Der Schweizer scheiterte im Viertelfinale der French Open überraschend mit 6:3, 3:6, 5:7 und 4:6 am Vorjahresfinalisten aus Schweden.
Paris. Titelverteidiger Roger Federer ist im nassen Sand von Paris böse ausgerutscht und hat erstmals seit sechs Jahren das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers verpasst. Der Schweizer scheiterte im Viertelfinale der French Open überraschend mit 6:3, 3: 6, 5:7, 4:6 am Vorjahresfinalisten Robin Söderling aus Schweden. Das Aus könnte Federer die Weltranglisten-Führung kosten, falls sein Dauerrivale Rafael Nadal (Spanien) am Sonntag in Roland Garros gewinnt.
Grand-Slam-Rekordsieger Federer hatte Söderling in den entscheidenden Phasen nichts entgegenzusetzen und schlich nach der ersten Niederlage gegen den Aufschlagriesen im 13. Duell mit hängendem Kopf vom Court Philippe Chatrier.
Die Entscheidung fiel im vierten Satz, als dem cool aufspielenden Weltranglisten-Siebten Söderling das Break zum 5:4 gelang. Nach 2:30 Stunden verwandelte der 25-Jährige seinen ersten Matchball und feierte seinen Triumph mit der Becker-Faust. Im Halbfinale trifft Söderling am Freitag auf Tomas Berdych (Tschechien), der den Russen Michail Juschni mit 6:3, 6:1, 6:2 bezwang.
Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks hatte Federer bei den vorherigen 23 Major-Turnieren in Folge jeweils mindestens das Semifinale erreicht und damit wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Zuletzt hatte der 28-Jährige im Mai 2004 in Roland Garros ein Major-Semifinale verpasst.
Federer hatte gegen Söderling beim Stand von 5:4 im dritten Durchgang einen Satz- beziehungsweise Breakball nicht nutzen können. Nach einer kurz darauf folgenden 75-minütigen Regenpause kam der Schwede besser aus den Startlöchern und beendete den Satz mit einem Ass. Der Schweizer fand auch in der Folge nur selten ein Mittel gegen die starken Aufschläge des 1,93 m großen Söderling.
HENIN SAGT ADIEU
Damit wurde vorerst auch die Rekordjagd von Federer gestoppt. Hätte der Melbourne-Sieger das Halbfinale von Paris erreicht, wäre er am 7. Juni definitiv in seine 286. Woche als Weltranglistenerster gegangen und hätte damit den Rekord von Pete Sampras (USA) zunächst egalisiert.
Federers Viertelfinal-Aus stellte auch Francesca Schiavones Sprung in die Geschichtsbücher in den Schatten: Die 29-jährige Mailänderin ist durch ihren Halbfinal-Einzug die erste Italienerin, die den Sprung in die Runde der letzten vier bei einem Grand-Slam-Turnier schaffte.
Mit einer beeindruckenden Gala entzauberte die an Nummer 17 gesetzte Schiavone die Weltranglisten-Dritte Caroline Wozniacki (Dänemark) beim 6:2, 6:3 und küsste nach dem Matchball den roten Sand von Roland Garros: "Das kam aus tiefstem Herzen. Es waren großen Emotionen, von diesem Moment habe ich immer geträumt", erklärte das 1,66 Meter kleine Energiebündel, das bereits 280.000 Euro Preisgeld sicher hat."
In Schiavones Box schwenkte ihr Anhang nach der historischen Tat stolz die italienische Flagge, während die Gefeierte von der Freude überwältigt zu Boden ging. «Da kamen all die Erinnerungen an das harte Training der letzten Jahre hoch», berichtete Schiavone. In der Vorschlussrunde trifft sie auf Jelena Dementjewa, die in einem rein russischen Duell Nadia Petrowa mit 2:6, 6:2, 6:0 besiegte.
Vor neun Jahren war Schiavone im Viertelfinale von Roland Garros gescheitert. Im zwölften Profijahr gelang der zweimaligen Fed-Cup-Siegerin jetzt ihr bislang größter Erfolg.
Dagegen platzte für US-Open-Finalistin Wozniacki der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel wie eine Seifenblase. Die 19-Jährige, die jüngst von Platz zwei auf drei der Weltrangliste abrutschte, hatte im September 2009 das Endspiel der US Open in New York gegen Kim Clijsters (Belgien) verloren. "Mein großes Ziel bleibt, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen", sagte Wozniacki.