Deutscher Meister nach Sieg im DFB-Pokal in Fürth in der Kritik - Vermeintlich rassistische „Beleidigungen“ von Großkreutz? 23-Jähriger bestreitet Vorwürfe

Fürth. Kevin Großkreutz ist ein emotionaler Typ, einer, der polarisiert, einer, der das BVB-Emblem im Herzen trägt. Das zeichnet ihn aus. Aber manchmal schießt der 23-Jährige von Borussia Dortmund über das Ziel hinaus - und zwar meist dann, wenn es um seinen Lieblingsfeind Schalke 04 geht.

So geschehen auch am Dienstagabend: Anstatt den glücklichen Pokal-Erfolg des deutschen Meisters gegen die SpVgg Greuther Fürth zu genießen, hatte Großkreutz nichts Besseres zu tun, als die Rivalen und Ex-Schalker Mike Büskens und Gerald Asamoah zu provozieren. Ob er beide sogar beleidigt hat, sei dahingestellt. Dieses Verhalten sei eines Nationalspielers nicht würdig und peinlich, meinte Büskens anschließend. Zu Recht.

Auch im oft sehr emotionalen Fußball-Geschäft, gerade kurz nach Spielschluss, ist es ratsam, sich unter Kontrolle zu halten. Großkreutz - unbestritten ein starker Fußballer - hat in Fürth eine Chance vergeben, sich als wahrer Sportsmann zu zeigen.

Einen Zusammenhang mit der Tatsache herzustellen, dass der Dortmunder schon länger nicht mehr von Bundestrainer Joachim Löw berücksichtigt wird, ist möglicherweise gewagt - aber wohl auch nicht ganz von der Hand zu weisen.

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Büskens contra Großkreutz: Heftiger Zwist nach "Sternstunde“

Nach der „glücklichen Sternstunde“ für Borussia Dortmund flammte die ewige Rivalität mit Schalke 04 wieder einmal auf - und dies rund 450 km vom Revier entfernt. Ein heftiges Wortgefecht zwischen Nationalspieler Kevin Großkreutz vom BVB und den beiden ehemaligen Schalkern Mike Büskens und Gerald Asamoah sorgte nach dem Last-Second-Sieg des deutschen Fußball-Meisters im DFB-Pokal-Halbfinale bei der SpVgg Greuther Fürth für erhebliche Misstöne. Der Disput, in dem es sogar rassistische Beleidigungen gegeben haben soll, trübte kurz sogar die Festtags-Stimmung bei den Borussen und drängte nach dem 1:0 nach Verlängerung auch einen völlig verrückten, letztendlich aber missglückten Torwartwechsel der Fürther in den Hintergrund.

„Er vertritt die bundesdeutschen Farben. Was da kommt, ist peinlich und traurig. Dass es wegen meiner weiß-blauen Vergangenheit Vorbehalte gibt, ist okay. Aber wie man da tiutuliert wird - ich erwarte mehr Respekt. Er soll mich in Ruhe lassen“, giftete Büskens in Richtung Großkreutz und fügte an: „Ich habe gelernt, dass man nach einer Niederlage Charakter zeigen soll, das gilt aber auch im Siegesfall. Dafür ist er aber nicht bekannt.“

Im Anschluss an den Siegtreffer in der 120. Minute ausgerechnet durch den Ex-Nürnberger Ilkay Gündogan waren zunächst der Dortmunder Großkreutz und der ehemalige Schalker Asamoah aneinandergeraten. Nach dem Schlusspfiff war auch noch Büskens in den Zwist verwickelt gewesen, in dem Großkreutz die beiden früheren Königsblauen provoziert und beleidigt haben soll. „Zu so einem Typen brauch ich nicht viel sagen, er ist es nicht wert, darüber zu reden. So ein Typ interessiert mich gar nicht“, sagte Ex-Nationalspieler Asamoah.

Großkreutz selbst spielte den Vorfall herunter: „Das passiert eben im Fußball.“ Er widersprach aber energisch Spekulationen, wonach er den gebürtigen Ghanaer rassistisch beleidigt haben soll. „Das ist schlichtweg falsch! Wer mich kennt, weiß dass ich so etwas nicht mache. Ich habe überhaupt nichts zu ihm gesagt, sondern nur mit beiden Fäusten gejubelt“, sagte er am Tag nach dem Spiel der Bild-Zeitung.

Unterstützung erhielt er am Mittwoch auch von seinem Trainer Jürgen Klopp. „Ich bin felsenfest überzeugt, dass Kevin keine dieser Aussagen getätigt hat. Kevin ist hier bei uns in der Mannschaft der Auslandsbeauftragte, er ist der beste Freund von Lucas Barrios, von Shinji Kagawa. Rassistisches Denken wohnt nicht in ihm“, sagte Klopp und fügte an: „Ich weiß, dass er es nicht gesagt hat, möglicherweise ist die Farbe Blau mal erwähnt worden, aber ganz bestimmt keine andere.“

Ansonsten hatte Klopp wenig Lust, über das Thema zu sprechen, zu groß war seine Freude, das Pokalfinale am 12. Mai in Berlin erreicht und die Chance auf das Double gewahrt zu haben. Gündogan habe mit seinem Treffer „Geschichte geschrieben. Das ist geil und fühlt sich sehr gut an“, betonte Klopp euphorisiert und fügte mit Blick auf den möglichen Gegner an: „Das ist mir vollkommen egal. Wir sind schon mal da.“

Dass die Borussia, die am Sonntag in Köln in der Liga ihre beeindruckende Serie von 20 Spielen ohne Niederlage fortsetzen will, erstmals seit 2008 wieder im Endspiel steht, kam allerdings äußerst glücklich zustande. Als Liga- und BVB-Präsident Reinhard Rauball auf der Tribüne schon überlegte, „wen ich Elfmeter schießen lassen würde“, zog Gündogan ab, der Ball prallte vom Pfosten an den Rücken von Fürths Torhüter Jasim Fejzic und von dort ins Tor. Besonders bitter war der Gegentreffer auch deshalb, da Fejzic wenige Sekunden zuvor für Stammkeeper Max Grün eigens für ein Elfmeterschießen eingewechselt worden war.

„Sie haben sich zwei Minuten zu früh auf das Elfmeterschießen eingestellt“, stichelte Klopp, der ansonsten voll des Lobes über Büskens und dessen Fürther war: „Diese Mannschaft gehört in die Bundesliga.“

Dafür konnte sich der fränkische Altmeister nach einem Spiel allerdings wenig kaufen. Völlig konsterniert und frustriert fielen die Beinahe-Pokalhelden nach dem „Verzweiflungsschuss“ (Rauball) in sich zusammen. „Das ist bitter und tragisch“, meinte Büskens. Dann forderte er sein Team aber im Kampf um den lange ersehnten Aufstieg in die Bundesliga auf, „dass wir jetzt wieder aufstehen müssen“, damit das Saisonende „schöner wird“.

In Dortmund soll es auch ein schönes Saisonende geben, erstmals in der Vereinsgeschichte mit dem Double. Doch schon jetzt sprach Rauball, für den der Finaleinzug eine „glückliche Sternstunde“ ist, von „einer tollen Saison“. Das verdiene schon jetzt „höchsten Respekt“.