Trainer Solbakken entmachtet FC-Liebling und ernennt Geromel zum Kapitän, Riether zum Stellvertreter. “Das hat allen geschadet“, sagt “Poldi“.

Köln. Lukas Podolski schrieb ein paar Autogramme, lächelte in die Kameras einiger Fans und schlüpfte wie immer in die Rolle des Publikumslieblings. Nur sagen wollte „das Gesicht des 1. FC Köln“ nach der lockeren Trainingseinheit am Montag nichts. Diese Rolle übernahm der norwegische Trainer Stale Solbakken, der ausschweifend die Entmachtung des Nationalspielers zu erklären versuchte. Nicht Podolski, sondern Abwehrspieler Pedro Geromel trägt in der kommenden Saison die Kapitänsbinde des dreimaligen deutschen Meisters.

„Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden muss. Auch ohne Kapitänsbinde sind die Erwartungen an Lukas Podolski bereits sehr hoch“, begründete Solbakken seinen Schritt und warb bei den FC-Anhängern um Verständnis: „Ich verstehe die Enttäuschung einiger Fans. Gleichzeitig bitte ich alle Fans des 1. FC Köln um Verständnis, dass meine Entscheidung eine Entscheidung für die gesamte Mannschaft darstellt.“

Doch damit nicht genug, für Podolski langt es nicht einmal zum Stellvertreter. Diese Rolle nimmt der Wolfsburger Neuzugang Sascha Riether ein. Und was sagt Podolski dazu? „In den Gesprächen, die ich mit Lukas hatte, hat er seine Enttäuschung zum Ausdruck gebracht, aber gleichzeitig die Gründe für meine Entscheidung verstanden und respektiert. Lukas Podolski hat nach unseren Gesprächen Größe bewiesen und starke Leistungen im Training und im Spiel gegen den FC Arsenal gezeigt“, betonte Solbakken.

Die Version deckt sich nicht ganz mit der Stellungnahme Podolskis auf seiner Facebook-Seite. Da schreibt der Fan-Liebling: "Natürlich bin ich enttäuscht, unter anderem über die Art und Weise, wie der Verein in den letzten Wochen mit diesem Thema umgegangen ist. Das hat aus meiner Sicht allen Beteiligten nur geschadet." Verständnis hat Podolski für Solbakkens Zug wenig: "Ich kann die Gründe nicht zu 100 Prozent nachvollziehen, aber ich werde die Entscheidung respektieren und professionell damit umgehen."

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Stürmerstar klargestellt, dass er sein Amt nicht freiwillig zur Verfügung stellen werde. Schließlich sei es eine Ehre für ihn, die FC-Binde zu tragen.

Die ist Podolski nun nach gut sechs Monaten wieder los. Der damalige Trainer Frank Schaefer hatte dem 26-Jährigen in der vergangenen Saison die Binde übertragen. Podolski dankte es ihm mit einer Leistungsexplosion. Mit 13 Toren spielte er seine beste Saison im FC-Dress und bildete zusammen mit Milivoje Novakovic eines der gefährlichsten Sturmduos der Liga.

Solbakken bekräftigte indes, dass es allein seine Entscheidung gewesen sei und widersprach damit Spekulationen, wonach Sportdirektor Volker Finke die treibende Kraft bei der Degradierung Podolskis gewesen sei. Wie es in Köln heißt, sei der langjährige Freiburger Trainer mit der übergeordneten Stellung des Aushängeschilds nicht so glücklich.

Der norwegische Trainer bewegt sich mit der Entscheidung jedenfalls auf dünnem Eis. Geht der Start in die Saison daneben, könnte es für ihn schnell ungemütlich werden. Dass gerade in Köln die Mechanismen der Branche schneller eintreten als anderswo, dürfte Solbakken nicht verborgen geblieben sein. Denn die FC-Fans stehen zu ihrem „Prinz Poldi“. So lief die Facebook-Seite des Youngsters mit Einträgen wie „Der einzig wahre Kapitän des 1. FC Köln bist DU“ fast über.

Geromel freute sich indes „über die große Ehre“. Der Verteidiger spielt seit 2008 für den FC und ist durch seine starken Leistungen in den vergangenen Jahren in den Blickpunkt mehrerer Spitzenklubs gerückt. Zumindest in dieser Hinsicht dürfte den Kölnern die Entscheidung entgegen kommen, schließlich hatte es Wechselgerüchte um den Brasilianer gegeben. Angeblich soll dem FC ein Angebot aus der Ukraine in Höhe von acht Millionen Euro auf dem Tisch liegen. (dapd/abendblatt.de)