Das Turnier in Hamburg wird zum Streitobjekt zwischen dem Deutschen Tennis Bund und Turnierdirektor Stich. Dieser nannte DTB-Präsident Altenburg einen „Lügner“, Altenburg erwartet eine Entschuldigung.

Köln. Michael Stich klingt durchaus ein bisschen genervt. „Das Thema ist hundert Mal durchgekaut worden, von meiner Seite gibt es dazu nichts mehr zu sagen“, teilt er höflich, aber sehr bestimmt mit. Ganz so höflich war Stich im Dialog mit Karl Altenburg anscheinend nicht, den Präsidenten des Deutschen Tennis Bundes (DTB) soll er einen Lügner genannt haben. Das will dieser nicht auf sich sitzen lassen und bringt in einem Brief an Stich zum Ausdruck, dass er eine Entschuldigung erwartet.

„Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des vertraglich vereinbarten Wohlverhaltens.“ Es geht um das Turnier am Hamburger Rothenbaum, das unter Turnierdirektor Michael Stich seit 2009 um Reputation und Anerkennung kämpft und dabei vor allem in diesem Jahr eine beachtliche Entwicklung nahm. Im Ringen um den Stellenwert der Veranstaltung will Stich den DTB aber ganz und gar nicht dabei haben. So jedenfalls steht es in einem Brief, den Manfred Weber, Präsident des Verbandes Mittelrhein, an den Bundesausschuss und dessen Sprecher Robert Hampe schrieb: „Herr Stich hat sämtliche Reminiszenzen an den DTB bei seinem Turnier abbauen lassen, hängt nicht mal mehr Plakate des DTB auf.“

Stich und sein Geschäftspartner Detlef Hammer haben über die Vertragslaufzeit bis 2014 hinaus in Hamburg noch eine Option bis 2018, allerdings ist der DTB daran angeblich ganz und gar nicht interessiert. Im Gegenteil: Stich wirft DTB-Chef Altenburg vor, den Veranstaltern der Gerry Weber Open in Halle die Lizenz zum Kauf angeboten zu haben. Halle, das ist kein Geheimnis, würde als 250er-Turnier gerne wachsen und hätte deshalb gegen die 500er-Lizenz aus Hamburg sicher nichts einzuwenden.

„Falsch, beleidigend, unter keinen Umständen akzeptabel“

Allerdings, so Altenburg, hat es dieses Angebot von seiner Seite nie gegeben, im Gegenteil. „Der DTB hat von Halle ein Angebot für den Lizenzerwerb erhalten“, schreibt er in dem Brief an Stich. Der DTB habe dann auf die vertragliche Situation mit der von Stich und Hammer geführten HSE (Hamburg Sports und Entertainment) als Veranstalter des Turniers verwiesen und daraufhin eine Absage aus Halle erhalten. Als Begründung für diese Absage habe Halle unter anderem „Gespräche mit Michael Stich“ genannt.

Altenburgs Darstellung bezeichnet Stich als Lüge, eine Formulierung, gegen die sich der DTB-Präsident massiv zur Wehr setzt. „Diese Aussage, ich sei ein Lügner, ist falsch, beleidigend und unter keinen Umständen akzeptabel“, schreibt Altenburg an Stich. So etwas sei ihm „während meiner 25-jährigen beruflichen Laufbahn noch nicht passiert“. Er gehe allerdings, so Altenburg weiter, „lediglich davon aus, dass Ihr Verhalten ein einmaliger Ausrutscher gewesen ist“. Der Brief ist vom 26. Juli, Stich versicherte am Montag, ihn noch nicht gelesen zu haben.

Kritik am Auftreten von Stich

Ach ja, die ganze Diskussion um ein Rasenturnier am Rothenbaum, das der Wimbledonsieger Stich angeblich nicht wollte, weil man ihn nicht rechtzeitig informiert habe, ist übrigens auch an den Haaren herbeigezogen. So ähnlich jedenfalls formuliert es Mittelrhein-Präsident Weber in seinem Brief an den Bundesausschuss: „Vielmehr ist Herr Stich auf Veranlassung der ATP gefragt worden und wollte das nicht.“ Mit der ATP scheint Stich es sowieso nicht so zu haben, ein Treffen mit Altenburg und dem eigens eingeflogenen ATP-Europa-Präsidenten Laurent Delanney zum Thema Rothenbaum hat er angeblich nach wenigen Minuten grußlos verlassen.

Dazu Altenburg in seinem Brief: „Auch das Auftreten von Ihnen, Herr Stich, in einem offiziellen Treffen entspricht kaum einem vernünftigen Geschäftsgebaren.“ Es braut sich etwas zusammen über dem maroden Dach des Rothenbaums.