Amerells Anwalt wollte den DFB anzeigen. Gegenseite erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Es geht um das Auftauchen Amerells vor Kempters Haus.
Frankfurt/Main. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat am Freitag seinen früheren Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell und dessen Rechtsanwalt abgemahnt und zur Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung aufgefordert. Diese hatten nach Ansicht des Verbandes laut Medienberichten wahrheitswidrig behauptet, der DFB habe den Anwalt Christoph Schickhardt für dessen Einsätze für Michael Kempter bezahlt.
Schickhardt wiederum hat bei der Staatsanwaltschaft München I Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Es geht um das Auftauchen Amerells am vergangenen Montag vor dem Hause Kempters in Sauldorf, als dieser wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung Besuch von Beamten bekam. Amerell bestreitet seine Anwesenheit nicht, bezeichnete dies aber als „Privatsache.“ Gegen Kempter wird wie gegen mehrere andere Schiedsrichter wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung derzeit ermittelt.
Schickhardt spricht von einer „Bedrohungslage“ für Kempter. „Herr Amerell bringt meinen Mandanten persönlich in Bedrängnis, das hat Mobbingcharakter. Er beweist mit diesem Vorgehen, dass er das justizförmliche Verfahren verlassen will, weil er da in der Sackgasse ist“, sagte der Anwalt.
Amerell entgegnete: „Mit der Geschichte und diesen grotesken Verdächtigungen verliert Herr Schickhardt seine Professionalität. Er reagiert wie ein angeschlagener Boxer.“ Laut Schickhardt hätten Kempters Mutter und Bruder gegen sechs Uhr morgens beim Verlassen des Hauses in der Dunkelheit bemerkt, dass Amerell zusammen mit einem Fotografen in einem PKW in Sichtweite saß.
Da Amerell von dem Besuch der Beamten eigentlich nichts gewusst haben dürfte, hat Schickhardt Strafanzeige gegen unbekannt wegen Amtspflichtverletzung und Verletzung von Dienstgeheimnissen gestellt. „Ein solches Zusammenspiel gefährdet die Ermittlungen und den Schutz der Familie Kempter“, so Kempters Rechtsvertreter.
Die juristische Dauerfehde zwischen Ex-Funktionär Amerell (64) und seinem ehemaligen Schützling Kempter (28) bereitet DFB-Präsident Zwanziger große Sorgen. „Der Fall ist sensibler, als mancher denkt“, hatte er am Donnerstag in einem Interview der „Rhein-Zeitung“ gesagt. Der Verband wolle deshalb zwischen Amerell und Kempter vermitteln.
„Wir müssen doch zumindest einen Versuch starten, dass es hier zu einer irgendwie gearteten Einigung kommt oder eben das Schlimmste verhindert wird. Daran arbeiten wir jetzt seit vier Monaten.“ Er hoffe darauf, dass „zwei Menschen, die sich einmal ganz gut verstanden haben, wieder in einer vernünftigeren Form miteinander umgehen können“, sagte Zwanziger.
Kempter hatte Amerell sexuelle Übergriffe vorgeworfen, was dieser stets bestritten hat. Der Fall hatte bundesweit für große Schlagzeilen gesorgt. Nachdem Amerell angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten bei seinem einstigen Schützling aufgefallen waren, soll er mit einer Anzeige bei der Finanzdirektion Augsburg die jüngste Schiedsrichter-Affäre ausgelöst haben.
Amerell hatte im Mai einen Prozess vor dem Landgericht Hechingen verloren, wo ihm kein Schadensersatz von Kempter zugesprochen worden war. Die Berufungsverhandlung ist für den 7. Dezember vor dem Oberlandesgericht Stuttgart angesetzt. (sid/dpa)