Hamburger Hockeyherren aus Uhlenhorst erreichen in Rotterdam das Final-Four-Turnier der EHL. Auch die Damen des UHC stehen in der Endrunde.
Rotterdam. Der 200 Personen starke Fanblock hatte gerade "So ein Tag, so wunderschön wie heute" angestimmt, und tatsächlich sprach an diesem wolkenverhangenen Ostersonntagmittag im Stadion des HC Rotterdam aus Sicht der Hockeyherren des Uhlenhorster HC und ihres Anhangs nichts dagegen. "Am Ende war es eine Demonstration", sagte Cheftrainer Martin Schultze, der nach vielen Wochen der Misserfolge und Rückschläge endlich einmal rundum zufrieden sein durfte.
Mit einer beeindruckenden Mischung aus Kaltschnäuzigkeit, Zielstrebigkeit und Willensstärke war Schultzes Mannschaft ins Final-Four-Turnier um den Titel in der Euro Hockey League (EHL) eingezogen. 7:1 (4:1) hieß es nach 70 Minuten eines Viertelfinales, das mit dem Beeston HC einen bedauernswerten Verlierer hatte. Denn was die Briten auch versuchten, sie waren zum Scheitern verurteilt, weil den Hamburgern immer eine noch bessere Lösung einfiel. Das Team aus einem Vorort Nottinghams hatte die Anfangsphase dominiert, war athletisch ebenbürtig, aber gegen einen UHC, der clever verteidigte und blitzartig konterte, war nichts zu bestellen. Den ersten Angriff (9.) nutzte Torjäger Marco Miltkau in Weltklassemanier zur Führung, die Ricardo Nevado nur drei Minuten später ausbaute. Das 2:1, das Mathias Müller im Anschluss an die dritte Ecke der Briten ins eigene Tor lenkte, beantwortete Florian Fuchs (22.) postwendend mit dem 3:1, und spätestens als der Nationalstürmer zwei Minuten vor der Halbzeit zum 4:1 traf, waren die Engländer besiegt.
Die weiteren Tore durch Jan Simon (57., Strafecke), Jonas Fürste (63.) und erneut Miltkau (64.) waren letztlich verdienter Ausdruck der Überlegenheit. "Wir haben über die gesamte Spieldauer die Kontrolle behalten", sagte Schultze. "Das ist die Fortentwicklung im Vergleich zu vergangener Saison, die ich mir erhofft habe." Bis zu diesen Ostertagen hatten seine Spieler diese allerdings nicht gezeigt. In der Bundesliga waren zum Rückrundenauftakt die drei Partien gegen die Topteams aus Köln, Mülheim und Berlin jeweils 3:4 verloren gegangen, was den Klub in eine kurze Sinnkrise gestürzt hatte.
"Wir mussten uns nach der verkorksten Hinrunde erst einmal fangen", sagte Mittelfeldregisseur Moritz Fürste, der beim 3:0 im Achtelfinale gegen Polo Barcelona am Karfreitag ebenso überzeugt hatte wie gegen Beeston. "Aber wir sind als Team erfahrener geworden. Jetzt sind wir in der Spur und werden richtig durchstarten!" Tatsächlich stehen die Chancen gut, in der EHL, dem Lieblingswettbewerb des UHC, den dritten Titel nach 2008 und 2010 zu gewinnen. Im Halbfinale am Pfingstsonnabend (12 Uhr) kommt es zum deutsch-niederländischen Duell mit dem HC Rotterdam. Wo das Final-Four-Turnier ausgetragen wird, wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Auch wenn UHC-Präsident Horst Müller-Wieland die besten europäischen Klubteams gern auf der heimischen Anlage begrüßen würde, geht die Tendenz klar in Richtung Niederlande, wo die wichtigsten EHL-Sponsoren ansässig sind.
Fürste und seinen Teamkollegen wäre eine erneute Holland-Reise auch genehm, liegt das Hauptaugenmerk doch sowieso nicht auf internationalen Meriten. "Wir haben uns geschworen, dass wir jetzt in der Bundesliga voll angreifen wollen", sagte der Nationalspieler. Neun Punkte Rückstand auf Rang vier, der zur Teilnahme an der Endrunde am 2./3. Juni in Berlin berechtigt, sind in der Form von Rotterdam keine Hypothek, die beim UHC irgendjemanden schrecken würde. "Den Schwung aus EHL müssen wir jetzt nutzen", sagte Trainer Schultze.
International Schwung für die Liga holen, das war auch der Plan des Clubs an der Alster gewesen, der als deutscher Meister um den Klassenerhalt kämpft. In Rotterdam gab es jedoch einen weiteren Nackenschlag. Beim 1:3 im Achtelfinale gegen die Briten vom Reading HC leistete sich das Team von Cheftrainer Joachim Mahn den Luxus, nur eine seiner acht Strafecken zu nutzen. Jonathan Fröschle traf zum 1:2 (61.). "Das ist mir unbegreiflich", zürnte Mahn, und Routinier Sebastian Biederlack sagte: "Dieses Spiel spiegelt perfekt unsere Saison wider: 65 Minuten Spiel auf ein Tor, und dennoch 1:3 verloren." Am Sonnabend empfängt Alster als Tabellenletzter nun ausgerechnet den UHC zum Lokalderby. Nach den Eindrücken des Osterwochenendes dürften sie sich bei Alster wünschen, dass der Tag möglichst schnell vergeht.
Auch die Damen des UHC haben das Final-Four-Turnier im Landesmeisterwettbewerb erreicht, dessen Austragungsort ebenfalls noch nicht feststeht. Das Team von Trainer Kais Al Saadi besiegte im Viertelfinale im spanischen San Sebastian den gastgebenden Klub Real Sociedad durch Tore von Marie Mävers (3.), Jennifer Plass (19.), Pia Oldhafer (34.) und Eileen Hoffmann (51.) mit 4:1. Im Halbfinale wartet der Club de Campo Madrid, der sich im Viertelfinale in Brüssel gegen den zweiten Hamburger Vertreter Klipper THC 2:0 nach Verlängerung durchsetzte.