Ein von einer Grippe erholter Philipp Kohlschreiber gewinnt rein deutsches Duell. Auch Lokalmatador Michael Berrer sorgt für eine große Überraschung. Mayer hingegen scheidet aus.
Stuttgart. Gut zwei Wochen nach seiner grippebedingten Erstrunden-Aufgabe in Wimbledon hat sich Tennisprofi Philipp Kohlschreiber erfolgreich auf der ATP-Tour zurückgemeldet. Während für seinen Davis-Cup-Kollegen Florian Mayer aus Bayreuth am Mittwoch beim Turnier in Stuttgart bereits im Achtelfinale das Aus kam, gewann der an Nummer zwei gesetzte Augsburger sein Auftaktspiel gegen den Qualifikanten Nils Langer aus Reutlingen verdient mit 7:5, 6:2. Damit steht der Weltranglisten-25. als zweiter Deutscher im Viertelfinale der mit 467.800 Euro dotierten Sandplatz-Veranstaltung, bei der die Tennisfans gespannt auf den ersten Einzel-Auftritt von Topfavorit Tommy Haas am Donnerstag warten.
Kohlschreiber trifft im Viertelfinale am Freitag auf den ehemaligen Weltranglisten-7. Gaels Monfils. Der Franzose setzte sich gegen den an Nummer sechs gesetzten, aber in dieser Partie chancenlosen Mayer klar mit 6:3, 6:0 durch.
Zuvor hatte Lokalmatador Michael Berrer für die erste große Überraschung gesorgt. Der Weltranglisten-153. bezwang den an Nummer drei gesetzten Franzosen Jérémy Chardy nach spannenden 2:17 Stunden mit 6:2, 6:7 (1:7), 6:3 und steht zum zweiten Mal nach 2008 in der Runde der letzten Acht, wo er gegen Roberto Bautista Agut antritt. Der Spanier schlug Martin Klizan (Slowakei) nach 2:27 Stunden mit 6:7 (3:7), 6:1, 6:4.
Haas gegen Gulbis
„Die Grippe ist gut überstanden“, sagte Kohlschreiber. „Jetzt geht es darum, einiges aufzuholen. Es gibt noch ein paar Sachen, die es besser zu machen gilt“, erklärte der 29-Jährige, der in Stuttgart bei seiner achten Teilnahme endlich den ersten Titel feiern will. Favorit sei zwar der topgesetzte und derzeit beste deutsche Tennisspieler, Tommy Haas. Aber Stuttgart sei eines der Turniere, bei denen er noch nicht so gut abgeschnitten habe, meinte Kohlschreiber. „Es wird Zeit, das zu ändern.“
Haas wird im Einzel erstmals am Donnerstag ins Geschehen eingreifen und auf der Anlage des TC Weissenhof für einen großen Zuschauerandrang sorgen. Dann spielt der 35-Jährige gegen den Letten Ernests Gulbis und will als dritter und letzter Deutscher ins Viertelfinale einziehen. Am Mittwoch trat Haas an der Seite von Robin Kern bereits im Doppel an und gewann gegen die Franzosen Paul-Henri Mathieu/Benoit Paire mit 6:3, 6:3.
„Von der Kraft her war es kein Problem“
Kohlschreiber hatte nur zu Beginn seiner Achtelfinale-Partie gegen Langer Probleme und musste im ersten Satz ein Break zum 3:4 hinnehmen. Danach aber fand der Davis-Cup-Spieler, der im Finale von München Haas unterlegen war, immer besser ins Spiel. Zunächst gelang ihm das Re-Break zum 5:5, dann ließ er Langer im zweiten Durchgang keine Chance mehr und behielt am Ende verdient die Oberhand. „Da konnte ich dann meine Erfahrung ausspielen“, sagte Kohlschreiber.
Dagegen setzte Berrer Gegner Chardy, der den MercedesCup 2009 gewann, von Anfang an unter Druck und zwang die Nummer 26 der Welt zunächst zu vielen leichten Fehlern. „Ich finde es super, dass ich am Freitag noch drin bin. Für mich ist das ein Traum, zu Hause ist es am schönsten“, sagte der 33-jährige Berrer. „Von der Kraft her war es kein Problem. Wenn man viel in der ersten oder zweiten Runde verliert, hat man viel Zeit zum Trainieren. Von daher bin ich fit, und heute hat es auch vom Kopf her gestimmt“, erklärte Berrer, der in dem engen Match bis zum Ende verbissen um jeden Ball kämpfte.