Ein Platzverweis, aber das wichtige Auswärtstor geschossen: Bastian Schweinsteiger beschert den Bayern eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel. Doch Trainer Guardiola muss sich etwas einfallen lassen.

Manchester. Zu nächtlicher Stunde lachte Bastian Schweinsteiger wieder. In der Lobby des noblen Teamhotels lümmelte sich der Mittelfeldakteur in einen roten Sessel und telefonierte. Nach dem Schlusspfiff mochte der auffälligste Bayern-Mann beim 1:1 (0:0) im Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester United öffentlich aber nicht sprechen.

Erst war Schweinsteiger bei seinem Abgang von den Manchester-Fans gnadenlos ausgepfiffen worden, dann musste sich der Mittelfeldstar auch noch vom Daily Mirror verunglimpfen lassen. „You Dirty Schweini!“, titelte das englische Boulevardblatt nach dem 1:1.

Während im Old-Trafford-Stadion der beackerte Rasen mit Maschinen und von Hand gepflegt wurde, verdrückte sich der 29-Jährige flugs in den Mannschaftsbus. Mit zerknirschter Miene schlenderte er später Richtung Bankett.

Sein drittes Tor im laufenden Königsklassen-Wettbewerb bescherte dem Champions-League-Sieger zuvor allerdings eine gute Chance für den Halbfinal-Einzug. Aber seine Gelb-Rote Karte kurz vor dem Schlusspfiff auch die nächste knifflige Personalentscheidung für Trainer Pep Guardiola.

Thiago fehlt verletzt, Schweinsteiger ist im Rückspiel am kommenden Mittwoch in München ebenso gesperrt wie die theoretische Alternative Javi Martínez nach dessen dritter Gelber Karte. „Wir werden weiterhin elf Leute auf dem Platz haben. So Sachen geschehen. Wir werden das lösen“, versicherte Guardiola und gab sich in dieser Frage entspannt. Doch der Wert Schweinsteigers war gerade zuletzt enorm: Tor gegen Arsenal, Tore gegen Mainz und Leverkusen – und jetzt auch gegen Manchester. Nach Ablage von Mandzukic schoss er mit einem wuchtigen Volleyschuss zum Ausgleich ein (67.).

„Für uns ist es natürlich bitter, dass Basti jetzt ausfällt, genauso wie Javi“, betonte Kapitän Philipp Lahm und bemängelte die unterschiedliche Regelauslegung des spanischen Schiedsrichters Carlos Velasco Carballo. Dem mit einer Gelben Karte aus Spielhälfte eins vorbelasteten Manchester-Flügelmann Antonio Valencia zeigte er nach rüdem Einsteigen keine weitere Verwarnung. „Er macht zwei Fouls hintereinander und wird nicht mit Gelb-Rot vom Platz geschickt“, bemängelte Lahm.

Der Platzverweis Schweinsteigers nach seiner robusten Grätsche gegen Wayne Rooney war nach Gelb in der 61. Minute zumindest nachvollziehbar. Aber dass mit zweierlei Maß gemessen wurde, störte auch Matthias Sammer. „Auf dem Niveau musst du die gleichen Maßstäbe anwenden“, bemängelte der Sportvorstand.

Gejammert wurde im Bayern-Team allerdings nicht. „Wir müssen das akzeptieren“, bekundete Arjen Robben und stellte das Rückspiel auch ein kleines bisschen unter das Motto Weiterkommen für Schweinsteiger und Martínez. „Wir müssen auch für die beiden kämpfen, dass wir sie im Halbfinale wieder brauchen können“, sagte der Niederländer. Am kommenden Mittwoch in München ist immerhin der am Dienstagabend gesperrte Innenverteidiger Dante wieder an Bord.

In der Champions League flog Schweinsteiger bislang übrigens erst einmal, am 18. Oktober 2006 beim 1:0-Auswärtssieg bei Sporting Lissabon, vorzeitig vom Platz. Kurios dabei: Auch damals erzielte er das Bayern-Tor.

Internationale Pressestimmen

ENGLAND

Daily Mirror: „You Dirty Schwein! Schweinsteigers Ausgleich verhindert trotzigen Sieg.“

The Guardian: „Manchester United beeindruckt, aber Bayern kommt zurück.“

The Telegraph: „United darf nach dem Unentschieden gegen Bayern träumen.“

Daily Mail: „Moyes' Team fliegt nach Deutschland mit allen Chancen.“

The Sun: „Neman United„

SPANIEN

Marca: „Manchester United bringt den Favoriten in Verlegenheit.“

AS: „United widersteht der Belagerung und rettet ein Unentschieden gegen Bayern.“

ITALIEN

La Gazzetta dello Sport: „Vidic macht Manchester Hoffnungen - dann wacht Bayern auf.“

Corriere dello Sport: „Vidic lässt Guardiola zittern.“

FRANKREICH

Le Monde: „Ausgerechnet gegen Bayern träumt Manchester United davon, die Saison noch zu retten.“

Le Figaro: „Manchester hat sich nicht lächerlich gemacht.“

USA

New York Times: „Bayern und Barcelona retten Unentschieden.“

NIEDERLANDE

Telegraaf: „Manchester macht es spannend gegen Bayern.“

SCHWEIZ

Blick: „Pep stinksauer nach Rooney-Schwalbe.“

ÖSTERREICH

Österreich: „ManU erkämpft Unentschieden gegen Bayern.“