Der Trainer von Real Madrid wäre bereit, die Nationalmannschaft Portugals für zwei Spiele zu betreuen. Das letzte Wort hat sein Verein.

José Mourinho Madrid/Lissabon. ist der derzeit begehrteste Fußball-Trainer der Welt - und vermutlich auch der Teuerste. Der Portugiese, der als Chefcoach sowohl mit dem FC Porto (2004) als auch mit Inter Mailand (2010) die Champions League im europäischen Vereinsfußball gewann, betreut seit dieser Saison die „Königlichen“ von Real Madrid. Ziel: Der erneute Gewinn der Königsklasse. In seinem Heimatland Portugal ist Mourinho bereits ein Volksheld, obwohl er die Nationalmannschaft seines Landes noch nie betreut hat. Das könnte sich jetzt ändern: Die Selecção sucht einen Trainer für die beiden anstehenden Länderspiele in der EM-Qualifikation. Mourinho ist bereit, neben seiner Funktion in Madrid auch die Nationalelf um Superstar Cristiano Ronaldo als Interimscoach zu leiten. Die Entscheidung liege allein bei seinem Verein Real, betonte Mourinho am Freitag in Madrid. „Wenn die Madrilenen auch nur den kleinsten Einwand haben, werde ich für Portugal nicht als Interimscoach einspringen können.“

Er selbst sei zu einem Rettungseinsatz bereit. „Aber ich habe das Gefühl, dass ich die Selecção nicht betreuen werde.“ Der portugiesische Verbandspräsident Gilberto Madail hatte Mourinho darum gebeten, die Nationalelf bei den nächsten Qualifikationsspielen für die Europameisterschaft im Oktober gegen Dänemark und Island als Interimstrainer zu betreuen. Die „Königlichen“ äußerten sich zunächst nicht dazu. Die Madrider Sportpresse hielt es jedoch für praktisch ausgeschlossen, dass Real-Präsident Florentino Pérez seinen Trainer an die Portugiesen ausleihen könnte. Derweil hoffte ganz Portugal auf den „Retter“ Mourinho: Der Star-Trainer soll dem Fußball seines strauchelnden Heimatlandes auf die Beine helfen. „Der (Verhandlungs-)Prozess ist in vollem Gange“, versicherte der FPF-Verbandschef Madail.

Portugal hat seit der fristlosen Kündigung von Carlos Queiroz keinen Nationaltrainer. Die „Lusos“ hatten Anfang des Monats einen miserablen Start in die EM-Qualifikation hingelegt. Ohne den angeschlagenen Superstar Cristiano Ronaldo schafften sie daheim gegen Fußball-Zwerg Zypern nur ein peinliches 4:4 und verloren dann in Norwegen mit 0:1. „Es gab einen Rekord an Eseleien“, klagte seinerzeit das Massenblatt „Correio da Manhã“.

Madail hatte sich am Donnerstag in Madrid mit dem 47-jährigen Trainer und dessen Manager Jorge Mendes getroffen. Mourinho dementierte Presseberichte, wonach das Treffen hinter dem Rücken von Pérez stattgefunden haben soll. „Ich habe Real davon unterrichtet“, betonte er.

Im Grunde habe die Frage eines Kurzeinsatzes für Portugal sich erledigt, sagte Mourinho, hielt sich dann aber doch ein Hintertürchen offen. „Das Vorhaben ist andererseits nicht ganz aussichtslos“, meinte der Coach. „Wenn ich Portugal zusagen würde, hätte ich mit Cristiano Ronaldo, Ricardo Carvalho und Pepe drei Real-Profis bei mir. In Madrid hätte ich in dieser Zeit auch nur drei oder vier Spieler zur Verfügung. Ein Einsatz für Portugal hätte daher keinen großen Einfluss auf meine Tätigkeit bei Real.“

Mourinho bekräftigte, dass er „irgendwann in den nächsten 20 Jahren“ portugiesischer Nationaltrainer sein möchte. Er sei auch bereit, dem Fußball seines Heimatlandes in einer Krisensituation zu helfen. „Wenn ich ein freier Trainer wäre, ginge ich schon morgen nach Portugal und obendrein gratis. Aber ich stehe bei Real unter Vertrag und kann den Portugiesen nicht von mir aus zusagen.“

Argentiniens nach der WM entlassener Nationaltrainer Diego Maradona hatte sich jüngst in Portugal als Kandidat ins Gespräch gebracht. Für die portugiesischen Medien galt bisher allerdings der frühere Sporting-Coach Paulo Bento als aussichtsreichster Anwärter auf den Posten des „Selecção“-Chefs. Bento sagte jetzt allerdings, er sei vom FPF noch nicht kontaktiert worden. Auch der ehemalige Mexiko-Trainer Javier Aguirre soll Chancen haben.