Durch ein 2:0 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Paris St. Germain hat der FC Chelsea nach dem 1:3 im Hinspiel doch noch das Halbfinale in der Champions League erreicht. Großen Anteil am Erfolg hatte André Schürrle.
London. Vom Bankdrücker zum Man of the Match: André Schürrle konnte sein Glück kaum fassen, nachdem er mit dem FC Chelsea ins Halbfinale der Champions League eingezogen war. „Es hat alles gepasst. Wenn man es sich malen könnte, würde ich es so malen“, sagte der 23 Jahre alte Nationalspieler völlig losgelöst in den Katakomben des Stadions an der Stamford Bridge nach dem 2:0 (1:0) der Londoner gegen das Starensemble von Paris St. Germain.
Die Franzosen hatten sich nach dem 3:1 im Hinspiel bereits auf dem Weg zu ihrem ersten Triumph in der Königsklasse gewähnt, doch mit dem Schlusspfiff gefroren die Gesichter des verletzten Superstars Zlatan Ibrahimovic, von Klub-Chef Nasser Al-Khelaifi und des früheren französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy auf der VIP-Tribüne zu Eis. Dafür hatte nicht zuletzt Schürrle mit seiner Sternstunde gesorgt.
Der ehemalige Leverkusener und Mainzer, der in der 18. Minute für den am Oberschenkel verletzten Eden Hazard eingewechselt worden war, hatte die Blues mit seinem Führungstreffer in der 32. Minute auf Kurs gebracht und seine wohl bislang beste Leistung im Chelsea-Trikot abgeliefert. Der bekennende PSG-Fan und frühere Hoffenheimer Demba Ba schoss die Engländer dann in der 87. Minute endgültig ins Glück.
„Was für ein Gefühl. Unglaublich. Wir hatten nichts zu verlieren, so haben wir dann gespielt“, beschrieb Schürrle nach seinem ersten Champions-League-Treffer für Chelsea den beherzten Auftritt seiner Mannschaft: „Wir wollten in der ersten Halbzeit ein Tor machen - das ist uns gelungen. Dann das Tor fast in aller letzter Minute. Es hat alles gepasst.“ Nach seiner Gala wurde der 31-malige Nationalspieler mit Lob überschüttet.
„André macht es für das erste Jahr in einer neuen Liga sehr gut. Er ist schnell und kann Tore schießen“, sagte Chelsea-Teammanager José Mourinho über Schürrle, der sich bis 2018 an Chelsea gebunden hat
Eine Stammplatzgarantie hat Schürrle, der in der Premier League bislang sieben Treffer erzielt hat, nicht in seinem Vertrag und erst recht nicht bei Mourinho, wie der Portugiese dann auch gleich verdeutlichte: „Er muss seine Mentalität noch verbessern und an seiner Körpersprache arbeiten.“
Damit sprach der Portugiese, der weiter vom Finale in seiner Heimat am 24. Mai in Lissabon träumen darf, auf die hin und wieder phlegmatischen Auftritte des Deutschen an, der in der 52. Minute gegen Paris noch mit einem Lattenschuss auf sich aufmerksam gemacht und in der 68. Minute PSG-Torwart Salvatore Siligu zu einer Glanzparade gezwungen hatte.
Für seine starke Vorstellung erhielt Schürrle in den englischen Zeitungen duchweg die Bestnoten, zudem wurde er nach dem Schlusspfiff als bester Akteur der Partie von der Uefa ausgezeichnet.
Nicht zuletzt wegen seiner tollen Show hat Chelsea seinen zweiten Titelgewinn in der Königsklasse im Visier. Zudem kann Mourinho, der zum achten Mal als Trainer in ein Halbfinale einzog, weiterhin als erster Coach mit drei Klubs die wichtigste Trophäe im Vereinsfußball gewinnen.
Mourinho, bereits 2004 mit dem FC Porto und 2010 mit Inter Mailand erfolgreich, blickte gleich nach dem Spiel schon Richtung Auslosung am Freitag: „Es gibt nur noch großer Gegner, aber das ist uns egal. Jeder Gegner weiß, dass wir einen besonderen Teamgeist haben.“ Und einen André Schürrle, der wegen einer Terminkollision möglicherweise einen Teil der WM-Vorbereitung verpasst. Aber das könnte er verschmerzen und dann vielleicht wieder twittern: „What a feeling!!!“