“Bei Dortmund kostet ein Spieler mehr als unsere ganze Mannschaft“, sagt Trainer Büskens. Doch in Franken treffen sich die Liga-Spitzen.

Fürth/Dortmund. Die Rollen sind klar verteilt. Für Außenseiter Greuther Fürth ist es das Spiel der Spiele und die große Chance, der bislang schon herausragenden Saison eine historische Note zu verleihen. Für Meister Borussia Dortmund ist es dagegen eine Pflichtaufgabe, wenn auch eine schwere, und ein weiterer Schritt zum möglichen ersten Double der Vereinsgeschichte. So findet Meistertrainer Jürgen Klopp vor dem Pokal-Halbfinale am Dienstag (20.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) in der seit Wochen mit 15.500 Zuschauern ausverkauften Fürther Arena deutliche Worte: „Wir verspüren eine große Vorfreude, weil wir unglaubliche Ambitionen haben. Es wird mit Sicherheit richtig schwer, aber Fürth hat bisher kein Spiel gegen eine Mannschaft wie Dortmund gemacht.“

Dortmund und Bayern zeigen keine Schwäche

Klopp will nach Berlin, es wäre sein erstes Endspiel. Und auch der BVB hat sich in der jüngeren Vergangenheit im Cup-Wettbewerb eher selten mit Ruhm bekleckert. Der Finaleinzug 2008, der mit einer 1:2-Niederlage gegen Bayern München endete, war da noch die Ausnahme. Ansonsten gab es in der jüngeren Vergangenheit viele Enttäuschungen und Blamagen. Der letzte Triumph liegt gar schon 23 Jahre zurück. Der heutige Stadionsprecher Norbert Dickel hat damals Dortmund zum Sieg beim 4:1 gegen Werder Bremen geschossen. „Er hat damals ein eigenes Lied bekommen. Ich finde, wir könnten mal ein neues schreiben“, ergänzte Klopp.

Ganz so weit ist es noch nicht. Erst einmal muss der BVB die Franken aus dem Weg räumen. Mit der Referenz von zuletzt 20 Bundesliga-Spielen ohne Niederlage und 25 von 27 möglichen Punkten in der Rückrunde fährt der Meister ins Frankenland.

Doch Vorsicht ist geboten. Fürth ist das Gegenstück zum BVB in der zweiten Liga. Die Mannschaft von Trainer Mike Büskens ist ebenfalls Spitzenreiter, lässt damit aktuell wie der BVB den eigentlichen Topfavoriten (Eintracht Frankfurt bzw. Bayern München) hinter sich und hat zuletzt vier Mal in Folge gewonnen. Erst am Sonnabend gab es in eindrucksvoller Manier einen 4:1-Sieg bei 1860 München. „Gefühlt ist Fürth ohnehin ein Erstligist, weil sie immer an der Schwelle zur ersten Liga stehen. Das wird ein ganz heißer Tanz“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Das mussten Klopp und Dortmund auf unliebsame Weise schon des Öfteren feststellen. So verlor Klopp – damals allerdings noch als Trainer von Mainz 05 – die letzten sechs Spiele gegen Fürth allesamt. Und im Pokal haben die Westfalen in der Saison 1990/91 eine der größten Blamagen in der Klubgeschichte erlebt. Beim damaligen Viertligisten Fürth verloren sie in der ersten Runde 1:3. Aus den anderen beiden Duellen ging der BVB aber als Sieger hervor: 1974/75 hieß 1:1 und 1:0, 1997/98 dann 4:2.

Das ist schon lange her, wird sich Gerald Asamoah denken, für den Spiele gegen Dortmund als ehemaliger Schalker immer noch etwas ganz Besonderes sind. „Lüdenscheid ist nur ein Bonus“, sagt der frühere Nationalspieler. Ein Sieg wäre für Asamoah eine Genugtuung, hatte er doch 2007 mit Schalke in Dortmund die Meisterschaft verspielt.

„Bei Dortmund kostet ein Spieler mehr als unsere ganze Mannschaft. Und wenn wir den Wert unseres Stadions dazu addieren, kommen wir vielleicht auf den Marktwert von Mario Götze“, sinnierte Trainer Mike Büskens, der am Montag seinen 44. Geburtstag feierte. Als ehemaliger Schalker mit viel Herz und Leidenschaft ist er besonders heiß gegen die BVB-„Vollraketen“, wie er den Erstliga-Spitzenreiter bezeichnete.

Aufstieg für Büskens wichtiger als das Pokalfinale

Greuther Fürths Trainer Büskens hat vor dem Duell gegen Borussia Dortmund noch einmal auf das wichtigste Saisonziel der Franken hingewiesen. „Wir reden hier von einem Pokal-Halbfinale. Es gibt kaum etwas, was für uns in Fürth bedeutender sein könnte als dieser Tag – außer dem Aufstieg in die erste Liga“, sagte der 44-Jährige der „Süddeutschen Zeitung“ und ergänzte: „Der Aufstieg ist und bleibt Saisonziel Nummer eins.“

Der erstmalige Einzug in ein Pokalfinale hätte für Fürth neben dem Millionen-Segen wohl eine weitere positive Begleiterscheinung, wäre doch damit auch fast schon die Europa-League-Premiere besiegelt. Denn der mögliche Endspielgegner (Bayern München oder Borussia Mönchengladbach) wird nach jetzigem Stand mit ziemlicher Sicherheit einen Platz unter den besten Vier belegen und damit in die Champions League bzw. der Qualifikation zur Königsklasse einziehen. So werden umgekehrt die Kandidaten auf den siebten Platz in der Bundesliga am Dienstag mit dem BVB sympathisieren. (dapd/dpa)