Der Spanier wurde positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet. Er selbst spricht von verunreinigten Nahrungsmitteln.

Geelong/Mdrid. Schon wieder wird der Radsport von einem Dopingverdacht erschüttert. Diesmal geht es um den Sieger der Tour de France, Alberto Contador. Er wurde bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet. Dies gab der Radsport-Weltverband UCI am Rande der Weltmeisterschaften im australischen Geelong bekannt und sprach eine vorläufige Sperre gegen den Spanier aus. Der positive Befund, der durch das WADA-Labor in Köln festgestellt worden war, wurde bereits durch die B-Probe bestätigt.

In Abwesenheit von Contador wurde am Donnerstag die Weltmeisterschaft im Einzelzeitfahren ausgetragen. Radprofi Tony Martin (Eschborn) musste sich dabei im australischen Geelong wie im Vorjahr mit der Bronzemedaille zufriedengeben. Ein Defekt nach 18 Kilometern kostete ihn wertvolle Zeit. Der Schweizer Fabian Cancellara verteidigte seinen Titel und wurde als erster Fahrer der WM-Geschichte zum vierten Mal Weltmeister. Der Berner siegte über 45,6 Kilometer in 58:09 Minuten und verwies den Schotten David Millar (59,11) auf den Silberrang. Der 25-jährige Martin benötigte für den schweren Kurs mit insgesamt vier Steigungen 59:21 Minuten. Ex-Weltmeister Bert Grabsch (Wittenberg) wurde 11.

Dagen geht es für Contador nun um die Fortsetzung seiner Karriere. In diesem Sommer hatte er seinen dritten Toursieg mit 39 Sekunden Vorsprung auf den Luxemburger Andy Schleck gewonnen. Der Spanier führt die positive Probe auf das Kälbermastmittel auf eine Verunreinigung von Nahrungsmitteln zurück. Der 27-Jährige will am Donnerstag um 12.00 Uhr eine Pressekonferenz im Hotel Las Artes in Pinto abhalten.

„Die Kozentration lag bei einem Wert von 50 Pikogramm, der damit 400-mal niederiger war als der, den WADA-Labore in Proben entdecken müssen“, hieß es in der UCI-Mitteilung: „Angesichts der sehr geringen Konzentration und in Absprache mit der WADA hat die UCI umgehehend die Analyse der B-Probe eingeleitet, die das Ergebnis bestätigte. Der Fahrer, der seine Saison bereits beendet hat, wurde vorläufig gesperrt.“

Die Probe war am zweiten Ruhetag (21. Juli) der Tour in Pau entnommen worden, also einen Tag bevor der Spanier auf der Königsetappe zum Tourmalet hinauf den Grundstein zum dritten Gesamtsieg gelegt hatte.

Sollte Contador nun endgültig als Dopingsünder verurteilt werden, würde ihm als zweiter Radprofi nach Floyd Landis 2006 der Toursieg nachträglich aberkannt werden. Außerdem hatte einst auch Bjarne Riis im Zuge des Telekom-Skandals eingestanden, bei seinem Sieg 1996 gedopt zu haben. Der Titel wurde ihm aber nicht mehr aberkannt.

Bereits im Zuge der Operacion Puerto war Contador einst unter Dopingverdacht geraten. Der Madrilene soll Kunde des Dopingarztes Eufemiano Fuentes gewesen sein, ehe sein Name plötzlich wieder von der Liste verschwand. Für die nächste Saison hat er bereits einen Vertrag, der ihm fünf Millionen Euro pro Jahr einbrinen soll, beim Saxo-Bank-Rennstall von Bjarne Riis unterschrieben.

„Seit der ersten Mitteilung durch die UCI am 24. August kann sich Alberto Contador den positiven Test nur durch eine Verunreinigung von Nahrungsmitteln erklären. Er hat sich an die Verantwortlichen des Radsports gewandt und vertraut darauf, dass dieser Fall aufgeklärt wird“, hieß es in der Presse-Mitteilung von Contador. Die UCI will dem offenbar nachgehen. „Der Fall bedarf einer weiteren wissenschaftlichen Untersuchung, bevor eine Schlussfolgerung gezogen werden kann. Die UCI wird mit den Wissenschaftlern der WADA alle Elemente analysieren, die für den Fall relevant sind. Diese eingehende Untersuchung bedarf mehr Zeit“, hieß es in dem UCI-Statement weiter.

Contador selbst habe auch schon eine Reihe von Experten hinzugezogen, um seine Unschuld zu beweisen. Alle hätten bestätigt, dass der Spanier Opfer einer Verunreinigung von Nahrungsmitteln gewesen sei. Dies könne anhand der hohen Anzahl an Dopingtests nachgewiesen werden.

Clenbuterol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Sympathomimetika und wird zur Behandlung von Asthma verwendet. Katrin Krabbe hat Clenbuterol einst zu trauriger Berühmtheit verholfen. Die Sprinterin wurde 1992 positiv auf diese Substanz getestet und hatte damit für einen der größten Dopingskandale in Deutschland gesorgt.

In der vergangenen Woche war der deutsche Tischtennis-Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov positiv auf Clenbuterol getestet worden . Der 22-Jährige hatte die positive Probe auf kontaminiertes Fleisch während der China Open zurückgeführt.

Erst am Mittwoch war Contador, der seit dem Ende der Tour kein Rennen mehr bestritten hat, in der Sport-Bild mit dem Satz „Dopingfälle sind Vergangenheit“ zitiert worden. Einen Tag später erscheint dieses Zitat bereits in einem ganz neuen Licht ...