Wladimir Klitschko gewann den packenden Kampf über die vollen zwölf Runden nach Punkten. Damit sind alle vier WM-Titel in einer Familie vereint.
Hamburg. Die gute Nachricht zuerst: Der Krieg ist vorbei, ohne dass es Tote gegeben hat. David Haye hatte im Vorfeld des Schwergewichts-Showdowns gegen Wladimir Klitschko angekündigt, seinem Rivalen den Kopf abschlagen zu wollen. Dessen Trainer Emanuel Steward hatte gekontert, der von Haye als Roboter verunglimpfte Klitschko habe nur eine Mission: „David Haye zu jagen und zu zerstören!“ Beide konnten ihren großen Worten keine Taten folgen lassen.
Niederschläge gab es nur außerhalb des Rings, was besonders den VIP-Gästen, die zwischen 250 und 1500 Euro für ihre Karten gezahlt hatten und dann mit hellblauen und rosa Regencapes unter freiem Himmel sitzen mussten, geärgert haben dürfte. Doch beide Kämpfer ließen ihr Publikum nicht im Regen stehen, sondern wiesen in einem der schnellsten Schwergewichtskämpfe aller Zeiten ihre Klasse nach. Haye fehlte am Ende das letzte bisschen Mut, um entscheidende Treffer zu setzen, was er auf eine drei Wochen vor dem Kampf erlittene Zehenverletzung zurückführte. Klitschko fehlte das letzte Stück Konsequenz, alles auf die Karte Knock-out zu setzen.
So taten sich die beiden Rivalen letztlich viel weniger weh, als es das Ballyhoo im Vorfeld hätte vermuten lassen. Als Haye noch im Ring Klitschko umarmte und ihm endlich auch die Hand gab, was er vor dem Kampf tunlichst vermieden hatte, da mussten selbst die eingefleischtesten unter den rund 15.000 Haye-Fans eingestehen, dass ihr Mann verdient verloren hatte. Die Wertung der Punktrichter, 118:108, 117:111, 116:110, war etwas zu deutlich, Buhrufe oder Pfiffe gab es trotzdem keine. Und so war es letztlich wie immer, wenn britische Sportfans auf Reisen gehen. Sie sind extrem laut vor dem Event, laut während des Events, und danach sind sie ganz still. Schön, dass es noch Konstanten gibt im Leben.