Nach Kreuzbandanriss: Hockey-Star Moritz Fürste hat einen engen Reha-Plan bis London 2012. Der Olympiasieger beim Wettlauf mit der Zeit.
Hamburg. Der Hüftbeuger macht Probleme. Und der Leistenbereich, auch der Bauchmuskel tut weh. Das ist alles dann doch nicht so ganz einfach. Seit der Rückkehr vom Trainingslager mit der Hockey-Nationalmannschaft am 13. März hat Mittelfeldspieler Moritz Fürste an drei Doppelwochenenden sechs Bundesligaspiele für den UHC bestritten und über Ostern zwei Partien in der Euro-Hockey-League. Das ist eine erhebliche Belastung für jemanden, der nach über fünf Monaten Verletzungspause erstmals Mitte Februar überhaupt wieder zum Schläger gegriffen hat. Am 3. September erlitt er einen Anriss des Kreuzbandes.
„Die Belastung im Spiel ist natürlich anders als im Reha- und Athletiktraining“, sagt Fürste, „das merke ich jetzt.“ Noch kann er das rechte Knie nicht voll durchstrecken. Dem Körper unterlaufen im sportlichen Wettkampf um die Hockeykugel kleine Fehlbelastungen, die sich zu muskulären Problemen summieren. „Das ist alles nichts Ernstes, nur Wehwehchen, sagt Fürste jedoch, “ich mache jetzt viel Physiotherapie."
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Am kommenden Montag muss er mit der Nationalmannschaft wieder zum Lehrgang nach Mannheim anrücken. 27 Spieler bittet Bundestrainer Markus Weise zur Leistungsüberprüfung und zwei Testländerspielen gegen Südkorea am 24. und 25. April. Olympisches Gold zu verteidigen, ist für die “Amateure" aus dem Hockeybereich im letzten halben Jahr vor den Spielen ein Fulltime-Job.
Fürste hat deshalb ein Urlaubssemester in seinem Studium der Wirtschafts-Psychologie beantragt. “Das passt ganz gut, ich muss jetzt nur noch bis Oktober vier Hausarbeiten schreiben", sagt der 27-Jährige. Bis zur Abreise nach London am 23. Juli stehen allein für die Nationalmannschaft noch sieben Lehrgangsmaßnahmen und Turniere an.
Bei den abschließenden vier Lehrgängen vor London ist dann auch Athletiktrainer Rainer Sonnenburg mit an Bord, bei dem Fürste in Hamburg nach der Reha- und Aufbauphase seit Jahresbeginn sein Konditionsprogramm absolviert. Die Deutsche Sporthilfe hat die Sondereinheiten mit dem ehemaligen deutschen Zehnkampfmeister im Wesentlichen finanziert. Vor Saisonbeginn haben sich die beiden praktisch täglich gesehen, derzeit wird etwa zweimal die Woche trainiert. Dabei sind dann auch weitere Hamburger aus Weises Kader. Insbesondere Tobias Hauke hat sich angeschlossen.
Selbstverständlich überprüft Sportwissenschaftler Norbert Siblum mit seiner Maschine im Olympiastützpunkt Hamburg weiterhin in regelmäßigen Vier- bis Sechs-Wochen-Abständen die Kraftwerte von Fürste. “Der Leistungsaufbau bei Mo erfolgte in engster Abstimmung mit Norbert und mit Louis Mendoza aus Frankfurt, der für den Athletikbereich bei der Nationalmannschaft verantwortlich ist„, sagt Sonnenburg, “so soll Zusammenarbeit laufen."
“Kondition in der Athletik umfasst die Bereiche Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination", hebt Sonnenburg hervor. Entsprechend vielseitig gestaltet er die Arbeit. Einlaufen, Gymnastik, Balanceübungen, Laufschule, Intervallläufe, Nachdehnen, Auslaufen. Zwei Stunden geht das so. “Die Jungs sind belastbar", so Sonnenburg, “und Moritz ist ein herausragender Athlet. Er will trainieren, kann sich quälen. Er wäre auch in anderen Sportarten nach vorne gekommen."