Mutig, aber am Ende glücklos, ist Philipp Petzschner an Rafael Nadal gescheitert und in der dritten Runde in Wimbledon ausgeschieden.
London. „Ich muss auch so einen Spieler mal schlagen“, hatte der Bayreuther sich selbst unter Druck gesetzt. Doch gerade das schien dem 26-Jährigen den letzten Rest an Selbstvertrauen zu rauben, den er gegen den Weltrangisten-Ersten aus Spanien benötigte. Dass nach 3:45 hartumkämpften Stunden nur eine 4:6, 6:4, 7:6 (7:5), 2:6, 3:6-Niederlage herauskam, die zwar außerordentlich respektabel war und dem Sieger großen Respekt abnötigte, lag wieder einmal an den wenigen Situationen, in denen Petzschner die Linie verloren ging. Da auch Qualifikant Tobias Kamke mit 1:6, 4:6, 6:7 (1:7) gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga den Kürzeren zog, ist der Deggendorfer Debütant Daniel Brands der einzige der 18 gestarteten deutschen Tennisprofis, der es in die zweite Woche des Grand-Slam-Rasenturniers geschafft hat. Der 22-Jährige trifft am Montag im ersten Vergleich auf den Tschechen Tomas Berdych.
„Ich muss Nadal von der Grundlinie weglocken; sonst spielt er mit mir Karussell“, hatte sich der eigenwillige Petzschner vorgenommen. Er hielt nicht nur Wort, dass er den großen Favoriten ärgern wolle, sondern brachte ihn mächtig ins Laufen. „Das war heute unheimlich schwer für mich“, gestand Nadal. Zwei Sätze brachte ihn Petzschner sogar ins Rotieren und Lamentieren. Mehrfach musste der Physiotherapeut den Spanier behandeln. Mal war es der linke Arm, dann der rechte Oberschenkel – und jedes Mal wirkte Nadal, als stünde er kurz vor der Aufgabe. „Die Saison war sehr lang und ich musste heute schon das zweite Fünfsatz-Match spielen.“ Wegen einer Knieverletzung hatte der 24-Jährige im vorigen Jahr nicht zur Titelverteidigung antreten können; und auch in diesem Januar waren es die lädierten Knie, die ihn im Viertelfinale der Australian Open zur Aufgabe zwangen.
Doch die vermeintlichen Blessuren konnten so schlimm nicht sein, denn nach einer „Wunderheilung“ im vierten Satz drehte Nadal mächtig auf und übernahm die Regie. Nun revanchierte sich Petzschner und ließ sich ebenfalls mehrfach am Rücken und den Oberschenkeln behandeln. Im dritten Fünfsatz-Match nacheinander schmerzten Knochen, Gelenke und Muskeln. Aber er gab alles und konnte sich auch im finalen Durchgang auf seinen starken Aufschlag und seine freche Spielweise verlassen. Nur die wichtigen Bälle eben beherrschte Nadal und zog so als Sieger ins Achtelfinale ein, in dem der Franzose Paul-Henri Mathieu sein Gegner sein wird.
Das am Abend zuvor unter außergewöhnlichen Umständen beendete Drittrundenmatch zwischen Daniel Brands und Victor Hanescu hatte derweil ein Nachspiel. Der Rumäne, der sich auf dem Platz unflätig benommen hatte, wurde am Samstag mit einer Strafe von 12 100 Euro belegt – und weitere 12 100 Euro dafür, dass er sich nicht genügend angestrengt hatte. Hanescu soll am Ende der Partie, die er beim Stand von 7:6 (9:7), 7:6 (7:3), 6:7 (7:9), 3:6, 0:3 offiziell wegen einer Oberschenkelverletzung aufgab, Zuschauer beschimpft und sogar in deren Richtung gespuckt haben. Allerdings soll sich auch eine Handvoll Besucher schwer daneben benommen haben.