Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Steuerfahnder in der Frankfurter DFB-Zentrale, Schiedsrichter unter Verdacht der Steuerhinterziehung. Droht dem deutschen Fußball ein neuer Skandal?

Halten wir zunächst den Ball flach. Die Betroffenen sind weder in Sportbetrug verwickelt wie einstmals Robert Hoyzer, noch handelt es sich um intime Schlammschlachten wie zwischen Manfred Amerell und Michael Kempter. Die jetzt verdächtigen Unparteiischen sollen vielmehr Opfer ihrer eigenen Gier geworden sein, was derzeit kein Problem des Sports, sondern der Gesellschaft ist.

Schiedsrichter stehen unter einem gewaltigen Druck. Sie müssen in Sekundenschnelle über Millionengewinner und -verlierer befinden, dürfen dabei nicht einmal Videobilder zur Entscheidungshilfe nutzen. So wird der 23. Mann auf dem Platz (und seine Helfer an den Seitenlinien) schnell zur Hassfigur. Er wird von aggressiven Fans bepöbelt, zur Zielscheibe von Wurfgeschossen und im schlimmsten Fall an Leib und Leben bedroht.

Natürlich hat ein Schiedsrichter allein schon wegen seines Amtes ohne Fehl und Tadel zu sein. Jeder auch noch so kleine Fleck auf der schwarzen Weste schadet dem Ansehen des Unparteiischen und entzieht ihm die Grundvoraussetzung für seine Aufgabe, die Glaubwürdigkeit. Regelhüter, die selbst Regeln brechen, sind schlicht nicht tragbar. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, hätten ein paar habgierige Schiedsrichter erneut ihre ganze Branche in Verruf gebracht.

Der beste Schiedsrichter ist immer noch der, über den nicht geredet wird.