Nachdem Tommy Haas (Schulter) und Florian Mayer (Ödem am Schambein) abgesagt hatten, verzichtete Teamkapitän Carsten Arriens überraschend auf die Nominierung des angeschlagenen Philipp Kohlschreiber.
Frankfurt/Main. Ohne die drei verletzten Verweigerer von Frankfurt geht das deutsche Davis-Cup-Team mit einer 1b-Mannschaft als krasser Außenseiter in das Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich in Nancy (4. bis 6. April). Nachdem Tommy Haas (Schulter) und Florian Mayer (Ödem am Schambein) abgesagt hatten, verzichtete Teamkapitän Carsten Arriens überraschend auf die Nominierung des angeschlagenen Philipp Kohlschreiber.
„Ich habe mehrfach mit Philipp gesprochen. Er hat leider anhaltende Ellenbogenprobleme. Daher habe ich mich dagegen entschieden, ihn zu nominieren“, begründete Arriens: „Das Risiko ist einfach zu groß, denn für das harte Spiel gegen Frankreich brauche ich vier topfitte Spieler.“
Stattdessen sollen die Debütanten Jan-Lennard Struff (Warstein/ATP: 104), Peter Gojowczyk (München/111) und Andre Begemann (Lemgo/Doppel: 48) sowie der erst zum zweiten Mal berufene Tobias Kamke (Kiel/92) das Wunder von Nancy schaffen. Der erste Halbfinal-Einzug seit 2007 scheint angesichts der Überlegenheit des neunmaligen Champions aus Frankreich illusorisch.
Wie von vielen Landesfürsten gefordert, steht damit keiner der drei sogenannten Verweigerer von Frankfurt im Kader. Offiziell jedoch aus gesundheitlichen Gründen. In der Partie gegen Spanien im Februar (4:1) hatten sich Haas, Kohlschreiber und Mayer wegen Verletzungen beziehungsweise mentalen Problemen nicht in der Lage gesehen, das bedeutungslose dritte Einzel zu bestreiten.
Dies hatte für einen Eklat gesorgt. Nicht zuletzt, weil Arriens die drei Spieler offenbar Strohhalme ziehen ließ, um zu ermitteln, wer trotz aller Wehwehchen raus muss. Kohlschreiber soll es getroffen haben. Doch der Weltranglisten-25. spielte dennoch nicht. Schon damals gab er zu Protokoll, dass die im Davis Cup gebräuchlichen harten Bälle seiner Schulter nicht gerade guttun.
Arriens will Stellung zu Verweigerern beziehen
Ex-Profi Nicolas Kiefer hatte nach den Vorkommnissen personelle Veränderungen gefordert. „Konsequent wäre es, wenn Arriens in Frankreich auf die Verweigerer verzichtet und einen Neuaufbau startet“, hatte der frühere Weltranglisten-Vierte, mittlerweile als Tennisexperte für Sat.1 im Einsatz, damals gesagt.
Arriens war in den Wochen danach untergetaucht und hatte keine Stellung bezogen. Dies will er nun am Sonntag bei der sogenannten Wiedergutmachungs-Veranstaltung des Deutschen Tennis Bundes (DTB) in Kalbach nachholen. Kohlschreiber, Haas und Mayer werden dort fehlen, weil nur die vier für Nancy nominierten Profis den Verband vertreten werden. Zu der Veranstaltung hat der DTB jene Zuschauer eingeladen, die sich im Februar um das dritte Einzel betrogen gefühlt hatten.
Hamburger Kamke der Hoffnungsträger
Neuer Hoffnungsträger von Arriens ist nun der 27-jährige Kamke, der auf dem Hardcourt im Palais Des Sports Jean Weille als deutsche Nummer eins ins Rennen geht. „Tobias ist für mich ein Spieler mit einem großen Potenzial“, meinte der Teamchef. Für Struff (23) scheint Frankreich immerhin ein gutes Pflaster zu sein. Beim ATP-Turnier in Marseille im Februar gelang ihm mit dem Halbfinaleinzug der bislang größte Erfolg seiner Karriere.
Die Einzel am 4. April starten um 13:30 Uhr. Am 5. April beginnt das Doppel um 14.00 Uhr. Am Schlusstag wird ab 13.30 Uhr aufgeschlagen. SAT.1 Gold und tennis.de übertragen live.