Auch bei einer zweiten Probe des Spaniers seien Kunststoffrückstände im Urin gefunden worden, die Blutdoping nahelegten.

Berlin. Der suspendierte Radprofi Alberto Contador gerät trotz gebetsmühlenartiger Unschuldsbeteuerungen immer mehr in Erklärungsnot. Nach Angaben der „New York Times“ sind auch bei einer zweiten Probe des Spaniers während der diesjährigen Tour de France Kunststoffrückstände in seinem Urin gefunden worden, die Blutdoping nahelegten. Das berichtete die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf einen Informanten, der die Testergebnisse kenne.

Die auffälligen Werte stammten demnach von einer Probe, die am 20. Juli entnommen worden war. Die Menge der chemischen Substanz in Contadors Urin sei achtmal so hoch gewesen als der zulässige Grenzwert, schreibt die „New York Times“. Schon in der Vorwoche hatten die ARD und das französische Sportblatt „L'Équipe“ von Tests berichtet, bei denen in Contadors Urin neben Spuren von Clenbuterol auch Plastikrückstände entdeckt worden sein sollen. Allerdings soll es sich dabei um Dopingtests vom 21. Juli gehandelt haben.

Spuren von kunststoffähnlichen Resten sind häufig nach Bluttransfusionen zu finden. Diese Rückstände, auch Weichmacher oder Diethylhexylphthalat genannt, könnten von einem Plastikbeutel mit Eigenblut stammen. Schon nach den ersten Meldungen über mögliches Blutdoping hatte Contador „kategorisch“ bestritten, eine Transfusion erhalten zu haben. Die Spekulationen bezeichnete sein Sprecher Jacinto Vidarte als „Science Fiction“.

+++VON ZAHNPASTA BIS CREME - ERSTAUNLICHE DOPING-ERKLÄRUNGEN+++

Der Madrilene beklagt derweil, wie sein Noch-Team Astana und auch die Öffentlichkeit mit dem Fall umgehe. Die Medien „haben den Respekt vor mir verloren und meine Familie nachts mit Anrufen belästigt“, klagte der 27-Jährige bei „eurosport.yahoo.de“. Sein Rennstall, den er im Winter verlassen wird, habe sich nach den Enthüllungen nicht bei ihm gemeldet. „Ich habe überhaupt gar keinen Kontakt zu irgendjemand. Es besteht keine Kommunikation, rein gar nichts.“

In der Branche stößt vor allem das Verhalten des Radsport-Weltverband UCI in der Causa Contador auf Unmut. Dieser habe den dreimaligen Tour- Sieger schon am 24. August über die positive Dopingprobe informiert, die Öffentlichkeit aber lange in Unkenntnis gelassen. „Das ist natürlich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“, klagte Stephan Flock, Sprecher des Teams Milram im Vergleich zum jüngsten Dopingfall im eigenen Team.

Der deutsche Rennstall – der im Winter endgültig von der Bildfläche verschwindet – habe nach dem Hinweis der UCI auf einen positiven EPO-Test bei seinem Fahrer Roy Sentjens gerade einmal 45 Minuten Zeit gehabt, die Öffentlichkeit zu informieren. Superstar Contador, der in der vorigen Woche an die Presse getreten ist, hätte für die Vorbereitung seiner Verteidigungsstrategie wesentlich mehr Zeit gehabt.