Der Bayreuther ist der erste Deutsche in einem Herren-Doppel-Endspiel in Wimbledon seit Michael Stich 1992. Im Damenfinale steht Serena Wiliams.
London. Philipp Petzschner steht bei den 124. All England Championships in Wimbledon mit seinem österreichischen Doppel-Partner Jürgen Melzer im Endspiel und hat den größten Grand-Slam-Erfolg seiner Karriere dicht vor Augen. Das Tennis-Duo aus Bayreuth und Wien setzte sich am Donnerstag in London mit 7:6 (7:3), 6:3, 3:6, 5:7, 6:3 gegen die an Nummer sieben gesetzten Wesley Moodie/Dick Norman durch.
Die Kombination aus Südafrika bzw. Belgien hatte zuvor die Vorjahres-Finalisten Bob und Mike Bryan aus den USA ausgeschaltet. Im Endspiel am Sonnabend nach dem Damenfinale erwarten Petzschner/Melzer nun die an 16 gesetzten Robert Lindstedt/Horia Tecau (Schweden/Rumänien) oder die gleichfalls ungesetzten Argentinier Juan Ignacio Chela/Eduardo Schwank.
Nach 3:14 Stunden Spielzeit verwandelte Petzschner mit einem Ass den zweiten Matchball. Anschließend sanken beide Spieler auf dem Platz auf die Knie und fielen sich danach in die Arme. Ihren ersten Matchball hatten Petzschner/Melzer bereits im vierten Satz beim Stand von 5:4, der wurde jedoch von Moody mit einem Ass abgewehrt. Im gesamten Match gewannen Petzschner und Partner sogar mit 155 Punkten einen Zähler weniger als ihre an Nummer sieben gesetzten Gegner.
Der Bayreuther Petzschner ist damit der erste Deutsche in einem Herren-Doppel-Endspiel in Wimbledon seit dem Sieg von Michael Stich an der Seite von John McEnroe (USA) 1992. Sowohl Petzschner als auch Melzer hatten noch nie das Doppelendspiel bei einem Grand-Slam erreicht, sie waren allerdings im Februar gemneinsam beim Turnier in Zagreb erfolgreich.
Im Einzel waren Petzschner in der dritten Runde an Rafael Nadal, French-Open-Halbfinalist Melzer im Achtelfinale an Roger Federer gescheitert. Ein Preisgeld von 73.500 Euro hat jeder der beiden schon jetzt sicher. Mit den 38.000 Euro aus dem Einzelwettbewerb summiert sich das für den 26-jährigen Petzschner schon jetzt auf stattliche 111.500 Euro – so viel wie er aus Wimbledon noch nie mitgenommen hat.
Auf weiteres Preisgeld darf sich auch Serena Williams freuen. Die Titelverteidigerin des Damenturniers hat im Gegensatz zu Roger Federer den Ansturm der „jungen Wilden“ unbeschadet überstanden und greift am Sonnabend nach ihrem vierten Titel in Wimbledon. Die Weltranglisten-Erste aus den USA musste in der Vorschlussrunde am Donnerstag in London allerdings kämpfen, ehe sie den mutigen Ansturm von Petra Kvitova abgewehrt und mit 7:6 (7:5), 6:2 auch den zweiten Vergleich mit der Tschechin nach den Australian Open Anfang des Jahres gewonnen hatte.
„Das war gar nicht einfach heute. Wir hatten fantastische Ballwechsel. Ich fühle mich vom Glück verwöhnt“, sagte Serena Williams, die mit 80 Assen schon jetzt so viele wie noch keine Spielerin vor ihr auf dem Heiligen Rasen geschlagen hat. In ihrem sechsten Finale bei den All England Championships trifft die 28-Jährige auf die drei Jahre jüngere Vera Zwonarewa. Die Russin beendete den Siegeszug der Bulgarin Zwetana Pironkowa mit 3:6, 6:3, 6:2. Von den bislang sechs Vergleichen gegen Serena hat sie nur einen gewonnen.
Die 20-jährige Kvitova hatte sich für ihr erstes Grand-Slam-Halbfinale Verstärkung aus der Heimat mitgebracht. Jan Kodes, der 1973 in Wimbledon triumphiert hatte, saß auf der Tribüne. Doch den Beistand hatte die Weltranglisten-62. überhaupt nicht nötig. Vor allem mit ihren couragierten Angriffen am Netz brachte sie die wuchtige Titelverteidigerin ein ums andere Mal in Schwierigkeiten. Doch im entscheidenden Moment kam es wie erwartet:Serena Williams erhöhte Tempo und Phonstärke und zog in ihr 16. Grand-Slam-Endspiel ein, von denen sie 12 gewann.
„Ich habe noch gar nicht realisiert, dass ich in meinem ersten Grand-Slam-Finale stehe. Ein Traum ist wahr geworden“, sagte die an Nummer 21 gesetzte Zwonarewa. Nach verlorenem ersten Satz drehte sie gegen die in der Weltrangliste nur an Position 82 geführte Pironkowa auf, und ließ der ersten Bulgarien in einem Grand-Slam-Halbfinale fortan keine Chance mehr. Vor dem finalen Höhepunkt gegen Serena Williams ist ihr nicht bange:„Ich glaube immer an mich und dass ich alles kann.“ Pironkowa musste sich nach dem Coup gegen Venus Williams verabschieden: „Zu Hause war ich in den Top-Nachrichten. Das war ein großer Erfolg für das Tennis bei uns.“