Im Halbfinale trifft Inter Mailands Lucio auf Barcelonas “Zauberflo“ Messi. Im Live-Ticker auf abendblatt.de ab 20:45 Uhr.
Mailand. Vom Strategen Louis van Gaal verschmäht, beim selbsternannten besten Trainer der Welt zur Führungsfigur gereift: Der frühere Bayern-Innenverteidiger Lucio ist bei Inter Mailand unter Jose Mourinho zum wichtigsten Spieler in der Abwehr aufgestiegen. Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag gegen Titelverteidiger FC Barcelona hatte der Brasilianer zusammen mit seinen Teamkollegen nur eine Aufgabe: Weltfußballer Lionel Messi stoppen.
Lucio ist der verlängerte Arm Mourinhos. Der von Starallüren nicht freie Trainer überschüttet seinen Innenverteidiger förmlich mit Lob und preist ihn als unverzichtbar. Lucimar da Silva Ferreira besticht in seiner ersten Spielzeit in der Serie A durch eine beeindruckende Konstanz in den Leistungen. „Lucio ist die Garantie unserer Abwehr. Ich kann ihm vollkommen vertrauen. Auf ihn können wir einfach nicht verzichten“, sagte Mourinho über den ehemaligen Leverkusener. Lucio verbindet die von Mourinho geforderte Kontrolle des Spiels mit seiner bereits aus der Bundesliga bekannten Offensivkraft.
Zwei Tore hat der knapp 1,90 m große Recke in dieser Saison erzielt, eines davon sicherte den Einzug in das Pokalhalbfinale. In der Runde der letzten Vier absolvierte Lucio dann beim 1:0 gegen den AC Florenz sein bis dahin bestes Spiel für die Nerazzurri, als er Weltmeister Alberto Gilardino fast zur Verzweiflung trieb.
In München war Trainer Louis van Gaal von den Qualitäten des 31-Jährigen nicht überzeugt und ließ ihn für rund acht Millionen Euro nach Mailand ziehen. Ein Schnäppchen für Inter. Dennoch hatte Lucio schwer damit zu kämpfen, von Tulpen-General van Gaal einfach so abserviert worden zu sein. „Der Abschied war respektlos. Ich hätte mir gewünscht, dass der Trainer erst mal mit mir spricht, bevor er sich festlegt“, sagte Lucio.
Selbst bei den derzeit erfolgsverwöhnten Bayern vermisst so manch einer die Defensivkünste Lucios. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer betonte immer wieder, dass der Abgang Lucios nicht kompensiert worden sei und man sich in der Abwehr verstärken müsse.
Der Fußball-Kaiser bekommt beim Thema Lucio jedoch auch Gegenwind aus dem eigenen Verein. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verteidigte den Abgang des Brasilianers auch als notwendigen Schritt, damit Talente aus dem eigenen Verein den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. „Der Verkauf von Lucio war gut und richtig, weil sonst einer wie Holger Badstuber nie eine Chance bekommen hätte“, sagte Rummenigge. Lucio hat den Abgang bei Bayern mittlerweile verdaut und spielt bei Inter in der Form seines Lebens. Besonnen und abgeklärt dirigiert er seine Nebenleute, mit erstklassigem Stellungsspiel lässt er Torchancen für den Gegner gar nicht erst entstehen. Für drei Jahre hatte Lucio bei Inter unterschrieben, eine Rückkehr in die Bundesliga kommt für ihn nicht mehr in Frage. Der Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft will seine Karriere in Italien beenden.