100-Jahre nach der ersten Alpenüberquerung soll die Tour- Entscheidung 2011 wieder im Hochgebirge zwischen Frankreich und Italien fallen.

Paris. Nur ein Einzelzeitfahren, die höchste Bergankunft der Geschichte auf dem Galibier und insgesamt ein Zickzack-Kurs mit sechs Bergetappen. Die 98. Tour de France soll wieder „ein Drama“ werden. Das hofft Tour-Direktor Christian Prudhomme, der den Höhepunkt der Radsport-Saison 2011 am Dienstag in Paris vorstellte – in Abwesenheit des unter Dopingverdacht stehenden Titelverteidigers Alberto Contador .

Die Chefs vertrauen bei der kommenden Tour über insgesamt 3470 Kilometer auf das Erfolgsrezept aus diesem Jahr: Eine schwere Bergetappe und ein anschließendes Zeitfahren vor dem Finale in Paris waren Garanten für Hochspannung zwischen Contador und dem Luxemburger Andy Schleck bis zum Ende. Der prognostizierte Zweikampf könnte 2011 aber ausfallen, wenn Contador wegen Dopings gesperrt werden sollte - der Weltverband UCI hat noch nicht entschieden.

Die Tour 2011 startet am 2. Juli auf der nur bei Ebbe passierbaren Passage du Gois bei Noirmoutier am Atlantik und endet am 24. Juli traditionsgemäß auf den Pariser Champs Elysées. Der Kurs mit vielen Transfers führt die Fahrer zunächst aus der Startregion Vendée nach Norden in die Bretagne und in die Normandie, anschließend quer durch Frankreich – über das Zentralmassiv – in die Pyrenäen.

Die wohl entscheidenden Etappen liegen in der letzten Woche in den Alpen, wo der einzige Auslands-Abstecher nach Italien auf dem Programm steht. Auf dem legendären Galibier (2645 Meter) ist im Ziel der „Königsetappe“ erstmals auch eine Ankunft vorgesehen – die höchste der Tour-Historie. Anschließend erwartet die Radprofis nach drei Jahren Pause wieder der Anstieg hinauf zur Skistation L'Alpe d'Huez . Nach einem Teamzeitfahren über 23 Kilometer zu Beginn (2. Etappe) findet am vorletzten Tour-Tag ein 41 Kilometer langes Einzelzeitfahren rund um Grenoble statt.

Alpenpässe, darunter der Galibier, wurden bei der Tour zum ersten Mal 1911 auf einer 366 Kilometer langen Etappe von Chamonix nach Grenoble überquert.

Contador glänzte am Dienstag im feinen Rahmen im Palais des Congrès wegen des schwebenden Verfahrens mit Abwesenheit, genau wie Alessandro Petacchi als Gewinner des Grünen Trikots 2010. Der Italiener erwartet ebenfalls ein Doping-Urteil. In der ersten Zuschauerreihe saßen UCI-Präsident Pat McQuaid, eingerahmt vom Tour- Zweiten Schleck, Giro-Gewinner Ivan Basso und dem frisch gekürten Weltmeister Thor Hushovd.

Prudhomme hofft auf eine schnelle Entscheidung im Dopingfall Contador. „Wir hoffen nur eines: Dass die Wartezeit nicht zu lange andauert.“ Der Spanier, dem wie 2006 Floyd Landis der Tour-Sieg aberkannt werden könnte, war bei einer Tourkontrolle am zweiten Ruhetag in Pau in A- und B-Probe positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet worden. Die UCI hat noch nicht entschieden, wie sie mit dem Befund Contadors, der eine Lebensmittelverunreinigung verantwortlich macht, umgeht.

Dem 27-jährigen Spanier droht im ungünstigsten Fall eine Sperre von zwei Jahren. „Verdacht heißt nicht Schuld“, meinte Prudhomme, wiederholte aber sein Credo: „Der Anti-Doping-Kampf bleibt unerlässlich.“ Mit seinen Gästen erfreute sich der Franzose an den Jubelbildern im traditionellen Film-Rückblick der Tour 2010. Die Feier hat mit leiseren Tönen und einer Hommage an den kürzlich an Krebs gestorbenen zweimaligen Toursieger Laurent Fignon begonnen.