Der Fußball-Weltverband Fifa hat nach seiner Exekutivsitzung in Zürich entweder gar nichts oder nur Ausweichendes zu seinem umstrittenen WM-Gastgeber Katar gesagt.
Zürich. Keine Stellungnahme zu den neuen Korruptions- Vorwürfen. Nur ein paar halbgare Ankündigungen beim Thema Menschenrechte. Der Fußball-Weltverband Fifa ist am Ende seiner zweitägigen Exekutivsitzung in Zürich einfach unter den neuesten Enthüllungen zu seiner umstrittenen WM 2022 in Katar hinweggetaucht.
„Ich bin glücklich, dass wir jetzt eine unabhängige Kommission für solche Fragen haben. Aber ich habe nicht das Recht und auch nicht die Absicht, etwas zu ihrer Arbeit zu sagen, bevor die Kommission sie beendet hat“, erklärte Fifa -Präsident Joseph Blatter am Freitag bei einer Pressekonferenz im Hauptsitz des Verbandes.
Die Sitzung am Donnerstag und Freitag war von Beginn an überschattet von den Bestechungvorwürfen der britischen Zeitung „Telegraph“ gegen den früheren Fifa -Vizepräsidenten Jack Warner. Danach sollen der Funktionär aus Trinidad und Tobago und seine beiden Söhne kurz nach der WM-Vergabe im Dezember 2010 fast zwei Millionen Dollar (1,44 Millionen Euro) aus Katar erhalten haben.
Das Fifa -Ethikkomitee ließ am Freitag zwar mitteilen, dass man das Material aus den Berichten bereits kenne und entsprechend reagieren werde. Auch wurde schon am Vortag bekannt, dass der von der Fifa eingesetzte Chefermittler Michael Garcia in Zürich sei und 13 Mitglieder des Exekutivkomitees verhören wolle. Doch wann dessen Kommission ihren Bericht vorlegt und wie er persönlich auf die Vorwürfen gegen seinen langjährigen Stellvertreter Warner reagiert – dazu wollte Blatter auch auf mehrfache Nachfrage nichts sagen.
Selbst Blatter hatte in den vergangenen Monaten schon einmal die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen Katars kritisiert. Doch diesmal hielt sich die Fifa mit Kritik an ihrem umstrittenen WM-Gastgeber auffällig zurück. „Seit Beginn dieses Jahres gab es schon diverse Sportveranstaltungen wie ein Radrennen oder die Trainingslager diverser Fußball-Clubs in Katar. Aber niemand hat irgendetwas gesagt“, meinte Blatter. „Außerdem wird erst jetzt begonnen, Stadien zu bauen. Bislang wurde noch kein Stadion gebaut.“
Nicht ganz so verharmlosend, aber auch nicht wirklich kritisch äußerte sich der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger in seiner Funktion als Beauftragter der Fifa -Exekutive für das Thema Arbeitsbedingungen. „Wir wollen herausfinden: Was passiert wirklich in Katar? Was können wir tun?“, sagte er und kündigte weitere Inspektionsbesuche der Fifa und auch auf politischer Ebene in dem Emirat am Persischen Golf an.
„Auf der Basis dieser Besuche werden wir weitere Gespräche führen. Wir müssen uns ein klares Bild in Katar verschaffen. Wir werden Schritt für Schritt vorgehen“, meinte Zwanziger. Grundsätzlich habe er aber den Eindruck, „dass die Verantwortlichen in Katar verstanden haben, wie wichtig es ist, die Situation dort zu verbessern.“
Auch bei der WM 2018 weicht die Fifa nicht von dem mittlerweile genauso umstrittenen Gastgeber Russland ab. Trotz der Krim-Krise und der internationalen Sanktionen werde das Turnier dort wie geplant stattfinden, erklärte Blatter. „Diese WM wurde an Russland vergeben. Wir haben keine Absicht, das zu ändern“, sagte der Fifa -Präsident. Russlands Sportminister Witali Mutko hatte dem Exekutivkomitee zuvor einen Bericht zum Stand der Vorbereitungen gegeben. Er ist praktischerweise selbst Mitglied der Fifa-Exekutive.
Bei der Gelegenheit wurde auch geklärt, was mit den beiden Proficlubs Tawrija Simferopol und FK Sewastopol von der Halbinsel Krim passiert, die in der vergangenen Woche trotz internationaler Proteste wieder der Russischen Föderation angeschlossen wurde. „Sie werden die Saison in der ukrainischen Liga zu Ende spielen“, verkündete Blatter.