Der WBC-Champion rechnet gegen Adamek mit einem Sieg. Zuletzt hatte er andere Probleme. In Breslau geht es nicht nur um den Faustkampf.

Breslau. Box-WM steht drauf, ein wenig Fußball-EM ist drin. Wenn Box-Weltmeister Vitali Klitschko am Sonnabend (22.10 Uhr/RTL) in Breslau seinen WBC-Titel gegen Tomasz Adamek verteidigt, dann ist das Spektakel zugleich eine Reverenz an die Fußball-EM im nächsten Sommer. Ein Ukrainer und ein Pole, je ein Vertreter der Gastgebernationen, schlagen im Boxring in Breslau aufeinander ein und eröffnen so das nagelneue, 42.000 Zuschauer fassende EM-Stadion. Für den Ausrichter schlichtweg „eine Sensation“, die flugs als „wohl spektakulärste Box-Weltmeisterschaft“ erkoren wurde. Bürgermeister Rafal Dutkiewicz ist aus dem Häuschen: „So was gab es hier noch nie.“ In der Tat ist das Duell die erste Schwergewichts-WM in Polen.

Laut Rangliste liest sich die Ansetzung plausibel. Vitali Klitschko ist laut übergreifender Wertung der vier großen Verbände (WBC, IBF, WBA, WBO) die Nummer zwei hinter Bruder Wladimir; Adamek rangiert an drei. Dessen Landsmann Dariusz Michalczewski, einst Weltmeister im Halbschwergewicht und Kurzzeit-Hamburger, wittert einen Leckerbissen. „Adamek ist nach Lennox Lewis der stärkste Gegner, den Vitali je hatte. Er ist schnell, technisch gut und kann hart schlagen“, beteuerte der in Danzig lebende „Tiger“ im „Hamburger Abendblatt“.

Die Euphorie bei anderen Experten fällt zwei Nummern kleiner aus. „Vitali ist zu stark für Adamek. Klitschko gewinnt vorzeitig, so Runde sieben bis acht“, prophezeit Promoter Kalle Sauerland, der in Alexander Powetkin den WBA-Weltmeister unter Vertrag hat. Zugleich protestiert er: „Ich verstehe nicht, dass Adamek Nummer drei sein soll. Der hat doch noch nichts erreicht im Schwergewicht.“ Auch Experte Jean-Marcel Nartz räumt dem Polen kaum Chancen ein: „Adamek ist von den Klitschko-Gegnern boxerisch der Beste, physisch aber klar unterlegen.“

Für Klitschko ist es der erste Kampf nach dem Tod seines Vaters, der vor zwei Monaten im Alter von 64 Jahren starb. „Er fehlt mir sehr“, gesteht der Ukrainer. Der 2,00-Meter-Hüne besitzt zwar Nerven wie Stahlseile, unklar ist aber, wie er den Schicksalsschlag weggesteckt hat. Zudem musste ihn Trainer Fritz Sdunek in der Vorbereitung ermahnen, weil sein Schützling das Training unterbrach und als Vorsitzender der Partei UDAR nach Kiew eilte, um dort diktatorische Tendenzen zu geißeln.

Trotz aller Widrigkeiten soll großer Sport geboten werden. Der 34 Jahre alte Adamek ist zwar zwölf Zentimeter kleiner und rund 15 Kilogramm leichter, gilt aber als unerschrockener Draufgänger. Klitschko: „Tomasz Adamek ist einer der größten Kämpfer.“ Im Halbschwergewicht war er schon Weltmeister, im Cruisergewicht auch. Nun will Adamek die Krönung im Schwergewicht. „Verpasst den Kampf auf keinen Fall, das wird eine richtige Schlacht“, verspricht Klitschko den Zuschauern.

44 Siege in 45 Kämpfen stehen für Adamek zu Buche, 30 Mal gewann er durch K.o. Die Bilanz des 40-jährigen Klitschko ist ebenso beeindruckend: 42 Siege in 44 Kämpfen, 30 durch K.o. Einen Erfolg hat Adamek bereits errungen, nämlich die dickste Börse seiner Profi-Karriere. Glaubt man polnischen Medien, soll er rund zehn Millionen Zloty (2,368 Millionen Euro) kassieren. „Ob es ein Knockout wird, weiß ich nicht, aber ich werde gewinnen“, versichert der Pole. (dpa/abendblatt.de)