Zwischen Spanien, Chile und der Schweiz zeichnet sich ein Foto-Finish ab. Spanien und die Schweiz müssen gewinnen, Chile reicht ein Remis.

Pretoria/Bloemfontein. Spanien setzt auf „Watschn“-Villas Schlagkraft, Chile auf einen zusätzlichen Motivationsschub durch die Tsunami-Flagge und die Schweiz auf Schützenhilfe der Südamerikaner und einen eigenen Sturmlauf: Der Einzug ins Achtelfinale könnte am Freitag zu einem „Foto-Finish“ zwischen diesen drei Kandidaten werden. Aber selbst der noch punktlose Außenseiter Honduras hat in der Gruppe H minimale Chancen aufs Weiterkommen.

Das trotz seines Rückhandwischers nicht nachträglich gesperrte Stürmer-Schlitzohr David Villa soll mit seiner Treffsicherheit dem Titelkandidaten gegen den überraschenden Tabellenführer Chile den Einzug in die K.o.-Runde der Fußball-WM garantieren. „Ihn im Team zu haben, ist eine Garantie“, sagte der nach einer Fußverletzung wieder fitte Mittelfeldmann Andrés Iniesta. Spanien muss Freitag (20.30 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) im Loftus Versfeld Stadion in Pretoria unbedingt gewinnen, um ein blamables Ausscheiden sicher zu vermeiden. Den bislang verlustpunktfreien Chilenen reicht dagegen ein Remis, um als Gruppen-Erster in die K.o.-Phase einzuziehen. Allerdings droht im Fall einer Niederlage selbst mit nur einem Tor Unterschied die Heimreise, es sei denn, Schlusslicht Honduras könnte überraschend Schützenhilfe gegen die Schweiz leisten.

Ottmar Hitzfelds „Nati“ muss mit zwei Toren Unterschied gewinnen, um ohne jegliche Rechenspielereien garantiert ins Achtelfinale einzuziehen. Bei jedem anderen Ergebnis gibt es „tausend“ Varianten, je nach Ausgang des zeitgleich stattfindenden zweiten Gruppenfinales. „Ich traue Chile absolut zu, auch gegen Spanien zu gewinnen“, hofft Hitzfeld auf Hilfe der Südamerikaner. „Sie sind physisch und spielerisch stark, während Spanien als großer WM-Favorit viel zu verlieren hat.“

„Chile ist unser Finale“, betonte Keeper und Kapitän Iker Casillas die immense Bedeutung des reizvollen Vergleichs zwischen der „roten Furie“ („furia roja“) und den „Roten“ („roja“). Sergio Busquets brachte es ganz banal auf den Punkt: „Wir gewinnen oder wir fahren nach Hause.“ Daran verschwenden die Spanier allerdings keine ernsthaften Gedanken. Der 2:0-Erfolg gegen Außenseiter Honduras, der bei konsequenter Chancenverwertung zum Schützenfest geworden wäre, hat ihr nach dem Schweiz-Schock angekratztes Selbstvertrauen wieder hergestellt. „Wir sind für die Schlacht bereit“, versicherte Trainer Vicente del Bosque ungewohnt martialisch.

Auch Chile fiebert „der wichtigsten Partie“, so Torhüter Claudio Bravo, entgegen. Eine zerrissene und schmutzige Nationalflagge, die ein Junge nach dem fürchterlichen Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami im Februar aus dem Schlamm gerettet hatte und die nun im Trainingsquartier in Nelspruit steht, motiviert die Südamerikaner zusätzlich. „Diese Fahne zeigt das Leiden, das unser Land erlebt“, sagte Innenverteidiger Waldo Ponce. Das Team des argentinischen Trainers Marcelo Bielsa strotzt angesichts seines bislang überzeugenden Auftritts in Südafrika vor Selbstbewusstsein. Daran ändert auch der Ausfall der gelb-gesperrten Schlüsselspieler Carlos Carmona und Matías Fernandez nichts. „Wir sind weder überheblich noch unterschätzen wir Spanien“, sagte Bravo. „Wir spielen wie immer.“ Verteidiger Mauricio Isla versicherte: „Wir werden nicht auf unentschieden spielen.“

Hitzfelds Schützlinge standen bislang so sicher wie eine Schweizer Bank. Gegen Honduras (20.30 Uhr/RTL und im Liveticker auf abendblatt.de) ist in Bloemfontein aber eine ganz andere Qualität gefragt: Stürmen um jeden Preis. „Wir werden gegen Honduras ganz anders auftreten. Dieses Spiel ist wie ein Champions-League-Halbfinale“, sagte der Trainer. „Wir können es aus eigener Kraft schaffen und sind nicht von anderen abhängig. Das ist ein Vorteil, den wollen wir nutzen.“ Doch ausgerechnet die „Abteilung Attacke“ bereitet Hitzfeld Sorgen. In Valon Behrami fällt ein wichtiger Antreiber gesperrt aus. Rekordtorjäger Alex Frei fehlt nach seiner Sprunggelenk-Verletzung die Spielpraxis.

Chile - Spanien

Chile: 1 Bravo - 17 Medel, 3 Ponce, 18 Jara - 4 Isla, 13 Estrada (20 Millar), 8 Vidal, 15 Beausejour, 10 Valdivia - 7 Sanchez, 11 Gonzalez. - Trainer: Bielsa

Spanien: 1 Casillas - 15 Ramos, 5 Puyol, 3 Pique, 17 Arbeloa - 16 Busquets - 9 Xavi, 14 Xabi Alonso, 6 Iniesta - 9 Torres, 7 Villa. - Trainer: Del Bosque

Schiedsricher: Marco Rodriguez (Mexiko)

Schweiz - Honduras

Schweiz: 1 Benaglio - 13 Grichting, 5 von Bergen, 2 Lichtsteiner, 17 Ziegler - 7 Barnetta, 8 Inler, 6 Huggel, 16 Fernandes - 9 Frei, 19 Derdiyok (10 Nkufo). - Trainer: Hitzfeld

Honduras: 18 Valladares - 23 Mendoza, 2 Chavez, 3 Figueroa, 21 Izaguirre - 17 Alvarez, 8 Palacios, 20 Guevara, 13 Espinoza - 9 Pavon, 11 Suazo. - Trainer: Rueda

Schiedsrichter: Hector Baldassi (Argentinien)