Bei ihrem Versuch, in Melbourne erstmals über das Achtelfinale hinauszukommen, setzt Sabine Lisicki auf prominente Hilfe. Die ehemalige Weltranglisten-Erste Martina Hingis soll die Berlinerin auf Kurs bringen.
Melbourne. Kann es Sabine Lisicki auch außerhalb von Wimbledon? Bei den Australian Open in Melbourne unternimmt die deutsche Rasen-Königin von diesem Montag an den nächsten Versuch, bei einem anderen Grand-Slam-Turnier als ihrem Lieblingsevent in London zu glänzen. Und dabei setzt die Berlinerin auf überraschende Unterstützung. Am Samstag trainierte Lisicki mit der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Martina Hingis auf Court 18 der Anlage im Melbourne Park. „Sie hilft uns etwas“, sagte die deutsche Nummer zwei, die zum Auftakt auf die Kroatin Mirjana Lucic-Baroni trifft.
Ob mit der Schweizerin eine längere Zusammenarbeit geplant ist, ließ Lisicki offen, doch während der Partien in Melbourne wird die fünfmalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin auf jeden Fall in ihrer Box sitzen. „Ich kenne Martina schon sehr lange. Ich habe schon als Jugendliche mit ihr trainiert“, erzählte die Nummer 15 der Welt. „Bereits damals war das etwas ganz Besonderes für mich, weil Martina mein Idol war.“
Unter Hingis’ Mutter trainierte sie früher ebenfalls, der Hingis-Clan war es auch, der den Kontakt zu Trainerlegende Nick Bollettieri herstellte, in dessen Akademie Lisicki seit Jahren zu Hause ist. Mit Martina Hingis habe sie sich bereits in der Vergangenheit regelmäßig ausgetauscht, nun wollen beide ausloten, ob die Chemie auch auf dem Tennisplatz stimmt.
„Technisch ändert man nichts Großes mehr“
Lisicki ist seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Coach, mit dem sie dauerhaft zusammenarbeitet. Im vergangenen Jahr beendete sie die Engagements mit Wim Fissette und zuvor Ricardo Sanchez vorzeitig. Zuletzt arbeitete sie wieder mit ihrem Vater Richard zusammen.
Der ist auch in Melbourne dabei, doch Hingis soll dafür sorgen, dass Lisicki ihr zweifellos großes Potenzial endlich auch dauerhaft ausschöpft. „Technisch ändert man nichts Großes mehr, es geht nur um Kleinigkeiten da oben“, sagte Lisicki und tippte mit dem Finger an den Kopf.
„Ich will die zweite Woche erreichen“
Hingis hatte im vergangenen Jahr mit ihrer Rückkehr als Doppelspielerin für Schlagzeilen gesorgt, doch nun sieht sie ihren Platz offenbar als Beraterin auf dem Trainingsplatz. Der Trend von den Männern, wo zuletzt Boris Becker als Trainer von Novak Djokovic und Stefan Edberg als Coach von Roger Federer auf die Tour zurückkehrten, schwappt nun offensichtlich auch zu den Frauen rüber.
Zusammen mit Hingis hat Lisicki das Ziel für das erste Major-Event des Jahres klar definiert. „Ich will die zweite Woche erreichen“, meinte die Fed-Cup-Spielerin, die in Melbourne im vergangenen Jahr bereits in der ersten Runde ausgeschieden war. Doch an diese Zeit verschwendet Lisicki keinen Gedanken mehr, seit ihrem Siegeszug in Wimbledon bis ins Finale sieht sie sich in anderen Sphären. „Das Selbstvertrauen ist auf jeden Fall da“, meinte sie – obwohl sie in diesem Jahr erst eine Partie bestritten hat.
„Das war keine gute Idee“
Beim WTA-Turnier in Brisbane wurde sie danach von Magenproblemen gestoppt, weil sie am Silvesterabend im Restaurant Fisch bestellte, anstatt wie zuvor im gebuchten Appartement zu kochen. „Das war keine gute Idee und hat einiges an Kraft gekostet.“ Doch inzwischen fühlt sich Lisicki, die Down Under von ihrem neuen Promi-Freund Oliver Pocher begleitet wird, wieder fit und präsentiert sich vor dem ersten Highlight des Jahres bestens gelaunt.
Daran konnte auch ein kleiner Schreckmoment im Hotel nichts ändern, wo auf einmal ein unbekannter Mann in ihrem Zimmer stand. „Das ist eine sehr unangenehme Situation für jede Frau“, sagte Lisicki. Doch der Fremde hatte sich wohl nur in der Tür geirrt und verschwand schnell wieder. Der Weg für Lisicki ist in Melbourne also frei.
Die Spiele mit deutscher Beteiligung am Montag
Angelique Kerber (Kiel/Nr. 9) - Jarmila Gajdosova (Australien)
Jan-Lennard Struff (Warstein) - Michail Juschni (Russland/Nr. 14)
Florian Mayer (Bayreuth) - Denis Kudla (USA)
Julia Görges (Bad Oldesloe) - Sara Errani (Italien/Nr. 7)
Mona Barthel (Neumünster) - Zhang Shuai (China)
Annika Beck (Bonn) - Petra Martic (Kroatien)
Tommy Haas (Los Angeles-USA/Nr. 12) - Guillermo Garcia-Lopez (Spanien)
Sabine Lisicki (Berlin/Nr. 15) - Mirjana Lucic-Baroni (Kroatien)
Dinah Pfizenmaier (Bochum) - Yanina Wickmayer (Belgien)