Ballack oder Lahm? Im Streit um die Kapitänsbinde bei der deutschen Nationalmannschaft will Joachim Löw noch keine Lösung bekanntgeben.

Hamburg. Joachim Löw lässt sich in der Kapitänsfrage bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nicht unter Druck setzen. Auch wenn er bereits „klare Vorstellungen“ habe, wolle er erst noch „die Gedanken fließen lassen“, auch zur Kapitänsfrage, sagte der Bundestrainer dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel und fügte hinzu: „Vielleicht kommt noch mal eine andere Sichtweise. Ich brauche Zeit, um überzeugt zu sein von den Schritten, die ich einleite.“

Löw hatte angekündigt, dass er Anfang September entscheiden werde, wer die DFB-Auswahl in der EM-Qualifikation anführen wird. Kandidaten sind WM-Kapitän Philipp Lahm, der das Amt gerne behalten möchte, und der etatmäßige Spielführer Michael Ballack . Der 33-Jährige von Bayer Leverkusen hatte wegen einer Verletzung die WM in Südafrika verpasst.

Mit einigen Andeutungen hatte Löw zuletzt den Eindruck erweckt, er habe sich bereits für Lahm entschieden, was ihm vor allem von Leverkusener Seite viel Kritik eingebracht hatte. Dem Spiegel sagt Löw, er sei erst jetzt allmählich wieder in der Lage, über Konzepte, Personal, Taktik und auch die Kapitänsfrage nachzudenken. Die WM sei anstrengend gewesen; er habe Abstand gebraucht nach diesen „vielen emotionalen Ereignissen“.

Nach dem Turnier habe ihm die nötige Energie gefehlt. Nach und nach seien die Eindrücke der WM hochgekommen, „aus der Tiefe des Körpers und des Kopfes“. Löw erklärte: „Ich musste mal loslassen, den Anker werfen, damit ich wieder kreativer werden konnte.“ Es gehe um eine „Vision für die nächsten zwei Jahre“, die er der Mannschaft vor den EM-Qualifikationsspielen Anfang September in Belgien (3.) und gegen Aserbaidschan (7.) in Köln präsentieren will.