Für Sebastian Vettel schlägt beim Nachtrennen von Singapur bereits die Stunde der Wahrheit. Red-Bull-Boss fordert Konsequenzen.
Singapur. Wenn es Nacht wird in der Formel 1, geht es für Sebastian Vettel um alles oder nichts. Auf dem Stadtkurs in der Sauna von Singapur muss der Weltmeister am Sonntag (14.00 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de) unbedingt gewinnen, ansonsten kann er Fernando Alonso im Formel-1-Titelrennen aus eigener Kraft wohl kaum noch einholen.
Doch Vettel kämpft in dieser vorentscheidenden Phase nicht nur gegen die Gegner auf der Rennstrecke, sondern auch gegen die Tücken der Technik in seinem eigenen Auto. Spätestens seit dem Ausfall in Monza schrillen bei Red Bull die Alarmglocken. Wieder einmal gab die etwa 3.000 Euro teure Lichtmaschine ihren Geist auf und kostete den Titelverteidiger wichtige Punkte.
Mateschitz fordert Trennung vom Zulieferer
Sogar Dietrich Mateschitz hat sich nach der rätselhaften Panne eingeschaltet. Nach Angaben von „Auto Bild motorsport“ fordert der Red-Bull-Boss, dass sich Renault von dem Zulieferer trennt. Das ist für den Österreicher offenbar die einzige Möglichkeit, um künftig ähnliche Defekte zu verhindern. Doch Renault spielt da offenbar nicht mit und will an Partner Magneti Marelli zumindest bis zum Saisonende festhalten.
Die Ungewissheit bleibt also. In Singapur fährt bei Red Bull auch die Angst mit. Die bange Frage: Hält die Lichtmaschine bei dem Nachtrennen? Oder macht das Teil unter den extremen Bedingungen in dem feuchtheißen Klima am Äquator schlapp? Dann allerdings sähe es für Vettel im Titelrennen in der Tat zappenduster aus.
Doch der Weltmeister lässt sich nicht entmutigen. Vettel glaubt weiter an seine Chance, als dritter Fahrer der Formel-1-Geschichte nach Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher den Titel-Hattrick zu schaffen. „Es geht weiter, an der Situation hat sich nichts geändert“, sagt der 25-Jährige.
Doch da irrt Vettel ein wenig. Nach Monza ist er nur noch WM-Vierter, sein Rückstand auf WM-Spitzenreiter Alonso ist auf schon 39 Punkte angewachsen. Da könnte jedes der noch ausstehenden sieben Rennen zum „Endspiel“ werden. Verfolger Nummer eins ist jetzt der Brite Lewis Hamilton. Der McLaren-Pilot hat allerdings nur zwei Zähler mehr als Vettel auf dem Konto. Gar nur ein Punkt trennt Vettel vom WM-Dritten Kimi Räikkönen.
Stuck glaubt weiter an den Weltmeister
Für Niki Lauda hat Vettel die WM schon so gut wie verloren. „Die Qualitätsprobleme werden Vettel den Titel kosten. Ein Fehler kann auftreten, aber er muss sofort behoben werden und darf kein zweites Mal passieren“, sagte der dreimalige Weltmeister und RTL-Experte nach Monza. Sky-Experte Marc Surer ist der Meinung, dass Vettel jetzt auch auf Pech und Pannen bei Alonso hoffen muss.
Die deutsche Rennfahrer-Legende Hans-Joachim Stuck geht immer noch davon aus, dass Vettel den WM-Titel aus eigener Kraft gewinnen kann. „Von seinem fahrerischen Können ist das sicher möglich“, sagt Stuck der Nachrichtenagentur dapd. Er schränkt aber ein: „Dann darf sich Red Bull solche Fehler wie in Monza nicht mehr erlauben.“