Die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga sind vergeben. Sky behält Live-Rechte im Bezahlfernsehen, bild.de sichert sich Web-Rechte.
Frankfurt. Die ARD-Sportschau und der Pay-TV-Sender Sky gehen als Sieger des Millarden-Pokers um die nationalen Medienrechte an der Fußball-Bundesliga hervor. Dies gab die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Dienstag auf ihrer Vollversammlung in Frankfurt/Main bekannt. Künftig wird die DFL durchschnittlich 628 Millionen pro Jahr einnehmen. Das sind über 200 Millionen mehr als bisher. Die Bundesliga kann sich über einen finanziellen Quantensprung freuen. Mit dem neuen Vertrag ist die ARD-Sportschau gerettet und Sky im siebten Himmel. Für die TV-Zuschauer bleibt bis mindestens 2017 nahezu alles beim Alten.
Das Gesamtvolumen von 2,511 Milliarden entspricht einer Steigerung von mehr als 52 Prozent. „Die heutige Entscheidung ist ein Quantensprung für die Bundesliga. Das ist ein guter Tag für den deutschen Fußball“, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball: „Wir hatten drei Punkte zu betrachten: Die Interessen der Profivereine, die Sehgewohnheiten der Fans und die Wünsche der Medienpartner. Ich denke, dass uns das gelungen ist.“
+++ Bieterduell um TV-Rechte macht Sky zu schaffen +++
Auch die Telekom hatte um die Live-Rechte mitgeboten und so den Preis in die Höhe getrieben, ging aber auch bei den IP-Verwertungsrechten leer aus. Die Axel Springer AG erhielt die Rechte, eine Stunde nach Spielschluss sogenannte „Web/Mobile-Clips“ im Internet und auf mobilen Endgeräten zu zeigen. Mit dem Erwerb der Internet-Rechte für die Höhepunkte aller Bundesliga-Spiele kommt der Springer-Verlag auf dem Weg zum digitalen Medienhaus einen Riesenschritt weiter. Das Geschäft mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) beschert dem "Bild“-Zeitungskonzern ein höchst attraktives Bezahlangebot für das weltweite Netz.
Tatsächlich war das sogenannte Paket M höchst begehrt. Insgesamt neun Interessenten hatten sich nach DFL-Angaben für diese Rechte beworben, für die der Axel-Springer-Konzern ein „wirtschaftlich vernünftiges Angebot“ hinterlegt habe, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte, ohne weitere Zahlen nennen zu wollen. Nach dpa-Informationen handelt es sich um etwas mehr als fünf Millionen Euro pro Saison.
Ob für PCs, Tablets oder Smartphones – mit wenigen Klicks können Nutzer von der Spielzeit 2013/14 an das Beste aller Spiele aus der 1. und 2. Liga zusammengefasst sehen. Die Clips sollen pro Begegnung 90 Sekunden bis sechs Minuten lang sein. „Wir sind von der Attraktivität unseres Produktes überzeugt. Das Ergebnis zeigt, dass wir mit dieser Einschätzung nicht ganz falsch liegen“, sagte DFL-Chef Christian Seifert. Ob auf bild.de oder über Apps – die Bundesliga könnte sich als Wachstumsbeschleuniger bei Springers Web-Ambitionen erweisen. Mehr als 30 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet der Konzern bereits im Internet.
Der Abruf der Höhepunkte soll eine Stunde nach Spielende als Pay-Angebot und ab Mitternacht frei empfangbar möglich sein. Ein konkreter Preis stehe noch nicht fest, sagte die Sprecherin. Bei den Spielen am Freitag und Sonntag werden bereits 60 Minuten nach Abpfiff die Höhepunkte gezeigt, am Samstag laufen die Zusammenfassungen der 15.30-Spiele um 18.30 Uhr, von 21.15 Uhr an folgt das Top-Spiel. Das gleiche gelte für die 2. Liga.
Die Rechtepakete seien „wie gemacht“ für die Bezahlstrategie von „Bild“, erklärte Donata Hopfen, Geschäftsführerin von Bild digital. Der Erwerb sei ein wichtiger Schritt, um auf allen digitalen Endgeräten ein attraktives Bezahlangebot etablieren zu können. Alfred Draxler, stellvertretender Chefredakteur von „Bild“, spricht von der „Bundesliga-Kompetenz“ des Boulevardblattes, mit der man die DFL überzeugt habe.
Der Kauf passt auch in die Marschrichtung von Konzernchef Mathias Döpfner, der den Ausbau des Internet-Geschäfts ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt hat. Das Unternehmen will in den nächsten Jahren jeweils die Hälfte seines Umsatzes aus Print und Online erwirtschaften. Der Axel-Springer-Konzern verdiene seine Geld nicht mit dem Bedrucken von Papier, sondern mit Inhalten, hatte Döpfner mehrfach gesagt. Bereits 2011 hatten die digitalen Werbeerlöse mit 791 Millionen Euro entsprechende Erlöse im deutschen Printgeschäft (643 Millionen Euro) überflügelt.
Sky-Aktie steigt deutlich
Großer Gewinner des Wettbietens ist Sky. Zudem beschert der neue Deal den 36 Erst- und Zweitligisten Rekordzahlen. Die Gesamtsumme der TV-Einnahmen lag bisher bei lediglich 412 Millionen Euro pro Jahr. Die ARD darf weiterhin samstags ab 18.30 Uhr eine Zusammenfassung der Spiele zeigen. Auch das ZDF-Sportstudio bleibt erhalten.
Die Sky-Aktie setzte prompt zu einem Höhenflug an. Schon vor der offiziellen Bekanntgabe stieg das Papier um mehr als 23 Prozent. Die Aktie der Deutschen Telekom, die ihr Fußball-Engagement ausweiten wollte, blieb zunächst nahezu unverändert.
Im europäischen Vergleich holt die Bundesliga weiter auf. Denn in Frankreich sind die Einnahmen aus den TV-Verträgen bereits rückläufig. Die Ligue 1 kassiert nur noch 570 Millionen Euro jährlich, zwischen 2008 und 2012 waren es noch 668 Millionen Euro gewesen. Platzhirsch bleibt die englische Premier League, die alleine aus den Pay-TV-Rechten 770 Millionen Euro generiert.
Bislang zahlte Sky 250 Millionen Euro im Jahr, die ARD überwies insgesamt 100 Millionen Euro. Das ZDF legte für das Aktuelle Sportstudio rund 20 Millionen Euro auf den Tisch. Die Telekom zahlte für die IPTV-Rechte bisher 25 Millionen Euro, der Spartensender Sport1 für die Rechte an der 2. Bundesliga zehn Millionen Euro.
Mit Material von sid und dpa