmitglied mehr und somit nicht verpflichtet, mit Herrn Garcia zu reden“, sagte Beckenbauer.
Rückendecckung erhielt Beckenbauer von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Ich weiß, dass Franz ein absoluter Ehrenmann ist“, sagte Niersbach im Vorfeld des 64. Kongresses der Fifa. Jede „wie auch immer geartete Unterstellung gegen ihn kann ich zurückweisen“, sagte Niersbach: „Mir fällt dazu nichts mehr ein. Man weiß ja gar nicht mehr, wer das alles anrührt, dieses Gemisch aus Gerüchten, Spekulationen und Halbwahrheiten, die dann zu angeblichen Fakten werden - das ist nicht mehr normal.“