Aufsteiger Kamke und der hoch eingeschätzte Petzschner haben ihre Hürden in Wimbledon übersprungen. Kiefer schied hingegen aus.
London. Die deutschen Tennisprofis sind bei den 124. All England Championships in Wimbledon für jede Überraschung gut. Nachdem am Eröffnungstag des prestigeträchtigsten Grand-Slam-Turniers gleich sieben Akteure des Deutschen Tennis Bundes (DTB) ihre Auftakthürde souverän meisterten, trumpften am Dienstag Youngster Tobias Kamke, der hoch eingeschätzte Philipp Petzschner und Andreas Beck mächtig auf. Während Debütantin Andrea Petkovic und Rückkehrer Nicolas Kiefer scheiterten, drehte Kamke ein längst verloren geglaubtes Match gegen Guillermo Garcia-Lopez aus Spanien.
Durch ein 5:7, 2:6, 7:5, 6:4, 6:4 zog der Lübecker erstmals in Runde zwei ein – wie der Stuttgarter Beck, der den Briten Jamie Baker mit 7:6 (7:4), 6:3, 6:4 besiegte. Der an Nummer 33 gesetzte Petzschner durchlebte beim 6:4, 7:6 (8:6), 4:6, 2:6, 6:4-Erfolg gegen den Franzosen Stephane Robert eine Achterbahnfahrt der Emotionen, die der Bayreuther nach eigener 2:0-Satzführung selbst initiiert hatte.
„Es ist ein Riesengefühl, fünf Sätze gespielt zu haben und gleich gewonnen zu haben“, sagte der 24-Jährige Kamke, der schon in Roland Garros mit dem Einzug in die zweite Runde aufhorchen ließ und nun vor einer Revanche gegen Andreas Seppi steht. Dem 26-Jährigen aus Südtirol war die aktuelle Nummer 126 der Weltrangliste vor zwei Jahren in seinem bis dato einzigen Match im Hauptfeld des berühmten Rasenturniers im Londoner Südwesten noch nicht gewachsen gewesen. Beck erwartet den Franzosen Julien Benneteau. Petzschner, der als achter der zwölf deutschen Tennis-Herren weiter kam, bekommt es mit dem Polen Lukasz Kubot zu tun.
Die Wimbledon-Premiere von Andrea Petkovic ging ebenso daneben wie der 13. Auftritt von Nicolas Kiefer auf dem Heiligen Rasen. Der Hannoveraner, der nach langer Verletzungspause nur dank einer Wildcard an den Start gehen konnte, unterlag dem Spanier David Ferrer 4:6, 2:6, 3:6 und verabschiedete sich nach Simon Greul und dem verletzten Michael Berrer als dritter der zwölf deutschen Herren.
„Unterm Strich hatte ich mir viel mehr ausgerechnet“, sagte der Viertelfinalist von 1997. „Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt“. Wenigstens die zweite Runde erreichen wollte Routinier Kiefer, der am 5. Juli 33 Jahre alt und am Ende des Jahres zum ersten Mal Vater werden wird. Denn dann kommt die Queen erstmals seit 33 Jahren wieder nach Wimbledon. „Daraus wird jetzt nichts.“
Das gilt auch für Andrea Petkovic nach dem 6:3, 4:6, 4:6 gegen Anna Tschakwetadse nichts. Nach nur 1:52 Stunden musste die Darmstädterin, die in Abwesenheit der verletzten Vorjahres-Viertelfinalistin Sabine Lisicki als Hoffnungsträgerin im deutschen Team galt, als vierte der sechs deutschen Damen ihre Tennistasche wieder packen. Ein Los, das sie mit den Finalistinnen von Roland Garros teilte: Nach Paris-Siegerin Francesca Schiavone aus Italien schied auch die Australierin Samantha Stosur aus.
RIESEN-GLÜCK FÜR FEDERER
„Die Niederlage geht in Ordnung“, sagte s'Hertogenbosch-Finalistin Petkovic, die das erhoffte Center-Court-Erlebnis gegen Titelverteidigerin Serena Williams absagte. „Sie war das Quäntchen besser.“ Dass es keine leichte Aufgabe werden würde, hatte Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner prophezeit. Denn nur scheinbar war die aktuell auf Platz 118 der Weltrangliste notierte frühere Top-Ten-Spielerin ein leichtes Los für die aktuell stärkste deutsche Spielerin, die sich schon auf Platz 33 verbessert hat - Tendenz aufsteigend.
Der Stuttgarter Michael Berrer gab beim Stand von 6:3, 7:5 für den Ukrainer Illya Marchenko wegen erneuter Probleme im Sprunggelenk auf. Die Verletzung hatte ihn schon zur Absage in Halle gezwungen und führt nun dazu, dass der 100-Kilo-Mann seinen 30. Geburtstag am 1. Juli daheim feiern kann. Simon Greul unterlag dem Franzosen Florent Serra mit 6:7 (2:7), 3:6, 2:6.