Bundestrainer Joachim Löw vermeidet weiter klare Aussagen über die Zukunft des „Capitano“ im Wartestand.

Berlin. Kurz vor der Nominierung für den Start in die EM-Qualifikation in Belgien und gegen Aserbaidschan ist die Rolle von Michael Ballack in der Fußball-Nationalmannschaft weiter völlig unklar. Bundestrainer Joachim Löw trägt vor der Bekanntgabe des Kaders am Freitag wenig zur Aufklärung bei und lässt mit seinen knappen Statements Raum für Spekulationen in alle Richtungen.

„Ich werde mit Michael reden und mal hören, wie er sich fühlt“, kündigte Joachim Löw in der „Bild“-Zeitung an. Weitere Aussagen zur Diskussion um die eventuelle Rückkehr des um komplette Fitness bemühten Vor-WM-Kapitäns wollte der DFB-Chefcoach am Dienstag nicht machen. Während Ballack am Mittwoch mit Bayer Leverkusen zum Rückspiel in der Europa-League-Qualifikation nach Simferopol in die Ukraine reist, läuft alles auf eine Last-Minute-Entscheidung Löws hinaus.

Das Rätselraten um die Nominierung Ballacks für die Partien in Brüssel (3.9.) und Köln (8.9.) hat einen positiven Nebeneffekt für den DFB-Chefcoach. Die lange brennende K-Frage ist plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt der Debatte. Ob WM-Spielführer Philipp Lahm oder Rückkehrer Ballack die Binde trägt, ist angesichts einer möglichen Absenz des Wieder-Leverkuseners sekundär. Löw hätte bei einem Fehlen Ballacks Zeit bis zum nächsten Länderspieltermin (8.10./Türkei, 12.10./Kasachstan) – mit Lahm als erneuter Aushilfe aber auch Kapitäns-Fakten auf dem Weg zur EM 2012 in Polen und der Ukraine geschaffen.

Ballack hat ein Fitness-Defizit gut drei Monate nach seiner Bänderverletzung eingestanden, den Willen zur baldigen Rückkehr ins Nationaldress mit den möglichen Länderspielen Nummer 99 und 100 aber ebenso bekräftigt. „Ich habe selbst gemerkt, dass noch einiges fehlt“, sagte er nach der Bundesliga-Rückkehr im Bayer-Dress am Sonntag. Aber: „Natürlich wäre ich gern dabei. Ich denke, ich bin ein Teil des Teams“, betonte er seine Sicht der Dinge zur Lage im DFB- Team. Franz Beckenbauer riet Ballack von einem zu schnellen Comeback ab. Löw will die Situation in Ruhe abwägen – ohne Druck einer Mediendebatte.

Meldet sich Ballack in dem Telefonat mit Löw fit, wird aber dennoch nicht berücksichtigt, ist ein tiefgreifender Konflikt programmiert. Ballacks ausgeprägter Ehrgeiz ist bekannt. Löws Vorgänger Jürgen Klinsmann verzichtete 2006 im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica (4:2) auf den zuvor an der Wade verletzten Kapitän, obwohl dieser unbedingt spielen wollte. Das anschließende Sommermärchen kittete das Verhältnis. Diesmal wäre ein Zerwürfnis wohl tiefgreifender.